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Ein bisschen mehr van Bommel wagen!

Andreas Sten-Ziemons4. Februar 2014

Dass Bayern München überlegen Deutscher Meister wird, muss man wohl zähneknirschend akzeptieren. Aber wenigstens wehren könnten sich die Gegner doch, meint DW-Sportreporter Andreas Sten-Ziemons.

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Themenbild Kolumne Flügelzange
Bild: DW

Warum eigentlich ist Eintracht Frankfurt am vergangenen Sonntag im Bundesligaspiel beim FC Bayern München überhaupt angetreten? Das Spiel endete mit einem klaren 5:0-Sieg der Bayern, der sogar noch deutlicher hätte ausfallen können. Es war der Gipfel der Wehrlosigkeit. Die Frankfurter standen freundlich Spalier und geleiteten die Bayern-Spieler zum Kantersieg. Gegenwehr gleich null. Eintracht-Trainer Armin Veh stellte mit Verteidiger Carlos Zambrano und Mittelfeldspieler Sebastian Rode zwei seiner Besten erst gar nicht auf, um sie zu schonen.

Wieso diese Kapitulation schon vor dem Anpfiff? Warum ergibt man sich so bereitwillig in sein Schicksal? Der VfB Stuttgart hat doch gerade erst vorgemacht, dass man die "Über-Bayern" in Bedrängnis bringen kann, wenn man ihnen wehtut. Die Stuttgarter waren mutig, teilweise sogar etwas ruppig und machten den Ballkünstlern aus München das Leben schwer. Fünfmal gab es Gelb für Spieler des VfB. Und wie viele Gelbe Karten sammelte die Frankfurter Eintracht am Sonntag gegen die Bayern? Keine einzige!

"Wie soll man diese Bayern schlagen?" - diese Frage hört und liest man oft in diesen Tagen, wenn es um die Bundesliga geht. "Wie soll man diese Bayern schlagen, wenn man sich nicht wehrt?", müsste allerdings die Frage an Eintracht Frankfurt und Trainer Veh lauten. Aber anscheinend wollte der gar nicht gewinnen, sondern sein Team für die kommenden Duelle im Abstiegskampf frisch halten. Für die ohnehin nicht mehr vorhandene Spannung in der Liga ist das natürlich Gift. Wenn nur noch fünf von 17 Gegnern ernsthaft gegen die Münchener gewinnen wollen, kann man die Meisterschale auch gleich an die Säbener Straße schicken und am Wochenende gegen die Bayern Freundschaftsspiele veranstalten. Frankfurt hat das am Sonntag getan.

"Vor die Stäbe kloppen!"

niederländischer Fußballspieler Mark van Bommel
Der Ex-Bayer Mark van Bommel (l.) im WM-Finale: nickelig, giftig und unangenehm - ein Vorbild?Bild: LLUIS GENE/AFP/Getty Images

Dabei hätte sich Veh Hilfe holen können, bei jemandem, der sich damit auskennt. HSV-Trainer Bert van Marwijk wäre ein Kandidat gewesen. Immerhin hat der es mit der Nationalelf der Niederlande geschafft, die haushoch überlegenen Spanier im WM-Finale vor dreieinhalb Jahren mit konsequenter Härte an den Rand einer Niederlage zu drängen. Bester Akteur - in meinen Augen - war Mark van Bommel, der Xavi und Iniesta so penetrant auf den Füßen herumstand und immer wieder mal nicht brutale aber wirkungsvolle Fouls einstreute. Am Ende hatten die beiden spanischen Zauberzwerge fast gar keine Lust mehr, ihr berühmtes Tiki-Taka aufzuziehen. Deutschland hätte sich davon im Halbfinale eine Scheibe abschneiden können, statt zu versuchen, die Spanier mit spielerischen Mitteln zu schlagen.

Ein Kandidat als Frankfurter Co-Trainer wäre auch der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund. Der sollte vor einigen Jahre bei einem Auftritt in einer Unterhaltungssendung im Fernsehen als spielerische Aufgabe eine Pausenansprache an eine Jugendmannschaft halten. Also wurde der schwergewichtige "Calli" vor eine Handvoll Kinder in Fußballtracht gestellt und forderte von den zugegebenermaßen etwas schockiert dreinblickenden Achtjährigen vehement: "Jungs, wir müssen rausgehen und denen vor die Stäbe kloppen!" Recht hat er! Warum nur ist dieser Satz am Sonntag nicht auch Armin Veh eingefallen...!?