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EADS Zukunft

17. Januar 2012

Beeindruckende Verkaufszahlen und ein Auftragspolster bis zum Ende des Jahrzehnts: Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS könnte im siebten Himmel schweben – doch stört das Verhältnis zwischen Umsatz und Gewinn.

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Airbus A380 (Foto: AP Photo/Wong Maye-E)
Airbus A380 von Singapore AirlinesBild: AP
Der EADS-Vorstandsvorsitzende, Louis Gallois (l), und Thomas Enders, Vorstandsvorsitzender von Airbus, nehmen am Dienstag (17.01.2012) an einer Pressekonferenz im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder teil. (Foto: Christian Charisius dpa)
EADS-Vorstandschef Louis Gallois (l) und Thomas Enders von AirbusBild: picture-alliance/dpa

Das nennt man ein glückliches Zusammentreffen der Ereignisse: Während auf dem Frankfurter Flughafen noch die erste Landung eines Riesenairbus A380 der Singapore Airlines gefeiert wird, verkünden Konzernmanager in Hamburg gleich einen ganzen Reigen von Erfolgsmeldungen: Nach einem Airbus-Rekordjahr bei Bestellungen und Auslieferungen sieht sich die Muttergesellschaft EADS im Aufwind. "EADS ist eine Wachstums-Story und eine Geld-Maschine", sagte EADS -Chef Louis Gallois am Dienstag (17.01.2011) auf einer gemeinsamen Neujahrskonferenz im Hamburger Airbus-Werk.

Für 2011 hätten die Einnahmen "nett" über dem Vorjahr gelegen, fügte er hinzu. Der Konzern schuf im abgelaufenen Jahr laut Gallois 5.000 neue Arbeitsplätze. Für 2012 wolle EADS bei den Neueinstellungen noch zulegen. "Wir werden 9.000 Jobs schaffen", sagte der Franzose. Davon seien 5.000 feste Jobs und 4.000 Zeitarbeitsstellen.

Internationales Profil

Die Aktionäre von EADS (Infografik DW-Grafik: Olof Pock)

Es gelte nun, den Luft- und Raumfahrtkonzern trotz wachsender Konkurrenz profitabler zu machen und das internationale Profil zu schärfen; Europa, USA und Schwellenländer seien die drei wichtigsten Pfeiler. Das werde aber nicht auf Kosten der Arbeitsplätze in Europa gehen.

Airbus-Verkaufschef John Leahy sprach bei der Pressekonferenz vom erfolgreichsten Jahr des Unternehmens. "Wir hatten die höchste Auslieferungsrate unserer Geschichte", sagte Airbus-Chef Thomas Enders zum Erfolgsjahr 2011. Es sei angesichts von Ersatzteil-Lieferengpässen - etwa durch das verheerende Erdbeben in Japan - nicht einfach gewesen.

Airbus erhielt 2011 netto 1419 Bestellungen, der höchste Auftragseingang in der Unternehmensgeschichte. Insgesamt wurden mit 534 Maschinen so viele neue Flugzeuge ausgeliefert wie nie zuvor. In den Airbus-Auftragsbüchern stehen nun Aufträge für 4437 Flugzeuge im Gesamtwert von 588 Milliarden Dollar nach Listenpreis, was die Produktion für bis zu acht Jahre sichert.

Üppiger Auftragsbestand

Leahy betonte, dass er im laufenden Jahr mit weniger Aufträgen rechne. Sie würden aber mindestens der Zahl der Auslieferungen entsprechen. Diese veranschlagt Airbus für 2012 auf 570. Konkret geht Leahy von 600 bis 650 Aufträgen aus - der deutliche Rückgang sei angesichts des üppigen Auftragsbestands durchaus erwünscht. Den Airbus-Marktanteil schätzt er für 2012 auf um die 50 Prozent. Vom Mega-Flieger A380 sollen in diesem Jahr 30 Jets verkauft und auch ausgeliefert werden.

Airbus A320neo (Foto: Airbus)
Verkaufsrenner: Airbus A320neoBild: picture alliance/dpa

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil von 64 Prozent nach Bestellungen, 54 Prozent nach Umsatz. Verkaufsrenner des Vorjahres war der mit sparsameren Triebwerken ausgerüstete A320neo, den Leahy "das sich am schnellsten verkaufende Flugzeugprojekt der Luftfahrtgeschichte" nannte. 2011 gingen alleine für dieses Modell 1226 Festbestellungen ein. US-Konkurrent Boeing sei 2011 nur im mittleren Marktsegment besser als Airbus gewesen. Leahy: "Wir waren in neun der vergangenen zehn Jahren der größte Flugzeughersteller."

Mangel an Profitabilität

Das Düsseldorfer "Handelsblatt" weist in diesem Zusammenhang jedoch auf ein Dilemma hin: Der EADS-Konzern, dessen Umsatz zu zwei Dritteln von der Tochter Airbus generiert werde, leide unter einem "Mangel an Profitabilität". Der Konzern mache zwar viel Umsatz, verdiene damit bisher aber kaum Geld. Bei einem Umsatz von 32,7 Milliarden Euro von Januar bis September 2011 hätte die "operative Marge" lediglich bei "knapp drei Prozent" gelegen. Konkurrent Boeing hätte im gleichen Zeitraum zwar mit 36,2 Milliarden Euro nicht wesentlich mehr als EADS umgesetzt, dabei aber eine viel höhere Umsatzrendite von 8,6 Prozent erzielt.

Fotomontage Boeing Dreamliner und Airbus A350(Fotos: AP Photo/Airbus)
Konkurrenten: Dreamliner von Boeing und Airbus A350Bild: Fotomontage/AP/DW

Der Grund: EADS und Airbus seien noch lange keine normalen Unternehmen". Denn durch die Produktion an Standorten in Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien ergebe sich "ein kompliziertes Netz von Zulieferungen und Abhängigkeiten quer durch Europa". Dadurch kommt es zu gewaltigen Reibungsverlusten. Beispielsweise entstanden durch unterschiedliche Software-Programme bei der Entwicklung des Riesenairbus A380 an den Standorten Hamburg und Toulouse chaotische Zustände: Dieses "Desaster" hätte den Konzern "bis heute" fünf Milliarden Euro gekostet, schreibt das "Handelsblatt". Solche und ähnliche "milliardenschweren Pannen fressen regelmäßig Gewinne des Konzerns auf". Lediglich die überwältigende Nachfrage nach Flugzeugen aus Ländern wie "China, Indien und der Araber" kompensiere diese Defizite.

Vorbild für die Politik

Vielleicht hatte EADS-Chef Gallois genau diese Zusammenhänge im Sinn, als er bei der Pressekonferenz in Hamburg hervor hob, der Konzern habe bisher auf der Startbahn gestanden, hebe nun aber ab Richtung Wachstumsmärkte.

Mit Blick auf seinen Nachfolger - nach bisherigen Plänen im deutsch-französisch dominierten Konzern soll es Thomas Enders werden - betonte der scheidende Gallois, derartige Entscheidungen bräuchten Zeit. Mit Blick auf die globale Krise warnte er vor Orientierungslosigkeit. Die Schuldenkrise müsse schnell gelöst werden, um Marktvertrauen wieder herzustellen, forderte Gallois. "Wir brauchen klare Signale, die von jedem verstanden werden." EADS als multinationales Unternehmen könne ein gutes Vorbild für die Politik sein.

Autor: Klaus Ulrich (dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Rolf Wenkel