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Ein neues Elementarteilchen

Vid Mesaric16. Dezember 2003

Die Reise in den Mikrokosmos offenbart immer mehr winzig kleine Bestandteile des Lebens. Ein Team aus Zagreb ist dabei, sich dabei einen Ehrenplatz zu erobern.

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Dem Durcheinander nach dem Urknall auf der SpurBild: AP

Internationale wissenschaftliche Kreise sind dieser Tage von der Entdeckung eines Physikers am Ruder Boskovic-Institut in Zagreb fasziniert. Im Rahmen eines breit angelegten internationalen Forschungsprojekts am internationalen Forschungs-Laboratorium CERN in der Schweiz haben Dr. Kreso Kadija und sein Team neue Erkenntnisse gewonnen, die sie in Zagreb weiterverarbeitet haben. Dabei haben sie ein neues Elementarteilchen entdeckt, das ein besseres Verständnis der Natur, aber auch der Entstehung des Weltalls ermöglicht.

Das exotische, aus fünf Quarks zusammengesetzte Baryon ist das neue Geheimnis der Physik, das die Wissenschafter aus Zagreb aufgedeckt haben. Die Suche nach Teilchen dieser Art läuft bereits seit 30 Jahren. Baryonen sind die elementarsten Teilchen überhaupt: Die leichtesten von ihnen sind Protonen und Neutronen, aus denen 99,9 Prozent der Materie auf dieser Welt zusammengesetzt ist.

Ein Bruchstück Theorie

Kresko Kadija vom Zagreber Institut Ruder Boskovic möchte allerdings noch keine exakten Prognosen über den Einfluss dieser Entdeckung auf die Wahrnehmung der heutigen Physik wagen: "Wissen Sie, dass ist dasselbe wie die Entdeckung einer neuen Blume. Sie sehen eine neue Blume und stellen fest, dass es in der Natur noch Schönheiten gibt, die sie bisher nicht kannten. So ähnlich ist das hier. Immer wenn man etwas Neues entdeckt, ist das ein Wegweiser zu weiterem."

Kadija, der das erwähnte Teilchen zusammen mit seinen Mitarbeitern Tatjana Susa und Tom Anticic entdeckt hat, führt zwei mögliche Richtungen der Anwendung an: "Eine ist, dass wir die heutigen Theorien besser verstehen, also die Welt auf diesem elementaren Niveau. Die zweite ist, dass wir auch makroskopische Einzelheiten verstehen und ein besseres Verständnis der Ereignisse in den Neutronen-Sternen und den Ereignissen nach der Geburt unseres Weltalls erhalten."

Die Daten, die zur Bestätigung der Existenz dieser neuer Teilchen genutzt wurden, wurden im Rahmen des größeren Experiments NA49 gesammelt, das im angesehen internationalen Laboratorium CERN in der Nähe von Genf durchgeführt wird. Ziel dieser Untersuchung war die
Entdeckung neuer Materie, von der man annimmt, dass sie einige Mikrosekunden nach dem Urknall entstanden ist. Die Forschungen werden sicherlich die heutigen Theorien über dieses Phänomen verändern, sagen die Forscher. Wegen der jüngsten Entdeckung gab es dann auch eine Änderung der Pläne bei der Führung von CERN: Das Experiment NA49, dass 2003 auslaufen sollte, wird wahrscheinlich weitermachen können.

Nichts dem Zufall überlassen

Weil aber die Physik eine exakte Wissenschaft ist, muss das Experiment erfolgreich in einem anderen Laboratorium wiederholt werden, damit die Entdeckung wissenschaftlich anerkannt werden kann. "Derzeit gibt es auf der Welt vielleicht ein Laboratorium, dass relativ schnell anfangen könnte, daran zu arbeiten. Deshalb hoffen wir, dass man damit in ein paar Monaten oder höchstens einem Jahr beginnt und dass unsere Ergebnisse bestätigt werden," heißt es aus Genf.

Während man auf eine unabhängige Bestätigung wartet, bleiben die internationalen Reaktionen auf die Entdeckung nicht aus, so Kadija. Eine der weltweit anerkanntesten Physik-Zeitschriften, der "physical review letter", hat ihr einen Beitrag gewidmet, und den kroatischen Wissenschaftlern fliegen bereits aus aller Welt die Einladungen zu Vorträgen und der Teilnahme an Konferenzen ins Haus.