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Ein Sommermärchen - für Japan

18. Juli 2011

Die Heim-WM endete für die deutschen Fußballerinnen nicht als das erhoffte und von vielen erwartete Sommermärchen. Andere durften sich freuen. Die WM war insgesamt ein Erfolg, findet DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Themenbild Kommentar (Grafik: DW)
Bild: DW

Die Frauenfußball-Weltmeisterschaft war aus deutscher Sicht kein Sommermärchen, weil die Prinzessin vorzeitig abhanden kam. Das gesamte Turnier aber kann ohne Zweifel als Erfolg verbucht werden. Die Stadien waren gut gefüllt. Die Zuschauer feierten die WM als Familienfest. Davon könnte sich der Männer-Fußball eine Scheibe abschneiden.

Die Teams boten über weite Strecken des Turniers nicht nur beste Unterhaltung, sondern auch großen Sport auf technisch, athletisch und taktisch hohem Niveau.

Unterschiede sind kleiner geworden

Dabei fiel auf, dass die Welt im Frauenfußball enger zusammengerückt ist. Ob Äquatorialguinea, Kolumbien oder Neuseeland - selbst die vermeintlich kleinen Nationen, die nach der Vorrunde die Koffer packen mussten, verkauften sich teuer. Das tat dem Turnier gut. Von den favorisierten Mannschaften verabschiedeten sich einige früher als erwartet. Im Viertelfinale war Endstation für England, Brasilien und Deutschland. Auch im Frauenfußball reichen eben keine Durchschnittsleistungen mehr, um bei einer Weltmeisterschaft weit zu kommen.

Leichtigkeit fehlte

Porträt Stefan Nestler, Deutsche Welle-Sportredaktion (Foto: DW/Per Henriksen)
Stefan Nestler, Deutsche Welle-SportredaktionBild: DW

Die deutsche Mannschaft scheiterte wohl vor allem an den hohen Erwartungen. Wie selbstverständlich war die Öffentlichkeit davon ausgegangen, dass Silvia Neids Team bei der Heim-WM den dritten Titel in Serie einspielen würde. Doch die Leichtigkeit ging verloren, als es ernst wurde. Nur im Vorrundenspiel gegen Frankreich zeigte die Mannschaft ihr wirkliches Potenzial.

Bundestrainerin Neid musste sich zu Recht Kritik gefallen lassen. Ihre umstrittenste Entscheidung aber, Birgit Prinz auf die Ersatzbank zu verbannen, war richtig. Die dreimalige Weltfußballerin und Rekordnationalspielerin spielte schlichtweg unter Form.

Balsam für die Seele

Kleiner Trost: Deutschland schied gegen den späteren Weltmeister aus. Die Japanerinnen sind ein würdiger Titelträger. Spielerisch stark, taktisch diszipliniert, als Mannschaft eine Einheit. So gab es am Ende doch noch ein Sommermärchen: für Japan, das nach der Tsunami- und Atomkatastrophe im vergangenen Frühjahr dringend Balsam für die geschundene nationale Seele benötigte.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher