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Dutzende Mafiabosse festgenommen

20. Juni 2006

Der italienischen Polizei ist erneut ein Schlag gegen die sizilianische Mafia gelungen. 45 Bandenchefs wurden festgenommen, die enge Verbindungen zu dem im April gefassten Super-Boss Bernardo Provenzano hatten.

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Wer Verbindungen zu Mafiaboss Provenzano hatte muss jetzt zitternBild: AP

Unter den bei dem Großeinsatz von 500 Polizisten am Dienstag (20.6.2006) im Morgengrauen Gefassten seien auch die Bosse von 13 Mafia-Familien, sagte der nationale Antimafia-Staatsanwalt Piero Grasso der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Die Bandenchefs sollen enge Verbindungen zu dem im April 2006 gefassten Super-Boss Bernardo Provenzano gehabt haben. Nach weiteren sieben Paten werde noch gefahndet.

"Die Mafia ist am Boden", sagte Mafia-Chefermittler Piero Grasso. Die Ermittlungen der Spezialeinheiten hätten zwei Jahre gedauert. Die Beamten seien den Bossen des organisierten Verbrechens vor allem durch die Überwachung von Telefongesprächen auf die Spur gekommen, hieß es. Dabei sei auch deutlich geworden, dass die Mafiosi Kontakte zu Politikern unterhielten. Die inhaftierten Paten seien fast alle vorbestraft, nach dem Verbüßen ihrer Strafe aber wieder zum organisierten Verbrechen zurückgekehrt.

"Ein guter Tag"

Unter anderem wurde auch Antonino Cina, der frühere Arzt von Provenzano und Toto Riina, festgenommen. Er habe zusammen mit zwei weiteren Paten als "Sonderkommissar" die Kontakte von Provenzano zur Außenwelt und zu anderen Mafia-Spitzen geregelt. Aus den abgehörten Telefonaten gehe auch hervor, dass Provenzano bis zu seiner Festnahme am 11. April tatsächlich der oberste Boss der Cosa Nostra war. "Dies ist ein guter Tag für mein Ministerium und unser Parlament. Der Kampf gegen die Mafia war und bleibt eine Priorität unseres Landes", erklärte Innenminister Giuliano Amato.

Provenzano war von den Ermittlern nach über 40-jähriger Flucht in seinem Versteck auf einem Gehöft in der Nähe der Mafia-Hochburg Corleone gefasst worden. In Italien galt die Festnahme als der größte Coup gegen das organisierte Verbrechen seit über zehn Jahren. Provenzano war Anfang 1993 nach dem Tod von Luciano Liggio und der Verhaftung von Toto Riina an die Spitze der sizilianischen Cosa Nostra aufgestiegen. Er soll für Dutzende Morde verantwortlich und auch Drahtzieher des internationalen Drogenhandels und der Geldwäsche gewesen sein. (kas)