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E10: Ein Auslauf-Kraftstoff?

18. August 2012

Der Biosprit E10 wurde erst Anfang 2011 an Deutschlands Tankstellen schrittweise eingeführt. Jetzt wird über ein Verbot nachgedacht, auch weil die Getreidevorräte weltweit knapp werden.

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Nordrhein-Westfalen/ ARCHIV: Ein Autofahrer haelt an einer Tankstelle in Boenen im Kreis Unna eine Zapfpistole, mit der man den Kraftstoff Super E10 tanken kann (Foto vom 26.02.11). Knapp ein Jahr nach der Einfuehrung des Biosprits E10 geben die deutschen Autofahrer offenbar langsam ihre Vorbehalte gegen den neuen Treibstoff auf. Beim Branchenriesen Shell waehlen inzwischen 20 Prozent der Benzinkunden E10. "Jeden Tag haben wir 100.000 Kunden fuer das Produkt", bestaetigte Shell-Sprecher Axel Pommerenke. Marktfuehrer Aral liegt nach Brancheninformationen bei 15 bis 20 Prozent. Sprecher Detlef Brandenburg will den Wert nicht bestaetigen, raeumte aber am Donnerstag (29.12.11) ein: "Der Anteil steigt langsam an." Nach amtlichen Zahlen kommt E10 dagegen trotz drei Cent Preisvorteils erst auf knapp ueber zehn Prozent am gesamten Benzinverkauf. (zu dapd-Text) Foto: Joerg Sarbach/dapd
Deutschland Autofahrer gewöhnen sich langsam an Treibstoff E10Bild: dapd

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert wegen der hohen Getreidepreise ein sofortiges Aus für den Biosprit E10 in Deutschland. "Angesichts der weltweiten Getreideknappheit macht so ein Schritt Sinn", sagte Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter der Deutschen Presse-Agentur.

Mais landet im Tank

In Deutschland werde jährlich aus etwa 1,5 Millionen Tonnen Getreide Ethanol hergestellt. Zusätzlich importiere Deutschland rund die Hälfte des eingesetzten Ethanols aus dem Ausland. "Insofern entlastet tatsächlich ein E10-Verbot den Getreidemarkt", sagte Hofstetter. Er ergänzte, ein E10-Stopp könne richtungsweisend auch für andere Länder mit Ethanolerzeugung sein. Allein in den USA würden 40 Prozent der Maisproduktion im Tank landen.

Laut Statistik sind die Vorräte an Getreide in den vergangenen Jahren drastisch geschmolzen, von 175 Millionen Tonnen 2010 auf aktuell nur noch etwa 100 Millionen Tonnen. Gäbe es die Ethanolerzeugung nicht, wären die Getreidelager aber gut gefüllt, stellte Hoffstetter klar.

"...Irrsinn, den die Autofahrer zahlen"

Das Hauptproblem in Deutschland, so der Greenpeace-Experte weiter, sei aber die Beimischungsregelung. "Die Kraftstoffproduzenten müssen hohe Strafabgaben zahlen, wenn sie die staatlich vorgegebenen Biokraftstoffquoten nicht erreichen und machen daher E10 billiger als Normalbenzin, obwohl sie Agrosprit beim Einkauf viel mehr kostet als fossiler Kraftstoff." Hofstetter wörtlich: "Das ist ein Irrsinn, den die Autofahrer über höhere Preise zahlen müssen."

Die Diskussion über einen E10-Stopp war von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ausgelöst worden. Niebel hatte sich für ein Ende des sogenannten Biosprits ausgesprochen. Zusätzliche Brisanz erhält die Diskussion um E10 durch neue Preissteigerungen an den Tankstellen.

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel. Besuch bei der Deutschland Welle 30.04.2012. Foto DW/Per Henriksen DW2_0101.
Hat die Diskussion um E10 ins Rollen gebracht - Deutschlands Entwicklungsminister NiebelBild: DW

Spritpreise nähern sich neuem Allzeithoch

Fakt ist: Der Benzinpreis nähert sich einem Allzeithoch: Ein Liter Super E10 kostete zuletzt im bundesweiten Schnitt rund 1,67 Euro. Auch Diesel verteuerte sich im Vergleich zur vergangenen Woche deutlich: Ein Liter kostet jetzt im Schnitt etwa 1,52 Euro - das sind 4,2 Cent mehr als noch vor einer Woche.

Vertreter der großen Minerölkonzerne wiesen den Vorwurf zurück, die Tankstellen würden die Reisewelle nutzen und die Preise entsprechend erhöhen. Tatsächlicher Grund sei der wieder steigende Kurs beim Rohöl. Dabei sei mit Preissenkungen in absehbarer Zeit nicht zu rechnen, sagte der deutsche Aral-Chef Michael Schmidt.

haz/sti (dpa, rtr, afp)