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Ein Leben zwischen Triumph und Absturz

Hanspeter Detmer24. Oktober 2002

Neben Franz Beckenbauer und Steffi Graf gehört Boris Becker zu den bekanntesten und beliebtesten deutschen Sportlern. Die Verurteilung wegen Steuerhinterziehung ist ein weiterer Bestandteil seiner illustren Biografie.

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Vorläufiger Tiefpunkt: Becker vor GerichtBild: AP

Höhen und Tiefen im Leben eines Sportlers: Im Juni 1985 wurde Boris Becker über Nacht zum Star. Gerade erst 17 Jahre alt, wurde er jüngster Sieger bei den "All England Tennis Championships" im Londoner Stadtteil Wimbledon. Im Finale hatte er den Südafrikaner Kevin Curren in vier Sätzen besiegt (6:3, 6:7, 7:6 und 6:4) besiegt. Zugleich war er der erste Deutsche, der in Wimbledon ein Finale des Wettbewerbs im Herreneinzel gewann. Boris, von da an liebevoll "Bobbele" oder - eher respektvoll - Bum-Bum-Boris getauft, war nicht nur ein Liebling der Deutschen. Sein gemeinsamer Auftritt mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der ihn damals unbedingt kennenlernen wollte, ist legendär. Natürlich wurde Boris auf Anhieb zum Sportler des Jahres gewählt.

Nach dem Aufstieg der Fall...

Dem sensationellen Aufstieg folgte der erste Absturz. Wenige Monate nach dem Triumph von Wimbledon scheiterte Becker beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne kläglich in der ersten Runde. Am Abend zuvor hatte er sich noch über seinen niederländischen Gegner Michael Schapers lustig gemacht. Aber nur einen Moment war Becker am Boden. Im Januar 1986 holte er sich erstmals den Titel eines Junioren-Weltmeisters, gewann im Verlaufe des Jahres insgesamt zwölf Grand-Prix-Turniere und verteidigte dabei seinen Wimbledon-Titel mit Bravour. Ausgerechnet den aktuellen Weltranglistenersten Ivan Lendl deklassierte Becker in nur drei Sätzen mit 6:4, 6:3 und 7:5.

Anfang 1987 dann der zweite Karriereknick. Unter dubiosen Umständen trennte Becker sich von seinem Trainer Günther Bosch. Offenbar sind bis heute nicht alle Hintergründe publik geworden. Mit Sicherheit trug auch Becker seinen Teil zur Trennung bei. Seine Erfolge stiegen ihm zu Kopf. Als Titelverteidiger verlor er in Wimbledon, dessen Centre Court er als sein Wohnzimmer bezeichnete, bereits in der zweiten Runde sang- und klanglos. Doch schon Ende des Jahres war Boris wieder oben auf. Er hatte den Löwenanteil am ersten deutschen Davis-Cup-Gewinn in Göteborg.

... und nach dem Fall der Aufstieg

Das Jahr 1989 kann als eines der erfolgreichsten in Beckers Karriere bezeichnet werden. Er wurde zum dritten Mal Wimbledonsieger mit einem Endspieltriumph über den Schweden Stefan Edberg. Zudem kürte ihn der Tennis-Weltverband zum Weltmeister 1989. 1990 kam die nächste Krise. Becker wirkte in seinen Spielen wie ausgelaugt. Doch mit seinem Finalsieg Ende Januar 1991 bei den Australian Open in Melbourne gelangte er erstmals an die Spitze der Weltrangliste. Insgesamt zwölf Wochen lang konnte er sich dort behaupten.

Eine seiner bittersten Niederlagen musste Boris Becker 1991 im Finale von Wimbledon hinnehmen. Der Favorit verlor in nur drei Sätzen ausgerechnet gegen seinen Landsmann Michael Stich. Trotzdem machten die beiden am 8. August 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona gemeinsame Sache und gewannen im Herrendoppel Gold. Das deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" kommentierte anschließend zu Recht: "Weder Vaterland noch Freundschaft trieb die beiden zum Olympiasieg. In Barcelona gewann ausschließlich eine zweckorientierte Interessengemeinschaft."

Von Besenkammern und Steuerprozessen

Dann der Paukenschlag 1993: Boris Becker heiratet Barbara Feltus, mit der er schließlich zwei Kinder bekommt. Doch es dauert bis zum Jahre 1996, bis er endlich mit dem überraschenden Gewinn der Australien Open auch einmal wieder einen sportlichen Paukenschlag anbringt. Zugleich zeichnete sich langsam das Ende seiner aktiven Sport-Karriere ab.

Zahlreiche wirtschaftliche Engagements, wie zum Beispiel im Bereich der modernen Informationsmedien, endeten mit finanziellen Bauchlandungen. Aber auch andere Eskapaden kamen ihn teuer zu stehen: In London erlaubte er sich in der Besenkammer eines Hotels einen Seitensprung mit einem Model. Der hatte nicht nur eine Tochter als sein drittes Kind, sondern auch Abfindungszahlungen in Millionenhöhe zur Folge. Teuer ist auch die Trennung von seiner Ehefrau Barbara. Der aktuelle Steuerprozess, an dessen Ende Boris Becker nun als vorbestraft gilt, ist ein neuer Tiefpunkt in Beckers Lebensgeschichte. Man kann für ihn nur hoffen, dass er seinen Lebenrhythmus beibehält: Dann wird dem Tief ein Aufschwung in neue Höhen folgen.