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Eigentum Mensch

Helle Jeppesen2. Dezember 2002

Mauretanien war 1983 das letzte Land, das die Sklaverei offiziell abgeschafft hat. Trotzdem leben Millionen von Menschen weltweit in Unfreiheit und sind extremen Formen der Ausbeutung ausgesetzt.

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Frauenhandel in NepalBild: AP

Ob Waldarbeiter am Amazonas, Haushaltshilfen in arabischen Ländern, Näherinnen in chinesischen Textilfabriken - unzählige Fälle von unvorstellbarer Ausbeutung sind heute dokumentiert, bis hin zum Erschöpfungstod am Fließband oder dem Mord an jedem, der aufbegehrt. Die Sklaverei des 21. Jahrhunderts ist aber kein Problem der Entwicklungsländer. Eines der profitabelsten Geschäfte heute ist der Handel mit Frauen für Bordelle in Westeuropa.

Die Ware Frau

Die Europäische Union schätzt, dass jährlich eine halbe Million Frauen in die Prostitution gezwungen werden. Und das sei nur die offizielle Zahl, so der für Menschenrechte zuständige OSZE-Beauftragte Gerard Stoudmann. "Es ist wie bei den Drogen. Ohne Markt hätte auch der Menschenhandel keine Chance und der Markt ist dort, wo das Geld ist. Um pure Armut geht es, wenn sich junge Frauen aus Rumänien mit vagen Jobzusagen in die Hände von Schleppern begeben, die wissen, wo es in Europa Geld für Sex gibt", weiß Stoudmann.

Das Risiko für die Täter, bestraft zu werden, ist äußerst gering. Auch wenn sie von der Polizei verhaftet werden sollten, fallen die Strafen meist sehr glimpflich aus. Die Frauen werden oft mit Versprechen wie eine Arbeitsstelle oder Ehe nach Westeuropa gelockt. Dort werden ihnen dann Pass und Papiere abgenommen, sie werden in Bordellen eingesperrt und mit Gewalt zur Prostitution gezwungen.

Und sie sind meist ohne Chance in einem Prozess gegen die Täter: Da sie keine Papiere besitzen und sich illegal im Land aufhalten, werden sie meist ausgewiesen, bevor der Täter überhaupt vor Gericht kommt. Doch neben dem "Verkauf" von Erwachsenen gibt es noch ein perfideres Geschäft - das mit der "Ware Kind".

Minderjährige Sklaven

In Asien und Afrika fallen 3000 Kinder täglich dem Kinderhandel zum Opfer, schätzt Dieter Garlichs, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Denn überall dort, wo Armut herrscht, werden auch Kinder als Sklaven verkauft. Die Eltern sind in einer verzweifelten finanziellen Situation und lassen sich unter falschen Versprechungen schließlich zum Verkauf der Kinder überreden. Ihnen wird die Ausbildung ihrer Kinder in der Stadt versprochen, einen Job als Haushaltshilfe oder den Schuldenerlass bei den Gläubigern. Die Kinder arbeiten dann in der Sexindustrie, auf Plantagen oder in Privathaushalte als Sklaven. Nach dem Waffenhandel und dem Drogenhandel das wahrscheinlich einträglichste internationale illegale Geschäft.

Sklaverei weltweit verbreitet

Die Organisation Anti-Slavery International schätzt, dass es mindestens 27 Millionen Menschen gibt, die als Sklaven gehalten werden. Anderen Schätzungen zu Folge sind es 100 Millionen Menschen, die als Sklaven leben, obwohl die Sklaverei mittlerweile überall auf der Welt verboten ist. Die universelle Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen stellt fest: Kein Mensch darf als Eigentum eines anderen betrachtet werden.