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EADS zittert um Auftrag

19. Juni 2008

Der US-Rechnungshof fordert, den Auftrag an EADS zum Bau von 179 Tankflugzeugen neu auszuschreiben. Der EU-Rüstungsbauer ist enttäuscht. Folgt die Luftwaffe dem Rechnungshof, will sich EADS aber erneut bewerben.

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Ein Airbus
EADS will seine Airbus-Tankflugzeuge an das Pentagon verkaufenBild: picture-alliance/ dpa

EADS will um den milliardenschweren Tankerauftrag des Pentagon kämpfen. "Wenn es eine neue Ausschreibung gibt, werden wir uns bewerben", sagte der Chef des Europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns, Louis Gallois. "Wir sind überzeugt, dass unser KC-45 die beste Maschine für die Anforderungen der US-Luftwaffe ist", zitierte ihn die Zeitung "La Tribune" am Donnerstag (19.06.2008).

Rechnungshof gibt Boeing recht

John McCain (Quelle: AP)
John McCain muss gegen den Ruf kämpfen, amerikanische Arbeitsplätze gefährdet zu habenBild: AP

EADS hatte im Februar überraschend zusammen mit seinem amerikanischen Partner Northrop Grumman den Zuschlag für die Lieferung von 179 Tankern für die US-Luftwaffe bekommen. Nun könnte der Flugzeugbauer ihn wieder verlieren: Am Mittwoch hat der Rechnungshof des US-Kongresses dem Einspruch des amerikanischen EADS-Konkurrenten Boeing stattgegeben und eine Neuausschreibung empfohlen.

Nach Ansicht des Rechnungshofes hat es eine Reihe schwerer Fehler gegeben, die den Ausgang des Wettbewerbs beeinflusst haben könnten. Die Empfehlung ist zwar nicht bindend, setzt die US-Luftwaffe aber unter Druck. Die Luftwaffe nahm zu dem Rechnungshofbericht zunächst nicht Stellung. Sie prüfe den Bericht aber, hieß es.

Zugang zum amerikanischen Markt erhofft

Der Auftrag würde EADS den lang ersehnten Zugang zum amerikanischen Rüstungsmarkt verschaffen. Schließlich handelt es sich um einen der bislang größten Aufträge der Luftwaffe. Das Volumen beträgt 35 Milliarden Dollar (knapp 23 Milliarden Euro), zusammen mit den verbundenen Serviceleistungen soll er knapp 100 Milliarden Dollar wert sein. Die vergangenen 50 Jahre hatte Boeing ein Monopol auf die Ausrüstung der Air Force.

In einer Stellungnahme vom Mittwochabend teilte EADS mit, man sei über die Entscheidung des Rechnungshofes "enttäuscht". Die Bundesregierung in Berlin zeigte sich zuversichtlich, dass EADS den Tankflugzeug-Auftrag der US-Luftwaffe behält. Schließlich habe EADS seinerzeit den Zuschlag erhalten, weil das Unternehmen das bessere Angebot gemacht habe.

McCain unter Druck

Boeing-Schriftzug (Quelle: AP)
Boeing kann nach der Entscheidung des Rechnungshofes wieder hoffenBild: AP

Der Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, John McCain, rief die Luftwaffe auf, die Empfehlungen des Rechnungshofes "so schnell und umfassend wie möglich" umzusetzen. McCain hatte mit einer Untersuchung im US-Senat dafür gesorgt, dass der 2003 an Boeing vergebene Auftrag wegen unrechtmäßiger Begünstigung des US-Flugzeugbauers neu ausgeschrieben wurde. Diese Ausschreibung gewann dann EADS.

Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf werfen die Demokraten McCain deswegen vor, Schuld daran zu sein, dass Boeing den Auftrag nicht bekam und deshalb amerikanische Arbeitsplätze verloren gegangen seien. Medienberichten zufolge sollen außerdem mindestens drei Berater McCains Lobbyarbeit für EADS geleistet haben. (det)