1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Du hasst Brokkoli? Dein Mikrobiom ist schuld!

1. Oktober 2021

Viele Kinder, aber auch Erwachsene, essen nicht gerne Brokkoli. Wenn das Grünzeug nach Schwefel schmeckt, liegt es laut einer australischen Studie am oralen Mikrobiom.

https://p.dw.com/p/415kP
Ein Junge schaut auf einen Teller mit Brokkoli
Kinder und Brokkoli - nicht immer die besten FreundeBild: VisualEyze/picture alliance

Ich hasse Brokkoli, schon immer, tut mir leid! Ich weiß zwar, dass viele diese Kohlart lieben, dass sie nahrhaft und vitaminreich ist, aber ich mag weder den Geruch, noch den Geschmack. Und damit bin ich nicht allein, viele Menschen, vor allem Kinder mögen keinen Brokkoli.

                    "I do not like broccoli."   George Bush senior

Der sicherlich berühmteste Brokkoli-Hasser war US-Präsident George H. Bush, der Brokkoli 1990 aus dem Weißen Haus und von Bord der Air Force One verbannte.

Er habe das Gemüse schon als Kind nicht gemocht, so Bush, wurde aber von seiner Mutter gezwungen, es zu essen. Aber nun "bin ich Präsident der USA und werde keinen Brokkoli mehr essen!"

Warum Menschen so unterschiedlich auf Brokkoli reagieren, haben Forschende aus Australien  jetzt genauer untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass in verschiedenen Kohlsorten wie Blumenkohl, Rosenkohl oder eben Brokkoli (Brassica-Gemüse) bestimmte Enzyme vorkommen, die im Speichel unangenehme, schwefelhaltige Gerüche erzeugen können.

Beim einen stärker, beim anderen fast gar nicht.

Unser Mikrobiom entscheidet

Laut ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift "Journal of Agricultural and Food Chemistry"  erschien, haben die unterschiedlichen Reaktionen etwas mit dem Mikrobiom in unserem Mund zu tun.

Neben dem Magen-Darm-Trakt weist unsere Mundhöhle mit über 700 nachgewiesenen Spezies die höchste Vielfalt an Mikroorganismen auf, dazu gehören aerobe und anaerobe Bakterien, Pilze, Viren und sogar Amöben. 

Baby hält  Brokkoli in der Hand
Ähnlicher Geschmack - Kinder und ihre Eltern haben teilweise ein gemeinsames orales Mikrobiom Bild: picture-alliance/Bildagentur-online/Tetra-Images

Das klingt vielleicht unappetitlich, aber gerade das macht unser orales Mikrobiom so vielfältig und stark. Ist unser orales Mikrobiom dagegen beschädigt, gehören Karies, Zahnstein und Parodontose zu den üblichen Krankheitsbildern.

Bei der Brokkoli-Studie fanden die Forschenden heraus, dass Kinder eine ähnliche Konzentration der Geruchsverbindungen wie ihre Eltern hatten, was auf ein gemeinsames orales Mikrobiom schließen lässt.

Schwefel-Geruch im Mund

Brassica-Gemüse enthält eine Verbindung mit der Bezeichnung S-Methyl-ʟ-Cysteinsulfoxid, welche einen starken schwefelhaltigen Geruch erzeugt, wenn ein Enzym im pflanzlichen Gewebe darauf einwirkt. Der gleiche schwefelartige Geruch entsteht, wenn eben jenes Enzym von Bakterien im oralen Mikrobiom einiger Menschen produziert wird.

Und die Kinder, deren Speichel beim Verkehr von Brokkoli die meisten Schwefelverbindungen produzierten, mochten Kohlsorten wie Blumenkohl, Rosenkohl und vor allem Brokkoli entsprechend am wenigsten.

Bei Ihren Eltern aber wurde dieser Zusammenhang interessanterweise nicht beobachtet. Die Forschenden vermuten, dass sich manche Erwachsene irgendwann wohl an den Geschmack von Brokkoli gewöhnen.

Oder eben auch nicht!

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund