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Ein Teil vom Picasso als Investment

Sophie Schimansky New York
25. Februar 2019

2018 war kein gutes Jahr für Aktien. Aber Kunst wird immer teurer und somit als Geldanlage beliebter. Nun bieten Investmentfirmen an, Anteile an berühmten Gemälden zu verkaufen.

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Deutschland Ausstellung "Black & White" in Düsseldorf
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gambarini

Für Andy Warhol, die New Yorker Pop-Art-Legende, war schon in den 1970er Jahren klar: "Making money is art, and working is art and good business is the best art." Geld machen sei eine Kunst und gute Geschäfte seien die beste Kunst. Jahrzehnte später machen Investoren viel Geld mit seiner Kunst.

2013 versteigerte das Kunstaktionshaus Sothebys eines seiner Werke für 105,4 Millionen US-Dollar - ein Rekord für einen Warhol und das zweitteuerste jemals versteigerte Kunstwerk. Getoppt nur 2017, da kam das Leonardo da Vinci zugeschriebene Werk "Salvator mundi" für 450 Millionen Dollar unter den Hammer. Letztes Jahr wurde das Werk "Untitled" des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat für 110,5 Millionen Dollar bei einer Sothebys-Auktion ersteigert.

USA Künstler Jean-Michel Basquiat
Der US-Künstler Jean-Michel Basquiat vor einem seiner WerkeBild: picture alliance/dpa/ADAGP/L. Himmel

Kunst für die Schönen und Reichen

Kunst war noch nie soviel wert wie heute. Und so schmückt Kunst vor allem die Wände der Villen von Schönen und Reichen, oder sie lagern in wohl temperierten Hallen und warten, dass sie gewinnbringend weiterverkauft werden können.

Zumindest der Kauf von Werken sogenannter BlueChip-Künstler, also der ganz Großen wie Andy Warhol, Pablo Picasso oder Vincent van Gogh, war immer die Sache der Superreichen.

Das will die Plattform 'Masterworks' ändern. Masterworks kauft Werke von Pablo Picasso, Andy Warhol oder Georgia O'Keeffe. Wenn Masterworks ein Bild gekauft hat, müssen sie, wie beim Börsengang eines Unternehmens, bei der Börsenaufsicht anmelden, dass sie das Bild nun öffentlich Investoren anbieten wollen.

Mindestinvestment: 500 Dollar

Dann verkaufen sie in einer Stückelung von 20 Dollar Anteile an Investoren. Das Investment insgesamt muss aber mindestens 500 Dollar betragen. So besitzen mehrere Anleger ein Bild. Masterworks sieht einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren, bevor sie ein Bild weiterverkaufen. Das geschieht momentan, indem sie die Investoren entscheiden lassen, ob sie ein Werk an einen Sammler verkaufen wollen und zu welchem Preis. In Zukunft will Masterworks auch den Handel an sich unter den Investoren abwickeln, wie es eine Börse auch tut. Doch daran arbeiten sie noch.

Versteigerung des Werkes "Air Power" von Jean-Michel Basquiat bei Sotheby's in London
Versteigerung des Werkes "Air Power" von Jean-Michel Basquiat bei Sotheby's in London. Das Bild stammte aus der Sammlung von David Bowie. Bild: picture-alliance/AP Photo/F. Augstein

Solche oder ähnliche Börsen könnten der alteingesessenen New Yorker Börse Konkurrenz machen, zumindest in Sachen Rendite. Wer 2018 in Aktien des S&P 500-Indizes investiert hat, verlor mehr als fünf Prozent. Investierte man jedoch in Kunst, betrug die Rendite satte zehn Prozent - plus, versteht sich. Laut einem Bericht der Kunstmesse Art Basel und der Schweizer Großbank UBS erreichte der weltweite Umsatz mit Kunst im vergangenen Jahr 63,7 Milliarden US-Dollar.

Kunstmarkt: rentabel, kaum reguliert

Und es gibt einen weiteren entscheidenden Vorteil, in Kunst zu investieren. Kunst sei der letzte nicht regulierte Anlagebereich, sagt der New Yorker Börsenhändler und Kunstinvestor Peter Tuchman. Er ist seit über 30 Jahren als Aktienhändler auf dem Parkett der New Yorker Börse. Der Handel dort unterliegt den strengen Regeln der Börsenaufsicht SEC.
Der Nachteil: Durch die fehlende Regulierung ist der Kunstmarkt für Investoren längst nicht so transparent wie der Aktienmarkt, und er ist kaum liquide. Sprich, Kunst zu kaufen ist kein Problem, aber sie wieder zu verkaufen, ist schwierig.

Auktion Gerhard Richter Abstraktes Bild Sothebys
Dieses von Sotheby's 2012 versteigerte "Abstraktes Bild" von Gerhard Richter stammte aus der Sammlung von Eric Clapton. Bild: Reuters

Wertschätzung der Kunst leidet zunehmend

Auch dabei helfen Plattformen wie Masterworks. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Die Investoren der Werke sind nicht im Besitz des Bildes. Sie können es sich nicht an die Wohnzimmerwand hängen. Die Wertschätzung des Kunstwerkes an sich geht beim Investieren aber ohnehin oft verloren, sagt der New Yorker Künstler Sean Sullivan. Er spielt nicht in der Blue Chip Liga, ist aber etabliert. Seine Werke kosten etwa 50.000 Dollar, seine Bilder hängen bei Pop-Star Lady Gaga, Schauspieler Al Pacino und Rap-Saengerin Cardi B.

Nicht selten lasse er seine Bilder direkt in Lagerhallen liefern, wo sie zehn Jahre ungesehen stehen würden und dann erst gewinnbringend verkauft werden.

Doch wenn die dann in einigen Jahren das Zehnfache kosten, erhält auch Sean Sullivan einen Anteil. Dazu hat er Verträge aufgesetzt, die ihm bei jedem Wiederverkauf einen prozentualen Anteil sichern. Viele kaufen seine Werke, um sie gewinnbringend wieder zu verkaufen. Er betrachtet sich deswegen selbst als Geschäftsmann. Aber er unterscheidet auch klar zwischen Sammlern und Investoren. Doch Sean Sullivan sagt, die Entwicklung hat auch Vorteile für Künstler. Denn ohne Geld gebe es auch keine Kunst. "Ich brauche das Geld, um weiter Kunst zu machen."