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Ein ganz anderes Bild des Iran

Samira Nikaeen31. Juli 2012

Ein Bild des Iran jenseits von Ayatollahs und Atompolitik präsentiert der Fotograf und Filmemacher Benedikt Fuhrmann derzeit in München. Er will damit der Völkerverständigung und dem Frieden dienen.

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Fischer im Iran (Foto: Benedikt Fuhrmann)
Bild: Benedikt Fuhrmann

Als Benedikt Fuhrmann am 20. Juni 2005 gemeinsam mit einem Freund seine Heimatstadt Bad Tölz in seinem alten zum Wohnmobil umgebauten VW Polo verließ, hieß das Ziel der geplanten langen Reise Vietnam. Ausgestattet mit Tonaufnahmegeräten, Film- und Videokameras wollte der Fotograf und Filmemacher dem historischen ost-westlichen Handelsweg, der Seidenstrasse, bis ins südöstliche Asien folgen.

Diese Pläne änderten sich, als die beiden Deutschen die erste wirkliche Grenze auf ihrer Route passieren mussten: die zwischen der Türkei und dem Iran. "Die erste Begegnung mit den Iranern war mit einem Zollbeamten an der Grenze, und ich hatte Angst, dass er meine Filmausrüstung konfiszieren würde", erzählt Fuhrmann.

Benedikt Fuhrmann mit Servus-und Salam-T-Shirt (Foto: Benedikt Fuhrmann)
Benedikt Fuhrmann mit dem T-Shirt, das für bayerisch-iranische Verständigung wirbt.Bild: Benedikt Fuhrmann

Eintauchen in das Land

Zehn Minuten später war es vorbei mit der Angst. Diese hatte sich sozusagen im Tee aufgelöst, den Fuhrmann und ein Zollbeamter gemeinsam tranken, der sich über das Auftauchen eines deutschen Autos an der iranischen Grenze freute. In diesem Moment war für den 35-Jährigen klar: Den Iran musste er näher kennenlernen. Ein Jahr lang reiste er in seinem Polo kreuz und quer durch das Land, mehr als 70.000 Kilometer. Er tauchte in das brodelnde Leben der 15-Millionen-Stadt Teheran ein, erlebte die Gastfreundschaft der Menschen in den Zelten der Nomaden in den Bergen ebenso wie in kleinen Fischerdörfern am Meer. Nur eins fand der "ein bisschen blöd": "Mein Farsi, das ich von Teheran her kannte, war in manchen Dörfern überhaupt nicht mehr gültig."

Am Anfang hatte der Filmemacher auf die Erteilung eines Pressevisums gehofft. Nach drei Monaten, kurz vor seiner drohenden Ausweisung, bekam er endlich die Erlaubnis für Foto- und Filmaufnahmen. Das heißt aber nicht, dass von da an alles problemlos gewesen wäre, wie Fuhrmann berichtet: "Ich war ab und zu auch im Gefängnis, weil ich als Journalist in Gegenden gearbeitet habe, wo Journalisten eher selten sind. Sie wussten gar nicht, was der Presseausweis ist. Dann haben sie mich vorsichtshalber ins Gefängnis mitgenommen." Dort sei er aber "gleich wieder rausgegangen".

Kameltreiber im Iran (Foto: B. Fuhrmann)
Kameltreiber im IranBild: Benedikt Fuhrmann

Anders als manche Beamte seien ihm die einfachen Iraner nie mit Misstrauen begegnet, berichtet Fuhrmann. "Wenn man im Iran ist und sagt, man ist Deutscher, dann hört man nichts Negatives." Zu Deutschland seien den Leuten Dinge eingefallen wie Fußball, Technik, gute Produktqualität.

Iran-Projekt erzeugt erst Abwehr

Zurück in der Heimat wollte Fuhrmann seine Eindrücke vom Iran, dem Land und seinen Menschen, in einer multimedialen Ausstellung präsentieren, unter dem Motto: Servus und Salam. Aber die Suche nach Sponsoren und Räumlichkeiten gestaltete sich schwierig. Sobald er sein Projekt angesprochen habe, habe er bei seinem Gegenüber eine diffuse Angst gespürt, "vor irgendwelchen Atombomben, irgendwelchen Terroristen, vor Ahmadinedschad, aber auch einfach dem Islam."

Die zahlreichen Absagen bestärkten Fuhrmann jedoch nur. Schließlich fand er Unterstützung durch Rainer Maria Schießler, katholischer Pfarrer der Münchner Kirche St. Maximilian. Er stellte die Kirchenräume für die Ausstellung über den Iran zur Verfügung - und hielt ein Friedensgebet mit Vertretern verschiedener Religionen am Eröffnungsabend ab. Das fanden manche von Schießlers Amtsbrüdern unmöglich, aber für den Pfarrer von St. Maximilian war das "eigentlich die Bestätigung, dass ich alles richtig gemacht habe."

Pfarrer Rainer Maria Schießler mit dem Plakat des Kulturprojekts „Ein Blick Iran“. (Foto: Benedikt Fuhrmann)
Pfarrer Rainer Maria Schießler mit dem Plakat des Kulturprojekts „Ein Blick Iran“.Bild: Benedikt Fuhrmann

Erfolge und Pläne

Für die Finanzierung seine Projekts konnte Fuhrmann inzwischen im Internet und in sozialen Netzwerken über 50.000 Euro an Spendern aus aller Welt einwerben. Zur Eröffnung der Ausstellung, die vom 15. Juli bis zum 12. August läuft, kamen wie erwartet zahlreiche Besucher in die Maximilian-Kirche, auch Iraner. "Es war zutiefst ergreifend, als eine Frau zu mir kam und sagte: 'Sie haben mir mein Land zurückgegeben'", berichtet Fuhrmann. Er will seine Bilder aus dem Iran auch an anderen Orten zeigen, unter anderem in Tel Aviv. Ronny Edry, den Begründer der weltweit beachteten Facebook-Kampagne "Israel loves Iran", hat er bereits als Mitstreiter gewonnen.

Der Israeli Ronny Edry und Bendikt Fuhrmann in der Münchner Maximilians-Kirche (Foto: Benedikt Fuhrmann)
Der Israeli Ronny Edry und Bendikt Fuhrmann in der Münchner Maximilians-KircheBild: Benedikt Fuhrmann