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Eine alte Schmiede gibt neue Chancen

Nils Hoffmann3. Dezember 2005

Jedem zehnten Jugendlichen in Deutschland droht Arbeitslosigkeit. Ohne Schulabschluss oder mit Drogenproblemen wird die Chance auf einen Job noch geringer. Eine Essener Autowerkstatt sucht einen Ausweg.

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Ein Job ist ein guter Weg der sozialen IntegrationBild: ZB - Fotoreport

Statt nach Pferden riecht es nach Motorenöl und Benzin. Schon seit Jahren werden in der "Alten Schmiede" in Essen keine Hufe mehr beschlagen. Stattdessen gibt es hier Hebebühnen, Schlagbohrer und Motoren - wie in einer normalen Autowerkstatt. Doch die Mitarbeiter sind besonders, sagt Geschäftsführer Robert Bosch: "Die alte Schmiede ist eine KFZ-Werkstatt, die ausschließlich dazu da ist, benachteiligte Jugendliche auszubilden." Gemeint sind damit zum Beispiel Jugendliche ohne Schulabschluss oder junge Menschen mit Suchtproblemen. Sie erfahren während ihrer Ausbildung besondere Betreuung und werden langsam ins Arbeitsleben integriert. Das heißt auch, dass sie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit lernen müssen.

Gegründet wurde der Betrieb vor zwei Jahren auf Initiative von drei Essener Vereinen, die in der Jugendhilfe aktiv sind. Und obwohl es in dieser Zeit auch das ein oder andere Problem gab, läuft die Werkstatt besser als erwartet. Die Auftragslage ist gut, die Kunden sind zufrieden, die Werkstatt trägt sich bereits zu großen Teilen selbst, erzählt Bosch. Der Rest wird über Spenden und Sponsoren finanziert.

Die besondere Chance

Zurzeit erhalten hier fünf junge Menschen die Chance, mit einer Ausbildung der Jugendarbeitslosigkeit zu entkommen. "Das ist mein Traumberuf. Ich möchte hier eine Ausbildung machen, und dann vielleicht Geselle machen - wenn sie mich nehmen", sagt Max Schmelzer. Ohne die "Alte Schmiede" hätte er es schwer gehabt, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Vor drei Jahren ist er aus Kasachstan nach Deutschland gekommen und da er keinen Hauptschul-Abschluss hat, hatte er auch fast keine Chance auf einen regulären Ausbildungsplatz.

Mit ihm zusammen arbeitet auch Sebastian Warn. Bevor er vor zwei Jahren in der "Alten Schmiede" anfing, hatte er über 150 Bewerbungen geschrieben - und nur Absagen erhalten. "Ich mache mechanische Tätigkeiten, wie Motoren reparieren, Inspektionen durchführen, ab und zu auch Elektrik, aber das meiste ist im Moment noch Mechanik. Macht Spaß hier."

Dem guten Beispiel folgen?

Geschäftsführer Robert Bosch meint, dass sich das Modell der "Alten Schmiede" ohne weiteres auch auf andere Betriebe übertragen lässt. "Wir sind selber überrascht von unserem Erfolg, das hätten wir vorher auch nicht gedacht, dass wir so schnell so viele Jugendliche ausbilden. Wenn jemand ein Herz für Jugendliche hat, lässt sich das auch in jeder anderen Firma machen."

Seine Firma hat große Pläne für die Zukunft: In den kommenden Monaten soll die Werkstatt erweitert werden. So könnten dann in ein, zwei Jahren noch mehr junge Menschen als bisher in der "Alten Schmiede" ausgebildet werden und so eine Chance für die Zukunft erhalten.