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Ein Besuch auf der Döner-Messe

31. März 2010

15.000 Dönerbuden gibt es in ganz Deutschland, 1300 sind es allein in Berlin. Nun hat die Hauptstadt des Kebab sogar ihre erste eigene Dönermesse - inklusive eines Döner-Roboters.

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Döner mit Salat in der Hand eines Menschen (Foto: dpa)
Kalbsfleisch mit Brot, Gemüse und Salat - da fehlt nur noch die berühmte KnoblauchsoßeBild: picture-alliance/ dpa

Etwa eine Million Deutsche lassen Currywurst und Hamburger jeden Tag links liegen und greifen stattdessen zum Döner Kebab. Das Fladenbrot mit Fleisch, Gemüse und Soße ist in Deutschland und Europa zum Konsens-Fastfood geworden. Da ist es nur konsequent, dem liebsten Snack der Deutschen auch eine eigene Messe zu widmen. Und so fand Ende März in Berlin die "Kontaktmesse Döner-Gastronomie", kurz DÖGA, statt.

Mit dem Siegeszug des Kebab ist die Döner-Industrie zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht geworden. Allein in Deutschland arbeiten an 15.000 Dönerbuden und in 200 Produktionsstätten für Dönerfleisch rund 65.000 Menschen. Produktion und Verkauf in Deutschland erzielen pro Jahr einen Umsatz von etwa 2,5 Milliarden Euro. "Das sind natürlich gigantische Zahlen" findet Messe-Chef Tarkan Taşyumruk, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa ist. Allein eine Milliarde Euro davon entfalle jedes Jahr auf den Export von Dönerfleisch in andere EU-Länder, berichtet Taşyumruk stolz.

Döner aus Roboterhand

Der erste Döner-Roboter der Welt (Foto: dpa)
Der erste Döner-Roboter der WeltBild: picture alliance / dpa

Der große Star der ersten Döner-Messe ist ebenfalls ein Türke, allerdings einer aus Stahl und Hightech. Der "A-DR-V 1003" ist der erste Döner-Roboter der Welt. Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein normaler Dönergrill aus rostfreiem Stahl. Doch dann sieht man, was er automatisch kann. Auf drei silbern glänzenden Achsen fährt ein kreisrundes elektrisches Schneidemesser den Dönerspieß hinab, wieder hinauf und nach einer kurzen Drehung vom Spieß wieder hinab. Dabei fallen feine, hauchdünne Streifen von gegrilltem Kalbsfleisch hinab in einen Behälter.

Die Herstellerfirma Güçtek Inc. bietet zwei Versionen des Döner-Roboters für das Grillen und Schneiden im Dauerbetrieb. "Einen für die großen Hersteller und einen für die kleinen Imbisse" sagt Ahmet Kalyoncu, der Verkaufschef der Firma. Mit zwei kleinen Kameras erkennt der Imbiss-Roboter das Äußere des Dönerspießes. Gesteuert wird der Roboter über eine kleine Fernbedienung mit vier Knöpfen: Links, Rechts, Zubereiten und Schneiden. Erst wenn das Fleisch so weit gegrillt ist, wie eingestellt, fängt der Roboter an zu schneiden - "vollautomatisch", betont Kalyoncu nicht ohne Stolz.

Weniger schweißtreibende Arbeit

Der Döner-Roboter schneidet nicht nur schneller und präziser als seine menschliche Konkurrenz, sondern auch hygienischer, sagt Kalyoncu. "Wenn die Döner-Köche den ganzen Tag vor dem heißen Grill stehen, dann fangen sie natürlich an zu schwitzen. Mit dem Döner-Roboter ist das vorbei und sie müssen sich nicht mehr ständig vor dem Kunden das Gesicht putzen."

Ob von Menschenhand zubereitet oder vom Roboter - entgegen seinem fettigen Ruf ist der Döner unter den Fastfood-Snacks sogar auch noch gesund. Gül Scherzo von der Krankenkasse AOK Berlin-Brandenburg kann das bestätigen. Ein richtiger Döner aus reinem Kalbsfleisch mit Brot, Gemüse und Salat sei eine ausgewogene Ernährung für zwischendurch. "Jedenfalls viel besser als Currywurst mit Pommes!"

Der Döner als Integrationsprodukt

Mann schichtet einen Dönerspieß mit Fleisch (Foto: AP)
Die Döner-Branche in Deutschland erwirtschaftet jährlich 2,5 Milliarden EuroBild: AP

Glaubt man der Legende, hat die erste Döner-Bude vor 40 Jahren am Berliner Bahnhof Zoo eröffnet. Genau weiß das niemand. Mit der Zeit ist der Döner aber immer deutscher geworden, findet Tasyumruk: "Döner wird in Deutschland ja vor allem von Deutschen gegessen, gar nicht so sehr von Türken. Ich denke, der Döner ist in Deutschland so erfolgreich, weil er schnell geht und trotzdem frisch ist. Er wird vor den Augen der Kunden zubereitet und der Kunde kann ihn individuell gestalten - das sind Merkmale, die in Deutschland sehr wichtig sind."

Nirgendwo auf der Welt werden heute so viele Döner gegessen wie in Deutschland - nicht einmal in der Türkei. Ist der Döner also überhaupt noch ein türkisches Produkt, oder ist er längst so deutsch wie es seine Fans sind? Messe-Chef Taşyumruk hat seine eigene Theorie: "Das Produkt ist zwar in der Türkei geboren, aber es hat sich erst hier zu dem entwickelt, was es heute ist. Der Döner ist deshalb ein absolutes Integrationsprodukt."

Autor: Samuel Jackisch
Redaktion: Kay-Alexander Scholz