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Indien: Ingenieure erfinden Anti-Vergewaltigungs-BH

Murali Krishnan / Ofelia Harms Arruti27. Juli 2014

Ein neuer Büstenhalter soll in Indien als Vergewaltigungs-Abwehrsystem eingesetzt werden. Die mit Sensoren ausgestattete Unterwäsche kann einen Elektroschock und schwere Verbrennungen verursachen.

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Der elektronische BH an einer Puppe (Foto: Murali Krishnan).
Bild: Murali Krishnan

Die schreckliche Massenvergewaltigung einer Medizinstudentin in Neu-Delhi im Dezember 2012 hat Indien erschüttert. Im ganzen Land gingen zehntausende Menschen auf die Straßen, um ihr Entsetzen zu zeigen. Die Strafen für Vergewaltigung wurden zwar verschärft, die Gefahr für Frauen hat jedoch bisher nicht nachgelassen. Für die 22-jährige Maschinenbaustudentin Manisha Mohan waren die Ereignisse von 2012 ein Wendepunkt. Sie beschloss, ein neues Abwehrsystem zu erfinden: einen Elektroschock-BH.

Mit zwei weiteren Kommilitonen führte Manisha mehrere Umfragen durch und arbeitete an vielen Modellen, bevor "der Büstenhalter, der zurückbeißt", entstand. "Ich begann mit Menschen zu arbeiten, die sich mit Elektronik auskennen und so hat es sich langsam entwickelt", erzählt sie der DW. Die internationale Anerkennung und Aufmerksamkeit habe alles auf eine noch höhere Ebene gebracht.

SHE-Power

Der elektronische BH an einer Puppe (Foto: Murali Krishnan).
The BH kann einen Schock von 3800 Volt auslösen - ein potenzieller Vergewaltiger würde Verbrennungen erleidenBild: Murali Krishnan

Bevor der Büstenhalter auf den Markt kommt, arbeitet die Ingenieurin noch an den letzten Feinheiten des einzigartigen SHE-Modells. SHE steht für "Society Harnessing Equipment". Auf Deutsch bedeutet das so viel wie "Ausrüstung für den gesellschaftlichen Nutzen". Manisha will nicht verraten, wann der BH im Handel erhältlich sein wird, aber sie versichert aber, es wäre bald soweit.

SHE enthält einen Drucksensor mit einer elektrischen Schaltung, die einen schweren Schock von bis zu 3800 Kilovolt erzeugen kann. Das ist schwer genug, um einem potenziellen Vergewaltiger Verbrennungen zuzufügen. Und in dem Moment, in dem die Drucksensoren aktiviert werden, wird auch die Polizei durch ein eingebautes GPS-System benachrichtigt.

"Das elektronische Equipment befindet sich im BH in einer kleinen Tasche mit zweiseitiger Stoffstruktur", erklärt die Studentin. Diese isoliere die Haut von den Kabeln und sei außerdem wasserdicht. Manisha und ihr Team versuchen, die gesamte Elektronik in der kleinen Tasche zu verstauen, damit die Sensoren den Druck auf die Brust einer Frau genau erkennen können. Die Drucksensoren sind extra fürs Grapschen und Pressen programmiert, damit sie bei einer normalen Umarmung nicht aktiviert werden. Es gibt auch einen Schalter, den die Frau selber drücken kann, wenn sie sich bedroht fühlt.

Sicher und komfortabel

Die Rückmeldung zum Elektro-BH war bisher positiv. "Ich denke, der BH wird für Frauen und Mädchen sehr hilfreich sein", meint Revathi, eine Studentin im New Delhi College. "So können wir auch in späten Stunden sicherer durch die Stadt gehen."

Manisha Mohan, Mitentwicklerin des BHs (Foto: Murali Krishnan).
Manisha sagt der BH sei sicher und bequemBild: Murali Krishnan

Diejenigen, die ihn bereits getragen haben, meinen, der Büstenhalter sei trotz der Technik auch bequem zu tragen. "Da er sehr dünn ist, und die meiste Frauen sowieso gepolsterte Kleidung tragen, wird er nicht besonders stören", meint Manisha. Für ihre Idee wurde sie zu einem 20-tägigen Prestige-Programm für Innovation vom indischen Präsidenten Pranab Mukherjee eingeladen. Dort können die Erfinder ihre neuen Ideen vorstellen.

Die Markteinführung des Elektro-BHs kommt zu einem geeigneten Zeitpunkt: parallel zu den neuen Berichten über Verbrechen gegen Frauen in Indien. Vergewaltigung, Mord, Entführung und sexuelle Belästigung stiegen im Jahr 2013 um über 25 Prozent. Letztes Jahr meldete die Polizei 309.546 Verbrechen gegen Frauen. Im Jahr 2012 waren es noch 244.270 Fälle.

In Indiens ländlichen Gebieten, wo ein Großteil der Angriffe stattfindet, wird der Anti-Vergewaltigungs-BH die Anzahl der Frauenüberfälle zwar nicht senken können, die Erfindung ist jedoch als Schutzmethode willkommen.