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Katastrophe

Genua schweigt für die "Engel der Stadt"

14. August 2019

Ein Jahr nach dem verheerenden Einsturz der Morandi-Brücke in Genua ist in der norditalienischen Hafenstadt der Opfer gedacht worden. Am Rande der zentralen Gedenkfeier kam es zu einem Eklat.

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Giuseppe Conte, Ministerpräsident von Italien (am Pult), bei der Veranstaltung
Giuseppe Conte, Ministerpräsident von Italien (am Pult), spricht während des GedenkgottesdienstesBild: picture alliance/dpa/T. Pecoraro

Am Jahrestag des Brückeneinsturzes von Genua hat Kardinal Angelo Bagnasco die Stadt weiter zu Solidarität und Zusammenhalt aufgerufen. Bei einer Messe sagte der Erzbischof: "Die Stadt blickt in die Zukunft, eine, die wir ehrlich und entschlossen gemeinsam angehen müssen."

Der Gottesdienst mit Familienangehörigen der Opfer und Rettungskräfte von Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz fand in einer Halle mit Blick auf den ersten Stützpfeiler der neuen Brücke von Stararchitekt Renzo Piano statt. Auch außerhalb der Halle kamen viele Menschen zusammen.

Kardinal Bagnasco während der Messe
Kardinal Bagnasco während der MesseBild: picture-alliance/dpa/Zuma/T. Pecoraro

In Anwesenheit der versammelten Staats- und Regierungsspitze erinnerte Bagnasco an die 43 Opfer, die am 14. August 2018 beim Einsturz der Autobahnbrücke Ponte Morandi ums Leben kamen. Wie "Engel der Stadt" schauten sie nun vom Himmel auf ihre Angehörigen herab. Die Leere in deren Herzen jedoch könne niemand füllen, so Bagnasco. Allenfalls könne man behutsam und respektvoll versuchen, ihnen das Gefühl zu geben, nicht alleine und verlassen zu sein.

Die Brücke am Tag nach dem Einsturz
Die Morandi-Brücke am Tag nach dem EinsturzBild: Reuters/S. Rellandini

Ebenso sprach der Kardinal die alltäglichen Schwierigkeiten der Genueser Pendler an, die seit dem Brückeneinsturz große Umwege in der nun geteilten Stadt in Kauf nehmen müssen. Dennoch zeige sich heute bereits eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Neben Staatspräsident Sergio Mattarella kamen Regierungsvertreter wie Ministerpräsident Giuseppe Conte und die beiden Vizepremierminister Matteo Salvini und Luigi Di Maio. Um 11.36 Uhr gab es eine Schweigeminute, die von den Glocken aller Kirchen der Stadt und den Schiffshörnern im Hafen durchbrochen wurde.

Zu dieser Uhrzeit war am 14. August 2018 ein etwa 180 Meter langes Stück der Fahrbahn der Morandi-Brücke in die Tiefe gestürzt - mit ihr Fahrzeuge und deren Insassen. Die Bilder des Einsturzes während eines starken Unwetters gingen um die Welt.

Teile der künftigen Brücke
Teile der neuen, vom genuesischen Stararchitekten Renzo Piano entworfenen Brücke in GenuaBild: Getty Images/AFP/V. Pinto

Noch immer ist nicht aufgeklärt, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Ermittelt wird gegen mehr als 70 Personen und gegen den Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia, der über den Konzern Atlantia von der Familie Benetton kontrolliert wird.

Nach einem Protest von Angehörigen der Opfer verließ die Delegation des Konzerns die Gedenkfeier. Den Betreibergesellschaften wird vorgeworfen, die Brückenkonstruktion nicht angemessen gewartet zu haben. Etliche Angehörige hatten sich gänzlich geweigert, an der offiziellen Gedenkfeier teilzunehmen.

stu/ww (kna, dpa)