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Ein Lesegerät aus Sachsen

7. Januar 2010

Auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas, der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik, ist auch die Firma Plastic Logic aus Dresden vertreten. Sie zeigt ein neues Lesegerät.

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Das Lesegerät neben einer Tageszeitung (Bild: Plastic Logic)
Dünner als die Zeitung: Der E-Reader "Que" aus DresdenBild: Plastic Logic

Ich bin mal wieder auf Dienstreise - der Laptop drückt schwer auf meiner Schulter, die Papiere sprengen die Tasche, und den Kampf mit der Zeitung im Bus und im Flugzeug habe ich mangels Platz verloren. Käme jetzt eine Fee - ich hätte nur zwei Wünsche: Einen Kaffee und: ein kleines Gerät, das diesen ganzen Kram, den ich so mitschleppe, überflüssig macht! Gerade mal so groß wie ein DIN-A4-Blatt sollte es sein, außerdem dünn und leicht. Am besten wäre, ich könnte noch die aktuelle Zeitung per Handy runterladen und im wackelnden Bus, das Gerät locker in einer Hand haltend, Nachrichten lesen, ohne den Nebenmann mit Papier zu belästigen.

Prototyp des Lesegerätes von Plastic Logic (Foto: dpa)
So sieht mein Wunschgerät ausBild: dpa

Meine Unterlagen und den Laptop würde ich dann zu Hause lassen, weil alle nötigen Dokumente auf dem Gerät lesbar sind und natürlich auch bearbeitet werden können. Ein neues Fax, eine wichtige E-Mail - kein Problem, wird einfach per Handy runtergeladen. Und Kabel zum Aufladen möchte ich auch zu Hause lassen.

Wo bleibt die Fee?

Bei Plastic Logic in Dresden finde ich sie, so eine Art Fee. Kaffee bekomme ich sofort, bei Rachel Lichten, der Pressesprecherin von Plastic Logic. Und das Wunschgerät? "Wir bringen bald ein Lesegerät auf den Markt. Das Herzstück ist ein E-Paper, ein elektronisches Papierdisplay, das wir hier in Dresden herstellen", erzählt mir Lichten. Ansonsten entspricht das Gerät so ziemlich meinen Wünschen.

Lesegerät von Plastic Logic (Foto: Plastic Logic)
Dünn und leicht soll das Lesegerät von Plastic Logic seinBild: Plastic Logic

Bislang habe ich ja nicht geglaubt, jemals Texte freiwillig auf einem Display zu lesen - Bücher schon gar nicht. Bisher drucke ich mir lieber längere Dokumente aus, damit meine Augen nicht so müde werden. Aber nachdem sie mir einen Prototyp des Gerätes gezeigt hat, bin ich überzeugt: Dieses elektronische Papierdisplay lässt sich wirklich prima lesen.

Dabei will man es aber nicht belassen: Die Folgegenerationen des Gerätes sollen nämlich weniger Energie verbrauchen und außerdem auch noch unabhängig von externen Stromquellen werden. Dazu muss man wissen: Dresden hat jüngst eine Ausschreibung gewonnen und sich als Spitzencluster behaupten können - also als eine Region, in der sich besonders innovative Firmen und Forschung zusammengetan haben. Nun fließen in den nächsten fünf Jahren Forschungsgelder in Millionenhöhe, damit Forscher daran arbeiten können, die Datenverarbeitung energieeffizienter zu gestalten.

In Zukunft: mit der Sonne

Der Prototyp einer elektronischen Zeitung mit Bildschirm (Foto: dpa)
Über dem Display soll künftig noch eine durchsichtige Solarzelle liegenBild: dpa

Beteiligt an dem Cluster ist auch die Technische Universität Dresden, wo ich als nächstes hingehe und Professor Frank Ellinger treffe. Er erläutert mir, dass die Verbreitung von Nachrichten derzeit extrem viel Energie braucht, nämlich ungefähr so viel wie ein Kraftwerk produzieren kann. "Und wenn man jetzt eine Möglichkeit findet, diese Nachrichten auf elektronische Art sehr energieeffizient zu verbreiten, können wir diesen Energieverbrauch drastisch reduzieren. Und da kommt das E-Paper ins Spiel."

Statt Kernenergie zu nutzen, soll beispielsweise zusammen mit der Firma Roth und Rau eine besondere Solarzelle für das E-Paper entwickelt werden. Sie soll auf dem Display des Lesegerätes liegen - ich könnte dann meine Zeitung durch die Solarzelle hindurch lesen, während gleichzeitig die Sonne dafür sorgt, dass ich genügend Energie habe.

Weniger Energie, mehr Sicherheit

Infineon-Fahnen (Foto: AP)
Infineon will sich um die Sicherheit bei der Datenübertragung kümmernBild: AP

Und damit ich nicht zu viel davon brauche, wollen andere dafür sorgen, dass das Lesegerät mit weniger Energie auskommt. Beispielsweise Infineon. "Wir sind der Partner für die intelligente Stromversorgung, die auch wirklich nur Strom verbraucht, wenn man eine Seite umblättert", sagt der Geschäftsführer von Infineon, Helmut Warnecke. Außerdem würden Daten ja drahtlos per Handy auf das Lesegerät geladen, dafür braucht man natürlich ein Sicherheitsfeature, "und da haben wir auch die entsprechende Kompetenz und werden den Sicherheitschip mit anbieten."

Auch bei Infineon habe ich noch einen Kaffee bekommen. Den trinke ich aus und fange an, mich auf die schöne neue Zukunft ohne schwere Taschen zu freuen. Wenn ich sie mir dann leisten kann - denn noch ist nicht bekannt, was ich für das Lesegerät ausgeben muss. Im Zweifel brauche ich dann doch noch mal die gute Fee.

Autor: Insa Wrede

Redaktion: Rolf Wenkel