1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ein Schlagloch zum Hochzeitstag

16. April 2010

Schlaglöcher, wo man hinschaut: Der Winter hat dieses Jahr ganze Arbeit geleistet. Weil Geld fehlt, um die Straßen zu flicken, hat sich ein Bürgermeister in Thüringen, etwas ausgedacht: Schlagloch-Sponsoring.

https://p.dw.com/p/My2f
Niederzimmern (Foto: dpa)
Auch Ihnen könnte hier bald ein Schlagloch gehören!Bild: picture alliance / dpa

DW-WORLD.DE: Herr Bürgermeister Schmidt-Rose, was haben Sie sich denn da genau ausgedacht?

Christoph Schmidt-Rose: Wir hatten wie – viele andere Städte auch – Ärger mit den Schlaglöchern. Und irgendwann waren wir den Ärger leid und es sagte jemand scherzhaft: Verkauf doch einfach die Schlaglöcher. Und das haben wir dann versucht. Wir haben den Plan ins Internet gestellt: Jeder, der der Gemeinde Niederzimmern 50 Euro überweist, bekommt die Zusage, dass eine Plakette mit einer Aufschrift seiner Wahl bedruckt wird. Und die wird dann an der Straße neben dem zugemachten Schlagloch einfach aufgestellt.

Was steht denn da so drauf, auf den Plaketten?

"Zum Hochzeitstag", steht auf manchen oder "Für meine Liebste" oder auch einfach nur der Name des Spenders. "Hilfe für Niederzimmern" steht auch auf einer. Wir haben auch ganz unterschiedliche Spender: Der russische Rundfunk hat zum Beispiel eine gekauft, ein spanischer Campingplatz ist auch dabei. Also ganz unterschiedliche Sachen.

Straßenschäden (Foto: dpa)
Dieses Jahr hat der Winter besonders viele Löcher hinterlassenBild: picture alliance/Sueddeutsche Zeitung Photo

Wie viel ist denn dabei schon rumgekommen?

Wir sind jetzt bei über 11.000 Euro. Da kann man schon ein paar Schlaglöcher mit zu machen. Und das freut mich sehr.

Haben Sie denn schon mit den Arbeiten begonnen?

Nächste Woche geht es los – und wir werden zum 30. April fertig sein.

Es gibt ja auch das Beispiel Quickborn, dort hat sich die Stadt das Geld von den Bürgern geliehen und die Finanzaufsichtsbehörde hat sich direkt eingeschaltet, weil das so nicht ginge. Fürchten Sie, dass Ihnen das auch passiert?

Ich habe das immer als eine lustige Geschichte gesehen und so bleibt es auch. Das Geld wurde ja freiwillig gespendet – keiner musste, alle wollten – und ich hoffe, dass sich jetzt viele Leute über die reparierten Straßen freuen. Aber wir werden das Geld selbstverständlich – wie jeden anderen Steuergroschen auch – ordentlich verwenden, nämlich um die Schlaglöcher zuzumachen.

Niederzimmern (Foto: dpa)
Ende April soll Niederzimmern schlaglochfrei seinBild: picture alliance / dpa

Haben Sie denn schon Nachahmer – Ihre Idee könnte ja Schule machen, ich könnte ja zum Beispiel der Stadt Köln 50 Euro für ein Stück Radweg zahlen oder so?

Ja, wir haben schon aus mehreren Ecken Nachahmer. Ich habe von Krakau gehört, dass die das machen wollen und ich habe von einem politischen Disput aus Österreich gehört, weil die Idee dort nicht unbedingt auf die Zustimmung im Stadtrat stieß. Jeder, der damit meint, etwas hinzukriegen, kann das natürlich tun. Ich hoffe nur, dass Leute, die mitmachen wollen, sich sagen: Wenn, dann spenden wir beim Original - und das ist Niederzimmern!

Interview: Silke Wünsch

Redaktion: Manfred Götzke