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Dutzende Tote bei Doppelanschlag in Damaskus

Ruth Krause10. Mai 2012

Bei zwei schweren Bombenanschlägen vor einem berüchtigten Gefängnis in Damaskus sind 55 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Die UN warnen vor einem Bürgerkrieg.

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brennende Autos auf Strasse (Foto:SANA/AP/dapd)
Bombenanschlag in DamaskusBild: AP

Nach Angaben des syrischen Innenministeriums wurden nach dem Anschlag 55 Leichen geborgen. Die Zahl der Verletzten bezifferte das Ministerium auf 375. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.Die Bomben explodierten während des morgendlichen Berufsverkehrs auf einer Schnellstraße im Süden der syrischen Hauptstadt.

Betroffen waren vor allem Menschen auf dem Weg zur Arbeit und zur Schule. Laut dem syrischen Staatsfernsehen handelte es sich um Selbstmordanschläge mit Autobomben. Die Sprengladungen hätten eine Sprengkraft von «mehr als tausend Kilogramm» gehabt, hieß es.

Foltergefängnis als Ziel vermutet

In unmittelbarer Nähe der Explosion befindet sich ein Gebäude des Militär-Geheimdienstes. Das sogenannte Palästina-Verhörzentrum ist eine der am meisten gefürchteten Einrichtungen des Sicherheitsapparates des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Viele politische Gefangene sollen dort gefoltert worden sein. Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte war dieses das Ziel der Anschläge. Der Militär-Geheimdienst geht seit Monaten gegen die Protestbewegung im Land vor.

Doppelanschlag in Syrien - UN sprechen von Terrorakt

Die syrische Führung macht nicht näher bezeichnete Terroristen für die Anschläge verantwortlich. Die Opposition hingegen beschuldigt die Regierung: "Wir glauben, dass das Regime diese Taktik anwendet, um die internationalen Beobachter loszuwerden", so ein Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrats.

Der Leiter der UN-Beobachtermission, Robert Mood, besuchte den Ort der Explosion. Er bezeichnete den Anschlag als “konkretes Beispiel“ für die Gewalt, die die Menschen in Syrien täglich zu ertragen hätten. Das Staatsfernsehen zeigte vom Anschlagsort Bilder von verkohlten Leichen inmitten zerstörter Autos. Die Bomben hinterließen einen drei Meter großen Krater in der Straße.

Ein Team der UN-Mission war am Mittwoch ebenfalls Ziel eines Anschlags in der syrischen Stadt Daraa. Sechs Soldaten wurden verletzt, als ein Sprengsatz nahe der UN-Fahrzeuge mit Missionschef Mood explodierte.

UN befürchtet weitere Eskalation

Un-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte bereits am Dienstag (08.05.2012) beide Seiten, dass man die geringen Chancen nutzen solle, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Sowohl Syriens Regierung als auch die Opposition "müssen realisieren, dass wir ein kleines Zeitfenster haben, um die Gewalt zu beenden". Dieses müsse genutzt werden um eine Möglichkeit für den politischen Dialog zwischen der Regierung und der Opposition zu schaffen. Er deutete an, die Zukunft der Beobachtermission des Waffenstillstands würde in Frage gestellt.

Der Waffenstillstand in Syrien ist offiziell seit dem 12. April in Kraft. Trotzdem ist es seither immer wieder zu Gewalt von beiden Seiten gekommen. Die Protestbewegung gegen Präsident Baschar al-Assad hat sich seit ihrer Gründung im März 2011 militarisiert und radikalisiert. Experten befürchten, dass die Bewegung von Extremisten des Terrornetzwerkes Al-Kaida unterwandert wird.

GD/rk/fab/qu (afp, rtr, dpa)