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"Eine andere Welt ist möglich" - der senegalesische Rapper Didier Awadi

26. Februar 2010

Im Senegal wollen die Rapper mit Drogen und Alkohol nichts zu tun haben. Sie engagieren sich für ein besseres Afrika und für eine bessere Welt. Klaudia Pape traf Didier Awadi, einen der populärsten Rapper in Westafrika.

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Didier Awadi (Foto: Klaudia Pape)
Didier AwadiBild: DW

Das Taxi fährt über sandige Schotterpisten und stoppt vor einem grauen Appartementhaus. Ich steige durch ein dunkles Treppenhaus und lande schließlich in einem Empfangsraum mit alten Couchsesseln, Bildern von afrikanischen Staatschefs an den Wänden und Häkeldeckchen auf dem Tisch. In diesem Haus lebt der Grandfather des senegalesischen Rap seit seiner Kindheit. Und hier wird er auch weiter leben. Obwohl er mittlerweile auf seinen Tourneen durch die ganze Welt jettet. Erst kommt Dakar, lautet sein Slogan, dann Afrika und dann der Rest der Welt.

Idol für die Jugend

Wichtig für seine Musik: afrikanische Instrumente (Foto: www.africa-photo.com)
Wichtig für seine Musik: afrikanische InstrumenteBild: http://www.africa-photo.com

"Ich heiße Didier Awadi", sagt der Mann mit den vielen Rasta-Zöpfen, während ich die Lautstärke meines Aufnahmegerätes auspegle. "Und ich bin ein kleiner senegalesischer Rapper", schiebt er kokett hinterher. "Sie sind kein kleiner senegalesischer Rapper, sondern ein großes Idol für die Jugend", verbessere ich ihn grinsend. Da lacht er auch, lässt seine massige Gestalt entspannt in einen der Couchsessel sinken und überlegt: "Na ja, ich weiß nicht, ob ich ein Idol bin. Ich glaube, ich bin ein Meinungsführer." Und damit hat er recht.

Als Awadi 16 war, erlebte er den US-Rapper Tupac Shakur auf einem Konzert in Dakar. Danach wollte er nur noch so sein wie Tupac. Bis er erkannte, dass er als Afrikaner mit afrikanischem Hiphop viel weiter kommt: "Texte in afrikanischen Sprachen über afrikanische Probleme, begleitet von afrikanischen Instrumenten." In jedem Rap sollte ein Stück der jeweiligen Landeskultur stecken, sagt Awadi mit Nachdruck, "das macht guten Hiphop aus."

Politisches Sprachrohr

Awadi hat schon früh mit Musik auch Politik gemacht. Er rappte für die Ausbildung von Jugendlichen und gegen korrupte Poitiker, für ein Vereinigtes Afrika und gegen Drogen und Gewalt. Eine ganze Generation von Jugendlichen fand sich in seinen Texten wieder und hörte ihm gebannt zu. Vor den Wahlen im Jahr 2000 plädierte der Rap-Star für den Machtwechsel im Senegal. Der damals amtierende Präsident Abdou Diouf soll noch - mit viel Geld - versucht haben, ihn umzustimmen. Aber Awadi blieb konsequent. Und das Land erlebte - nach 40 Jahren - den ersten Machtwechsel seit der Unabhängigkeit.

Schüler im Geschichtsunterricht (Foto: Klaudia Pape)
Die senegalesische Jugend hört auf ihnBild: DW

Seit 10 Jahren regiert im Senegal nun Präsident Abdoulaye Wade mit seiner Liberalen Partei. "Und wofür engagieren Sie sich heute in Ihrem Land?" frage ich den inzwischen 40-jährigen Awadi. "Für den Machtwechsel", sagt er dazu und guckt ein wenig resigniert: "Immer noch". Das politische System habe sich unter Wade kein bisschen verändert. Die Armut, die Arbeitslosigkeit, die Verlogenheit der politischen Elite... alles sei beim Alten geblieben. "Wir brauchen den Machtwechsel. Und zwar dringender denn je!"

Schönes Afrika

der Rapper Didier Awadi
Bild: DW

Der Imam ruft zum Mittagsgebet, die Hitze kriecht durchs Fenster. Auf einem kleinen Gaskocher wird unermüdlich Tee aufgebrüht. Awadi wischt sich den Schweiß von der Stirn und man sieht ihm an, dass er wirklich sauer ist. Auf die, die das Bild von Afrika immer wieder durch den Dreck ziehen. Der Rap-Star versucht, unermüdlich gegenzusteuern: "Auf unserem Kontinent gibt es nicht nur Kriege, Krisen, Katastrophen und Korruption. Afrika ist reich und schön."

Außerdem wird eines Tages alles besser werden, davon ist Awadi überzeugt. "Un autre monde est possible, eine andere Welt ist möglich" - so lautet der Titel seines wichtigsten Albums. Und wie diese Welt aussehen soll, das ist sein Lieblingsthema: "Darin gibt es keine Idi Amins, sondern nur Nelson Mandelas. Darin erkennen die Führer, dass sie für ihr Volk arbeiten müssen und nicht umgekehrt. Darin kann der Westen nicht einfach daherkommen und den Süden ausbeuten, um sich selbst immer weiter zu bereichern."

Große Führer

Nach ihm hat Awadi sein Studio benannt: Thomas Sankara, Ex-Präsident von Burkina Faso (Foto: picture alliance/dpa)
Nach ihm hat Awadi sein Studio benannt: Thomas Sankara, Ex-Präsident von Burkina FasoBild: picture-alliance/ dpa

Und damit sind wir auch schon bei Awadis neuestem Album: "Les Présidents d'Afrique, die Präsidenten Afrikas" würdigt große afrikanische Führer wie Nelson Mandela, Patrice Lumumba, Julius Nyerere, Cheik Anta Diop oder Thomas Sankara. Alles Führer, das ist dem Rapper wichtig, auf die die Afrikaner stolz sein könnten, weil sie für das Wohl ihres Volkes gekämpft haben. Alles Führer, die dazu beigetragen haben, "dass ich mich mit einer Journalistin von einem anderen Kontinent ganz frei unterhalten kann". Und dass, schiebt er noch herausfordernd nach, "ich in dieser Person mittlerweile auch den Menschen sehen kann und nicht mehr nur den Kolonialisten".

Das war wohl nett gemeint. Aber dann macht Awadi zum Schluss noch einmal klar, dass jetzt wirklich erst mal Afrika kommt und dann der Rest der Welt. "Wir werden nach wie vor vom Westen dominiert. Er zwingt uns in sein Wirtschaftssystem, er diktiert uns unsere Visionen; er kommt und klaut uns unsere Rohstoffe." Und um zu zeigen, dass Awadi auch als Grandfather des Rap noch ziemlich rebellisch ist, fügt er hinzu: "Wir werden dafür kämpfen, dass wir zurückbekommen, was uns gehört."

Autorin: Klaudia Pape

Redaktion: Katrin Ogunsade