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Drittes TUI-Rettungspaket mit Staatshilfen

2. Dezember 2020

Die Corona-Krise macht dem weltgrößten Reiseanbieter schwer zu schaffen. Nach zwei Hilfspaketen in Milliardenhöhe wird der deutsche TUI-Konzern nun noch einmal mit einer großen Summe Steuergeld unterstützt.

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Ein TUI-Flugzeug steht auf dem Flughafen Hannover
Viele Flugzeuge bleiben wegen der Pandemie am Boden oder starten mit nur wenigen Passagieren - das hat FolgenBild: Hauke-Christian Dittrich/dpa/picture alliance

Der TUI-Konzern bekommt weitere Staatshilfen gegen einen möglichen finanziellen Absturz in der Corona-Krise. Die staatliche Stützung durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) wird laut Bundeswirtschaftsministerium voraussichtlich bis zu 1,1 Milliarden Euro betragen. Davon könnten bis zu 400 Millionen Euro von Bundesländern übernommen werden, hieß es. Zweimal hat der Bund dem Unternehmen bereits mit Krediten geholfen, die sich zusammen auf fast drei Milliarden Euro belaufen.

Der WSF des Bundes dient der Stabilisierung der Wirtschaft in der Coronavirus-Pandemie. Er stellt für Unternehmen Maßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis und zur Überwindung von Liquiditätsengpässen bereit. Über den WSF wird auch das milliardenschwere Rettungspaket für die Lufthansa  finanziert, das die Politik bereits beschlossen hatte.

1,8 Milliarden Euro Hilfen für die TUI

In das neue Hilfspaket für TUI fließen auch Beiträge von Aktionären und Gläubigern. Insgesamt kommt so eine Summe von 1,8 Milliarden Euro zusammen, wie das Reiseunternehmen aus Hannover mitteilte. Demnach ist in dem Paket eine Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro vorgesehen, die von privaten Investoren geschultert wird.

Soforthilfen überbrücken Shutdown

Der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds teilt seine Unterstützungsmaßnahmen unterschiedlich auf: in eine stille Einlage in Höhe von 280 Millionen Euro und in eine weitere stille Einlage von 420 Millionen Euro, die später einmal in TUI-Aktien umgewandelt werden kann. Die EU-Kommission muss allerdings noch prüfen, ob es sich dabei jeweils um eine zulässige staatliche Beihilfe handelt.

Der Staat stellt Mitglieder im Aufsichtsrat

Weiter geht es laut TUI um eine Staatsgarantie über 400 Millionen Euro sowie einen Kreditrahmen bei der Staatsbank KfW über 200 Millionen Euro. Ein bereits bestehender Kreditrahmen bei der KfW wird bis Juli 2022 verlängert. Für so viel Unterstützung sichert sich der Staat allerdings auch Mitbestimmungsrechte im Unternehmen: So sollen zwei vom WSF benannte Personen Mitglieder des TUI-Aufsichtsrats werden.

TUI-Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 2" in Abendstimmung auf dem Wasser
Mit aktuellem Corona-Test dürfen Reisende auf den TUI-Kreuzfahrtschiffen einchecken - aber viele wollen gar nichtBild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture-alliance

"Die Maßnahmen sind wichtig, denn das Unternehmen war vor der Krise profitabel und hat als Unternehmen der Reisebranche durch die Corona-Krise mit nie dagewesenen Schwierigkeiten zu kämpfen", sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums nach der Bekanntgabe der Vereinbarung.

TUI war im Frühjahr als erstes deutsches Großunternehmen von der staatlichen Förderbank KfW mit einem Darlehen über 1,8 Milliarden Euro unterstützt worden. Ende September waren für TUI 1,2 Milliarden Euro in Form einer zweiten Kreditlinie sowie einer Anleihe hinzugekommen, die der Bund in eigene Anteile am Konzern umwandeln kann.

Ein leerer TUI-Schalter am Flughafen Hannover
Leere Halle, verwaiste Schalter - so sah es zu Beginn der Herbstferien nicht nur auf dem Flughafen Hannover ausBild: Peter Steffen/dpa/picture alliance

Wegen der Staatshilfen darf der Konzern derzeit keine Bonuszahlungen und sonstige variable Vergütungen an das Management auszahlen. Auch Dividenden für die Anleger sind vorerst ausgeschlossen.

Kaum Reiselust zu Corona-Zeiten

Die Tourismusbranche ist neben Luftverkehr und Gastronomie besonders stark vom Nachfragerückgang in der Corona-Pandemie betroffen. TUI ist trotz eines laufenden Sparkurses und des Abbaus Tausender Stellen angeschlagen, weil die Kunden viele Urlaubsziele meiden. Reisewarnungen und -hinweise sorgen für viel Unsicherheit bei Verbrauchern.

Im Winter ist das Reisegeschäft zudem immer deutlich schwächer als in den Sommermonaten. Mit Blick auf das neue Jahr und möglichen Impfungen gegen das neue Coronavirus hatte sich das Management zuletzt wieder etwas optimistischer gezeigt.

cw/qu (afp, dpa, rtr)

Staatshilfen für Großunternehmen: zum Wohle aller?