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EEA-Umweltagentur: Europas Natur ist bedroht

19. Oktober 2020

Wie ist es um den Zustand der Natur in der EU bestellt? Ein umfassender Bericht kommt zu einem eindeutigen Urteil: Gut sieht es nicht aus. Mehr als 80 Prozent der geschützten Lebensräume sind in schlechtem Zustand.

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Deutschland Baumsterben im Nationalpark Harz nahe des Brocken
Fichtensterben im Nationalpark Harz, im Hintergrund der Brocken Bild: Martin Wagner/Imago Images

Die Natur in Europa ist gleich von mehreren Seiten bedroht. Intensive Land- und Forstwirtschaft verdrängen viele Tier- und Pflanzenarten. Eine Ausbreitung der Siedlungsgebiete zerstört spezielle Lebensräume wie Dünenlandschaften und felsige Gebiete. Auch der Klimawandel und die daraus resultierenden Dürreperioden stellen eine Herausforderung für die Lebensräume dar. Und Umweltverschmutzung tut ihr Übriges. Dadurch geht die biologische Vielfalt weiter drastisch zurück, heißt es im aktuellen Jahresbericht der EU-Umweltagentur EEA, der in Kopenhagen vorgestellt wurde.

Die Artenvielfalt nehme weiter ab, und zwar drastisch. Lebensräume von Tieren und Pflanzen würden zerstört. Unter anderem deshalb, weil sich die Mitgliedsstaaten nicht genug um die Umsetzung der Brüsseler Umweltvorschriften kümmern. Außerdem setze die Förderpolitik der EU falsche Anreize, so sieht es jedenfalls die EEA. Die Agentur fordert von den Staaten der Europäischen Union, mehr zum Erhalt dieser Lebensräume zu tun.

BdT: Deutschland: Am Strand von Amrum
Dünen, hier auf der Nordseeinsel Amrum, sind einer der besonders fragilen und gefährdeten LebensräumeBild: picture-alliance/K. Niehus

"Wir brauchen eindeutig eine großangelegte Renaturierungskampagne in Europa", sagte der EEA-Experte Carlos Romao. "Das ist ein Muss nicht nur für die Biodiversität, sondern auch zur Bekämpfung des Klimawandels."

Umfassende Bemühungen - wenig Erfolge

Die Mitgliedstaaten treten beim Schutz der Biodiversität trotz einiger Bemühungen und manchen Verbesserungen insgesamt weiter auf der Stelle, konstatiert die EEA. Es müsse sich grundlegend etwas dabei ändern, wie Lebensmittel hergestellt und konsumiert, Wälder verwaltet und genutzt sowie Städte gebaut würden, erklärte EEA-Generaldirektor Hans Bruyninckx. Diese Bemühungen müssten unter anderem mit einer besseren Um- und Durchsetzung des Naturschutzes und zunehmend ambitionierteren Klimaschutzmaßnahmen vor allem im Transport- und Energiewesen einhergehen.

Thüringen | Urwald im Vessertal - Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald
Dem Ideal sehr nahe: Urwald im Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald Bild: picture-alliance/imageBROKER/O. Gerhard

Der Bericht ist nach EEA-Angaben die umfassendste Datensammlung, die jemals in Europa zum Zustand der Natur unternommen wurde. Er umfasst den Zeitraum 2013 bis 2018 und basiert auf Angaben der EU-Länder zum Arten- und Lebensraumschutz in ihren Gebieten.

Weniger als die Hälfte der Vogelarten in der EU, 47 Prozent, sind demnach "gut" geschützt. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als in der vorangegangenen Berichtsperiode. Bei den Lebensräumen für Tiere und Pflanzen sieht es noch düsterer aus: Dort ist der Status für 81 Prozent nicht ausreichend und nur für 15 Prozent gut. Wälder weisen dabei noch die besten Trends auf, während sich diese bei Wiesen, Dünen und Mooren stark verschlechtern.

qu/kle (dpa, afp, rtr)