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Dresden gedenkt der Kriegsopfer

13. Februar 2017

Vor 72 Jahren wurde Dresden zerstört. Viele Jahre haderte die Stadt mit dem angemessenen Gedenken. Inzwischen wird nicht nur der Bombardierung, sondern auch der Opfer aktueller internationaler Konflikte gedacht.

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72. Jahrestag der Zerstörung Dresdens
Bild: picture alliance/dpa/S. Kahnert

Am Abend wurde mit einer Menschenkette an die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs im Februar 1945 erinnert. Nach Angaben der Stadt beteiligten sich rund 12.000 Menschen an der Aktion und verbanden Hand in Hand beide Seiten der Elbe miteinander, um ein Zeichen für Frieden und Weltoffenheit zu setzen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) legte zu Beginn der Erinnerungsfeierlichkeiten an einem Gedenkstein auf dem zentralen Altmarkt eine weiße Rose nieder. Dort waren die Leichen von fast 7000 Menschen verbrannt worden, die bei den Luftangriffen alliierter Bomber vom 13. und 14. Februar 1945 getötet worden waren. Hilbert betonte, wie wichtig es sei, "daran zu erinnern, was der Krieg an Leid über die Menschen bringt".

Geplant sind unter anderem Kranzniederlegungen, stilles Gedenken in der im Krieg zerstörten und vor wenigen Jahren wieder aufgebauten Frauenkirche und ein Mahngang entlang jener Orte, die an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert mti einer weißen Rose (Foto: DPA)
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert wurde für sein Verständnis des Gedenkens angefeindetBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Seit Jahren gibt es in Dresden eine Debatte um die Art des Gedenkens. Seit den 1990er Jahren benutzten Rechtsextremisten - wie auch am vergangenen Wochenende - den Tag für ihre Ideologie. Sie rechnen beispielweise die Opferzahlen hoch, um so "alliierte Kriegsverbrechen" zu belegen. Dagegen gerichtete Initiativen brauchten lange, um auf deren Aufmärsche durch die Dresdner Innenstadt an diesem Tag entsprechend zu reagieren.

Oberbürgermeister Hilbert hatte vor dem Gedenktag vor einem Dresdner "Opfermythos "gewarnt. Experten bezweifeln den Mythos von der "unschuldigen" Stadt. Sie war nicht nur eine Hochburg der Nazis, sondern auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Standort von Rüstungswerken.

Die drei aufrecht aufgestellten Busse vor der Dresdner Frauenkirche (Foto: Picture Alliance)
Das umstrittene Kunstwerk mit drei aufrecht aufgestellten Bussen soll an das Leiden der Bevölkerung in Aleppo erinnernBild: picture alliance/dpa/S. Kahnert

Wegen dieser Aussage und zweier Kunstinstallationen auf zentralen Plätzen, die an das Leid ziviler Opfer in aktuellen Krisen erinnern, war Hilbert in die Kritik geraten. Vor allem aus dem Umfeld der islam- und fremdenfeindlichen Pegida kam scharfe Kritik an den Kunstobjekten. Im ZDF-Morgenmagazin sagte Hilbert, solche Angriffe bedeuteten für ihn, "noch viel engagierter für die Stadt zu wirken." Er wolle weiter zu Diskussionen anregen und die Gesellschaft wachrütteln. Hilbert sah sich in sozialen Netzwerken auch Morddrohungen ausgesetzt.

Totale Zerstörung in kurzer Zeit

Zum Zeitpunkt des ersten Bombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945 läuten um 21.45 Uhr traditionell alle Kirchenglocken der Stadt. In einer Dokumentation des Deutschen Historischen Museums in Berlin heißt es zu den Angriffen:

"773 britische Bomber warfen in zwei Angriffswellen zunächst gewaltige Mengen an Sprengbomben ab. Durch die Zerstörung der Dächer und Fenster konnten die anschließend abgeworfenen etwa 650.000 Brandbomben eine größere Wirkung entfalten. Ihr Feuersturm zerstörte rund 80.000 Wohnungen, und ihre Hitzeeinwirkung deformierte sämtliches Glas in der Innenstadt."

Eine Fläche von zwölf Quadratkilometern wurde vollständig zerstört. Die Zahl der Opfer konnte nie genau ermittelt werden. Nach jüngsten Erkenntnissen einer von der Stadt beauftragten Expertenkommission kamen bis zu 25.000 Menschen ums Leben.

ust/stu (dpa, epd, kna)