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Ein Tag im Englischen Garten

Daniela Hansjakob22. Mai 2013

Der Englische Garten zählt mit 375 Hektar zu den größten Parks der Welt. An warmen Tagen strömen die Münchner in Scharen hierher. Auch DW-Reporterin Daniela Hansjakob hat sich aufgemacht ins sommerliche Parkvergnügen.

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Wiese im Englischen Garten mit sich Sonnenden.
Der Englische Garten: 375 Hektar Grün mitten in der GroßstadtBild: DW/D.Hansjakob

Es ist Sonntag. Das Thermometer verspricht, deutlich über die 20-Grad-Marke zu klettern. Vor mir liegt ein Tag fröhlichen Nichtstuns. In München gibt es keinen Ort, an dem man den besser verbringen kann als im Englischen Garten. Also ziehe ich mit drei Freunden los. Wir steigen an der U-Bahn-Station „Münchner Freiheit“ aus und spazieren zum Kleinhesseloher See. Erwartungsgemäß sind wir dabei nicht allein. Radfahrer, Jogger, Spaziergänger – ganz München scheint auf dem Weg in den Englischen Garten zu sein, im Schlepptau Picknickkörbe und Decken, Slacklines, Volleybälle und Federballschläger. Außerdem: Kinderwagen, Hunde, kühle Getränke und altes Brot für die Enten. Und das wichtigste Accessoire für diesen strahlenden Tag: eine lässige Sonnenbrille.

Unser erstes Ziel ist das Seehaus, ein Restaurant mit Biergarten am Kleinhesseloher See. Hier genehmigen wir uns ein Radler, ein Mischgetränk aus Bier und Limonade, serviert im handlichen Ein-Liter-Krug, also eine Maß. Dazu gibt es eine große Brezel, die wir Bayern "Brezn" nennen, und außerdem noch ein paar Fakten. Ich werfe in die Runde: "Wisst ihr eigentlich, wie lange es den Englischen Garten schon gibt? Seit 1789! Damals hat Kurfürst Karl Theodor das Parkgelände den Münchner Bürgern zugänglich gemacht." Das wusste bis jetzt noch niemand am Tisch, also ein Besserwisserpunkt für mich. Ich komme in Fahrt und erkläre weiter: "Entworfen hat den Park der Münchner Stadtplaner Friedrich Ludwig von Sckell, der ihn im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltet hat. Daher auch sein Name." Alles klar! Als wir nach Brezel und Radler am See entlangschlendern, kommen wir direkt noch am Denkmal des Parkgestalters Sckell vorbei.

Kleinhesseloher See mit Booten
Auf dem Wasser schaukeln Tret- und Ruderboote.Bild: DW/D.Hansjakob

Tanz um den Turm - beim traditionsreichen Kocherlball

Weiter geht es zum Chinesischen Turm, einer 25 Meter hohen Pagode, die 1790 errichtet wurde – aus Holz, kein ganz ungefährlicher Baustoff, wie die Geschichte zeigt: Der Turm brannte gleich mehrfach ab, wurde aber immer wieder originalgetreu aufgebaut, zuletzt 1952. Heute befindet sich rund um die Pagode ein Biergarten. Mit 7000 Sitzplätzen ist er der zweitgrößte Münchens. Hier ist die Stimmung immer gut, besonders beim Kocherlball, einer traditionellen Tanzveranstaltung. Jedes Jahr an einem Sonntag im Sommer wird dann am Chinesischen Turm getanzt und gefeiert – und zwar von sechs bis zehn Uhr morgens! Der Ball erinnert an eine Tradition Münchner Hausangestellter des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Die Köchinnen, Hausmädchen und Laufburschen konnten sich nur ganz früh am Morgen zum Tanz treffen, danach mussten sie wieder arbeiten. "Dieses Jahr müsst ihr auch mal dabei sein," sagt meine Freundin. Klar, abgemacht!

Chinesischer Turm
Am Chinesischen Turm: asiatisches Flair und bayerisches BierBild: DW/D.Hansjakob

Besuch im Tempel und bei den Eisbachsurfern

Als nächstes schauen wir am Monopteros vorbei. Der Rundtempel, entworfen vom Münchner Architekten Leo von Klenze, verspricht wegen seines Standorts auf einer Anhöhe Weitblick über den ganzen Park. Und tatsächlich: Von hier haben wir eine ideale Aussicht über die Schönfeldwiese zu seinen Füßen. In der Ferne, versteckt hinter dichten Laubbäumen, spitzen die Türme der Frauenkirche und der Theatinerkirche im Stadtzentrum hervor. Spannender als das Stadtpanorama ist für uns allerdings der heimliche Blick von hier oben auf die belebten Inseln aus Picknickdecken auf der Wiese. Ganz schön was los im Park!

Wir schlendern weiter und verlassen den Englischen Garten. Aber nur einige Schritte. An der Prinzregentenstraße, gleich neben dem Haus der Kunst, lehnen wir uns ganz entspannt an die Brüstung der Eisbachbrücke und beobachten das Spektakel unter uns: Surfer in Action – und das mitten in München! Diese Stelle im Eisbach ist bekannt für ihre perfekte Welle. Sie baut sich an einer Steinstufe auf und ist etwa einen halben Meter hoch. Surfer aus aller Welt kommen nach München, um sie zu reiten. Diesem Phänomen hat 2009 der Dokumentarfilm "Keep Surfing" ein Denkmal gesetzt. Schnell verstehe ich, was die Filmemacher fasziniert haben muss: Den Flusssurfern bei ihren Manövern zuzusehen, macht wirklich unheimlichen Spaß. „Hey, hast du dich jetzt in einen Surfer verliebt?“, mault meine Freundin hinter mir. Na gut, ziehen wir eben weiter.

Surfer auf dem Eisbach
Geliebt und gefürchtet: die Welle im EisbachBild: DW/D.Hansjakob

Abendstimmung am Japanischen Teehaus

Wir schlendern zurück in den Englischen Garten und zu einem wunderschönen Fotomotiv: dem Japanischen Teehaus. Erbaut wurde es anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München und der seitdem bestehenden Städtepartnerschaft mit dem japanischen Sapporo. Gelegentlich finden hier traditionelle japanische Teezeremonien statt, jedes Jahr am dritten Julisonntag zudem ein großes Japanfest. Heute ist das Teehaus jedoch verschlossen. Macht nichts, denn unser Tag im Englischen Garten geht ohnehin langsam zu Ende. Und für den nächsten Sonntag haben wir auch schon etwas vor: Dann wollen wir in den ruhigeren Nordteil des Englischen Gartens, in die Hirschau.

Japanisches Teehaus, umgeben von blühenden Kirschbäumen
Kirschblüten-Pracht am Japanischen TeehausBild: DW/D.Hansjakob