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Du armes Kind!

26. März 2002

Übergewicht, faule Zähne, Sprachstörungen, schweres Asthma - Kinder aus minder bemittelten Familien trifft es deutlich häufiger als ihre wohlsituierten Altersgenossen.

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Nicht jedes Kind hat gut LachenBild: AP

Die Kinderarmut in Deutschland wächst. Doch arm ist nicht gleich arm: Rein statistisch fällt darunter, wer weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens verdient. Aber auch eine "Normalfamilie" mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von rund 30.000 Euro kann leicht in die Armutsfalle geraten.

Hat die Familie drei und mehr Kinder, dann muss sie nicht selten mit einem monatlichen Familienbudget unterhalb der Armutsgrenze zurecht kommen. Dennoch ist deutlich zwischen "arm und fürsorglich" und "arm und gleichgültig" zu unterscheiden.

Doppelt arm: materiell und sozial

Mutter und Kind
Liebe und Fürsorge - oft ein FremdwortBild: AP

Armut allein ist noch kein Grund für nachhaltige Probleme. Erst wenn zur materiellen auch noch die soziale Armut kommt, geraten die Kinder immer mehr ins Hintertreffen. In Deutschland leben rund zwei Millionen Kinder in ärmlichen sozialen Verhältnissen, das sind mehr als zehn Prozent.

Die Kinder entwickeln sich langsamer als ihre Altersgenossen. "Kinder aus unterprivilegierten Familien fallen auf durch späteres Sitzen, Krabbeln, Laufen und Sprechen", weiß Klaus Gritz, Kinderarzt und Präsident des Berufsverbandes Kinder- und Jugendärzte, aus der eigenen Praxis.

Vernachlässigung im Elternhaus

Auch die Körperpflege ließe sehr zu wünschen übrig. Häufig gebe es in einer Familie eine einzige Zahnbürste, die unregelmäßig und dann von allen Familienangehörigen gemeinsam genutzt wird. Wichtige Maßnahmen zur Prävention und zur Prophylaxe werden entweder aus
Gleichgültigkeit oder Unwissenheit nicht wahrgenommen. Der mangelhafte Schutz gegen Infektionskrankheiten bedingt, dass die Kinder häufiger an Masern oder Keuchhusten erkranken.

Fremdwort Bildung

Kinder in der Schule
Die Forderung nach Ganztagsschulen wird immer lauterBild: AP

Arm sein heißt nicht nur, "kein Geld" zu haben: Ein schlechtes psychosoziales Umfeld oder der niedrige Bildungsgrad der Bezugspersonen zählen auch dazu. Zur Bekämpfung der Armut gehört daher auch, die Strukturen um das Kind herum zu verbessern. So sollte zum Beispiel jedes Kind kostenlos in den Kindergarten gehen können. Für ältere Kinder, deren beide Eltern berufstätig sind, sollte es Ganztagsschulen geben - mit vernünftigem Mittagstisch und Schularzt. Barbara Gruber / arn