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Ein Großhafen als Drehkreuz für den Osten Afrikas

2. März 2012

Begleitet von heftigen Protesten ist nahe der kenianischen Ferieninsel Lamu der Startschuss für ein Mega-Projekt gefallen, mit dem der Schwarze Kontinent Verbindung mit den internationalen Märkten halten soll.

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Residents and environmental activists participate in a demonstration against the construction of the proposed Lamu Port-South Sudan-Ethiopia (LAPSSET) project in Lamu island, Kenya, March 1, 2012. Kenya's President Mwai Kibaki and Ethiopia's Prime Minister Meles Zenawi expressed confidence that the Lamu Port-South Sudan-Ethiopia (LAPSSET) project will unlock trade and investment opportunities between the two countries once realized. REUTERS/Joseph Okanga (KENYA - Tags: BUSINESS POLITICS CIVIL UNREST)
Bild: Reuters

In Kenia haben die Bauarbeiten für eine riesige Hafenanlage begonnen, die das Land einmal zu einem wirtschaftlichen Drehkreuz für Ostafrika machen soll. An dem Projekt in unmittelbarer Nähe der Ferieninsel Lamu sind auch die Regierungen von Äthiopien und Südsudan beteiligt. Die Pläne umfassen nicht nur einen Großhafen, sondern ebenso eine Ölraffinerie, eine Pipeline zum Südsudan, eine Eisenbahnlinie von Lamu nach Juba im Südsudan mit einer Abzweigung nach Äthiopien, eine Autobahn für die gleiche Strecke und einen neuen internationalen Flughafen.

Das Projekt werde den Binnenstaaten einen direkten und zuverlässigen Zugang zum Meer verschaffen, sagte der kenianische Präsident Mwai Kibaki bei einer Zeremonie, an der auch der äthiopische Regierungschef Meles Zenawi und der südsudanesische Präsident Salva Kiir teilnahmen. Auch werde es dabei helfen, die ganze Region Ost- und Zentralafrika mit den internationalen Märkten zu verbinden.

Kenya's President Mwai Kibaki and Ethiopian Prime Minister Meles Zenawi (L) applaud after the signing of bilateral agreements between the two countries at the State House in Nairobi, March 1, 2012. The leaders expressed confidence that the Lamu Port-South Sudan-Ethiopia (LAPSSET) project will unlock trade and investment opportunities between the two countries once realized. REUTERS/Thomas Mukoya (KENYA - Tags: POLITICS BUSINESS)
Kenias Präsident Kibaki (r.) und der äthiopische Regierungschef ZenawiBild: Reuters

China ein wichtiger Geldgeber

Die Gesamtkosten werden auf umgerechnet 16,6 Milliarden Euro geschätzt. Nach Schätzungen von Finanzexperten muss die kenianische Regierung für das Vorhaben sechs Jahre lang etwa sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder 16 Prozent des Staatshaushalts investieren. Ein wichtiger Geldgeber für das Projekt ist zudem China, der Hauptabnehmer von Erdöl aus dem Südsudan.

Das lange geplante Projekt ist dringlicher geworden, da der Nord- und der Südsudan über die Nutzung von Pipelines und Häfen für den Erdölexport zerstritten sind. Der Südsudan ist seit Juli 2011 unabhängig. Im Januar stellte der Südsudan seine Ölförderung ein, die 85 Prozent der Fördermenge im alten Sudan ausmachte. Grund war ein Streit über die Gebühren für die Nutzung der sudanesischen Pipelines ein. Während fast alle Erdölvorkommen des alten Gesamtstaats im Süden lagen, verfügt nur der Norden über Raffinerien und einen Zugang zum Meer.

Members of a high level delegation from the government of South Sudan, including Pagan Amum, front center wearing blue blazer, the South's chief negotiator, visit the oil fields of Paloich, South Sudan on Tuesday Feb. 21, 2012, tasked with assessing the southern government's oil shutdown. In January, the Government of South Sudan completely shut down oil production because of a dispute with their former civil war foes in the northern Republic of Sudan. South Sudan's acting U.N. ambassador said Monday his country wants to build alternative pipelines through Kenya, Ethiopia and Djibouti to ship oil while trying to resolve a dispute with neighboring Sudan over fees for using its pipelines. (Foto:Pete Muller/AP/dapd)
Auch ihr soll das Projekt nutzen: Ölförderung in Paloich im SüdsudanBild: AP

Warnung vor Schäden für Natur und Tourismus

Der Großhafen ist jedoch sehr umstritten. Bewohner der Ferieninsel Lamu werfen der Regierung in Nairobi vor, ihre Belange bei den Planungen nicht berücksichtigt zu haben. Umweltschützer fürchten um die Mangrovenwälder und Korallenriffe des Lamu-Archipels. Fischer und andere Bewohner der Region warnen auch vor Einbußen im Tourismus, wenn Öltanker und andere Frachtschiffe in dichter Folge an Lamu vorbeifahren.

Die Altstadt Lamu ist seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe. Das Lamu-Archipel im Indischen Ozean ist bei Touristen sehr beliebt. Zahlreiche Prominente aus dem Ausland besitzen auf den Inseln Villen und Strandgrundstücke. Präsident Kibaki kündigte "Maßnahmen" an, um das "empfindliche Ökosystem und das kulturelle Erbe" nicht zu stören.

sti/SC (dapd, afp, epd)