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Expansion trotz Krise

Bettina Bräuninger 9. Februar 2007

Flugzeughersteller wie Airbus beauftragen für die Entwicklung immer häufiger externe Ingenieurbüros. Und denen geht es selbst in Zeiten der Airbus-Krise nicht schlecht, wie ein Betrieb in Buxtehude zeigt.

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Airbus-Fertigung in Hamburg-Finkenwerder
Airbus-Fertigung in Hamburg-FinkenwerderBild: AP
Die A 380 von Airbus
Die A 380 von AirbusBild: AP

Buxtehude, knapp 40.000 Einwohner, etwa 30 Kilometer südwestlich von Hamburg gelegen - der Legende nach ist das die Stadt, in der einst der Igel im Wettlauf den Hasen den Rang abgelaufen haben soll. Nicht die physische Stärke, sondern eine kluge Idee trug ihm den Sieg ein. Und ein wenig ähnelt dieses Beispiel der Geschichte eines kleinen Buxtehuder Ingenieurbüros.

Im Jahr 1965 von Hans-Hermann Lühmann gegründet, verteilt es sich heute auf drei weitere Standorte in Hamburg, Laupheim und dem französischen Blagnac und macht einen Jahresumsatz von rund zwölf Millionen Euro. Die Geschäftsführung hat inzwischen der Sohn, Peter Lühmann, übernommen. Während im nahegelegenen Hamburger Airbuswerk derzeit Tausende um ihren Arbeitsplatz fürchten, blickt er optimistisch in die Zukunft: "Fugzeugbau, auch wenn er sich zur Zeit vielleicht in der Krise befindet oder negativ darüber berichtet wird, ist ein Wachstumsmarkt."

Mitarbeiterzahl verdoppelt

In den vergangen drei Jahren hat die Firma Lühmann Ingenieur AG ihre Mitarbeiterzahl auf 200 verdoppelt. Auf ihren Internetseiten wirbt sie um weitere Ingenieure, auf dem Buxtehuder Firmengelände ist der Platz für ein neues Bürogebäude schon freigehalten. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich die Airbus-Niederlassung. Dort werden die Ideen des Ingenieurbüros in die Tat umgesetzt. Airbus-Mitarbeiter Christian Riedel führt begeistert das Modell einer Kabine für den Mega-Jet A 380 vor: "Für uns war es das Wichtige, dass wir hier ein Ambiente bekommen, genau so wie es in der A 380 ist. Unsere Teile sind hier drin, das sind die Originalkabinenteile, Originalbeleuchtungsteile."

Sind nach Anlauf der Serienproduktion Änderungen notwendig und kommt es deshalb zu Verzögerungen, so ist das zwar schlecht für Airbus, nicht aber für seine eigenständig arbeitenden Ingenieure. Die Firma Lühmann beschäftigt eine eigene Abteilung, die allein für nachträgliche Anpassungen zuständig ist. Denn die Umrüstung von Flugzeugen ist heute mehr denn je gefragt. "Vor zehn Jahren waren Flachbildmonitore unbekannt, heute möchte es jede Airline in seinem Flugzeug haben", erklärt Lühmann. Und wenn Flugzeuge von einer Airline zur nächsten verkauft werden, müssen sie angepasst werden.

Hohe Anforderungen

Hinzu kommen im Flugzeugbau hohe technische Anforderungen. Jede Baugenehmigung muss durch mindestens sechs verschiedene Personen freigegeben werden. Ein Flugzeug ist nahezu rund um die Uhr in Betrieb und lebt im Durchschnitt 30 Jahre. Unabdingbar sind dafür Investitionen in neueste Technologien und die enge Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Buxtehude zählt sich zur Metropolregion Hamburg mit insgesamt 3,5 Millionen Einwohnern. Alle vier Standorte des Buxtehuder Ingenieurbüros befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den europäischen Airbus-Niederlassungen. Nicht nur die A 380, sondern die gesamte Airbusfamilie bis zur kleinen A 318 zählen zu Peter Lühmanns Arbeitsfeldern.

"Natürlich ist bei einer Krise ein Zulieferer genauso gefährdet", sagt Lühmann "Aber, das ist der Vorteil eines kleineren Unternehmens: Wir können auf Veränderungen flexibel reagieren. Airbus hat volle Auftragsbücher, die Kunden warten auf ihre Flugzeuge, so dass wir die Möglichkeit haben, unsere Arbeiten in die Bereiche zu verlagern, die im Moment sehr effektiv laufen." Und noch eine Tür steht offen: Neben dem Flugzeugbau arbeitet das Ingenieurbüro auch für einige andere Bereiche, etwa im Maschinen-, Apparate- und Stahlbau.

Als mittelständisches Unternehmen kann das Buxtehuder Ingenieurbüro diese Bereiche sehr schnell ausbauen. Wie hieß es noch in der Geschichte vom Hasen und Igel? Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur: " Der Igel ist ja der, der immer sagt: Ich bin schon da. Und mit einem solchen Unterfangen kann man sich sehr identifizieren. "