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DW-Trend: Wenden Ukrainer sich von der EU ab?

17. November 2011

Nur wenige Ukrainer glauben an eine Verbesserung der Beziehungen ihres Landes zur Europäischen Union und auch zu Deutschland. Sie bewerten schon jetzt das Verhältnis deutlich schlechter als noch vor einem Jahr.

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Ukrainer stellen sich auf schlechtere Beziehungen zu Deutschland und der EU ein (Foto: DW)
Ukrainer stellen sich auf schlechtere Beziehungen zu Deutschland und der EU einBild: Svitlova

Wenige Tage vor dem geplanten EU-Ukraine-Gipfel im Dezember glaubt fast die Hälfte der Ukrainer (44 Prozent), dass sich unter Präsident Viktor Janukowitsch die Beziehungen ihres Landes zur Europäischen Union verschlechtern. 22 Prozent erwarten eine Verbesserung. 34 Prozent wollen oder können dazu keine Auskunft geben. Auch im Hinblick auf Deutschland rechnen 34 Prozent der Ukrainer mit einer Verschlechterung der Beziehungen. Lediglich 18 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) traut sich allerdings keine Einschätzung zu.

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Das ist ein Ergebnis des repräsentativen DW-Trends vom Oktober 2011, der im Auftrag der Deutschen Welle vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFAK Ukraine erstellt wurde. Das Institut hat landesweit 1.000 Personen befragt.

Weniger positive Sicht auf Deutschland und EU

Die aktuellen Beziehungen der Ukraine zu Deutschland und der Europäischen Union bewerten die Ukrainer verhalten. Lediglich sieben Prozent der Befragten bezeichnen im Oktober 2011 die Beziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine als freundschaftlich - 17 Prozent halten sie für partnerschaftlich. Damit sieht heute jeder vierte Ukrainer (24 Prozent) die deutsch-ukrainischen Beziehungen positiv. Im DW-Trend vom Dezember 2010 bewertete noch fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) die deutsch-ukrainischen Beziehungen positiv. Während vor einem Jahr das bilaterale Verhältnis von nur fünf Prozent als angespannt oder verfeindet bewertet wurde, stufen es inzwischen 20 Prozent als negativ ein. 35 Prozent der Befragten bezeichnen die Beziehungen derzeit als neutral (2010: 42 Prozent).

Dieser Trend zeigt sich auch im Verhältnis zur Europäischen Union. Auch hier bewertet im Oktober 2011 lediglich ein Viertel der Befragten (25 Prozent) die Beziehungen als positiv, während im Dezember 2010 noch 47 Prozent dieser Meinung waren. Jeder Dritte (35 Prozent) hingegen hält inzwischen die Beziehungen zur Europäischen Union für angespannt oder gar verfeindet. Im Vergleich zum DW-Trend 2010 bedeutet das einen Zuwachs von sieben Prozentpunkten.

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Kritischere Sicht auch auf Russland

Aber auch das Verhältnis zum großen Nachbarn Russland hat sich nach Ansicht der Ukrainer verschlechtert. Während im Jahr 2010, wenige Monate nach Amtsantritt von Präsident Janukowitsch, 76 Prozent der Befragten die Beziehungen zu Russland positiv einschätzten, sehen dies im Oktober 2011 noch 46 Prozent so. Davon bezeichnen 32 Prozent das Verhältnis als partnerschaftlich und 14 Prozent als freundschaftlich. Gleichzeitig sieht jeder dritte Ukrainer das Verhältnis zu Russland als negativ an (2010: 22 Prozent).

Weiter knappe Mehrheit für EU-Beitritt

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Der Anteil der Befürworter eines EU-Beitritts ist von 67 Prozent im Jahr 2010 auf 54 Prozent im Jahr 2011 gesunken. Weiterhin befürwortet also eine Mehrheit der Befragten einen Beitritt. Rund ein Drittel der Bevölkerung (29 Prozent) wünscht sich einen schnellen EU-Beitritt innerhalb der kommenden fünf Jahre. Damit befindet sich dieser Anteil in etwa auf dem Vorjahresniveau (2010: 32 Prozent). Jeder fünfte Ukrainer (22 Prozent) lehnt eine Mitgliedschaft seines Landes in der EU ab.

Als Ziel der Europäischen Union nennen 57 Prozent der Ukrainer, es gehe Brüssel vornehmlich darum, für Wirtschaftswachstum innerhalb der EU zu sorgen. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) sieht dieses Ziel auch als für sich persönlich wichtig an. Bei den Zielen der EU nennen die Ukrainer an zweiter Stelle die territoriale Erweiterung (41 Prozent). An dritter und vierter Stelle folgen die Entwicklung von Demokratie und Meinungsfreiheit (35 Prozent) und die Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheitssystems (34 Prozent). (Mehrfachnennungen waren möglich).

Grafik zu DW-Trend-Fragen

Hinsichtlich des Ansehens der Ukraine in Europa äußern sich viele Ukrainer zurückhaltend. Fast die Hälfte (48 Prozent) denkt, das Land werde als Quelle für billige Rohstoffe und Fachkräfte gesehen. Rund ein Drittel glaubt nicht, dass die Ukraine international eine Rolle spielt (35 Prozent). Lediglich 21 Prozent meinen, dass die Ukraine eine Brücke zwischen Russland und Europa baue. Acht Prozent gehen davon aus, dass die Ukraine in Europa das Image eines zuverlässigen strategischen Partners habe. (Mehrfachnennungen waren möglich).

Autoren: Bernd Johann / Sergey Govoruha
Redaktion: Markian Ostaptschuk