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Wettlauf gegen die Zeit

4. Oktober 2007

In einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit sind in einer südafrikanischen Goldmine 2500 eingeschlossene Bergleute gerettet worden. Mehr als 700 sind noch in zwei Kilometern Tiefe eingesperrt - und die Luft wird knapp.

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Gruppe von Minen-Arbeitern (AP Photo/Themba Hadebe)
Glück im Unglück hatte dieser gerettete KumpelBild: ap
(AP Photo/Themba Hadebe)
Gruppe von Minen-Arbeitern

In der 80 Kilometer von Johannesburg entfernten Elandsrand-Goldmine hatte am Mittwochabend (3.10.2007) ein fallendes Rohr die Stromleitung im Schacht durchtrennt und so den einzigen Fahrstuhl in den Schacht zu den Bergleuten lahm gelegt, sagte Bergwerkssprecherin Amelia Soares. In der Nacht wurden die ersten Kumpel mit einem Förderkorb an die Oberfläche gezogen, in dem normalerweise Abraum transportiert wird.

Nach der Wiederherstellung der Stromversorgung lief am frühen Donnerstagmorgen die Rettungsaktion für die etwa 3200 Bergleute an. Da lediglich 75 im Förderkorb Platz haben, können in einer Stunde nur rund 300 Kumpel geborgen werden. Soares äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass bis zum Nachmittag alle Eingeschlossenen in Sicherheit seien. Ein Sprecher der Bergwerksbetreiber erklärte im Rundfunk, die noch eingeschlossenen Kumpel säßen in unterschiedlichen Schächten fest. Einige von ihnen hätten keine Luftversorgung, da die Stromversorgung in einigen Schächten unterbrochen sei. Dort sei die Lage kritisch, und auch die Temperaturen seien dort recht hoch.

Hunger, Durst, Warten

Die herausgeholten Kumpels waren "bei guter Gesundheit" und benötigten keine medizinische Hilfe, sagte Soares. Gerettete Bergleute hätten vor allem über Hunger und Durst geklagt, sagte Soares. Die anderen würden "geduldig" darauf warten, bis sie an der Reihe seien. Bei dem Unglück sei niemand verletzt worden, betonte sie.

Nach Angaben der Grubenleitung haben die Eingeschlossenen Zugang zu Wasser. Das ist wegen der hohen Temperaturen unter Tage besonders wichtig - in 2000 Meter Tiefe können die Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius betragen. Auch eine ausreichende Luftzufuhr sei vorhanden. Einige der Kumpel waren bereits seit der Dienstag-Nachtschicht unter Tage und nach der langen Zeit des Wartens erschöpft. Nahrungsmittel sollen aber bewusst nicht in die Tiefe geschickt werden, um eine Panik zu vermeiden. Verängstigte Angehörige versammelten sich am Bergwerk, um auf die Ankunft der geborgenen Berarbeiter zu warten und die neuesten Informationen zu hören.

Unfälle als Alltag

Betreiber Harmony Gold ist die fünftgrößte Goldminengesellschaft weltweit. Südafrika ist der größte Förderer von Platin und einer der größten Kohleproduzenten. Im Bergbau arbeiten mehr als 400.000 Menschen. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen. Alleine 2006 kamen 199 Bergleute unter Tage ums Leben, in diesem Jahr starben bis Ende Juli nach unbestätigten Berichten mindestens 110 Kumpel bei Arbeitsunfällen.

Die Bergarbeitergewerkschaften meinen, die meisten Unfälle wären durch ein Mehr an Sicherheit vermeidbar gewesen. (sams)