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Türkischer Ex-Präsident Demirel ist tot

17. Juni 2015

Jahrzehntelang bestimmte er die Politik seines Landes mit. Seine Zeit als Ministerpräsident der Türkei war von wirtschaftlichem Aufschwung, aber auch von Korruption geprägt. Nun ist Süleyman Demirel gestorben.

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Süleyman Demirel (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Süleyman Demirel ist im Alter von 90 Jahren in einem Krankenhaus in Ankara an Herzversagen gestorben. Dies sei die Folge einer schweren Atemwegsinfektion gewesen, teilten die behandelnden Ärzte mit.

Ein halbes Jahrhundert lang war Demirel eine der dominierenden Figuren der türkischen Politik. Zwischen den 1960er und 1990er Jahren war er sieben Mal Ministerpräsident, bevor er seine politische Karriere 1993 mit dem Amt des Präsidenten krönte. Seine Regierung wurde bekannt als Initiator eines ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels, aber auch für Vetternwirtschaft und Bestechung.

Politischer Newcomer Demirel

Mit knapp 40 Jahren betrat Demirel 1960 das politische Parkett. Als die Regierung von Ministerpräsident Adnan Menderes durch einen Militärputsch beendet wurde und in der Folge viele ehemalige Leitfiguren aus der türkischen Politik hingerichtet oder verbannt wurden, blieb ein Vakuum zurück. Dies ließ Raum für die neue Mitte-rechts-Partei "Gerechtigkeitspartei" unter Vorsitz des politisch unerfahrenen Ingenieurs Demirel.

Übergang ins Zeitalter der Industrie

Sein populistischer Stil, der Einsatz islamischer Symbolik sowie eine Politik, die höhere Lebensstandards für die türkische Bevölkerung nach sich zog, machten "Sulu, den Hirten", wie er wegen seines ländlichen Hintergrundes genannt wurde, schnell zum Liebling der konservativen ländlichen Gegenden. Demirels Regierung gelang es, die Belange der Landbevölkerung mit den Ansprüchen zu verbinden, die das Industriezeitalter an die Türkei stellte. Doch als Anfang der 1970er Jahre soziale Unruhen aufkamen, beendete ein militärischer Staatsstreich erstmals seine Zeit als Ministerpräsident.

Sieben Jahre Staatspräsident

Zurück an der Macht fand sich Demirel in den 1980er Jahren in einer instabilen Koalition wieder, die nach nur fünf Jahren erneut durch einen Putsch beendet wurde. Erst Anfang der 1990er Jahre kehrte Demirel als Ministerpräsident zurück, bevor er 1993 Turgut Özal im Amt des türkischen Staatspräsidenten ablöste. Dieses hatte er sieben Jahre inne und verabschiedete sich 2000 offiziell aus der Politik. Doch seine Stimme hatte nach wie vor Gewicht. Im April desselben Jahres erhielt er die Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau.

nin/se (afp, rtr, dpa)