1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine der ganz schweren Naturkatastrophen

24. Januar 2010

Eineinhalb Wochen nach dem Erdbeben in Haiti zählen die Behörden 112.000 Todesopfer. Zehntausende werden noch in den Trümmern vermutet. Auch nach dem Ende der Suche nach Überlebenden wurde noch ein Mann gerettet.

https://p.dw.com/p/LfNr
Zwei Frauen laufen durch eine komplett zerstörte Straße in Port-au-Prince (Foto:AP)
Das Leben in Haiti ist weiterhin schwerBild: AP

Das Erdbeben in Haiti von 12. Januar war eine der schwersten Naturkatastrophen der letzten 100 Jahre. Bisher haben die Behörden schon etwa 112.000 Tote registriert. Die Regierung in Port-au-Prince geht aber davon aus, dass bis zu 200.000 Menschen bei dem Beben ums Leben gekommen sind. Die Suche nach Überlebenden wurde inzwischen wegen der immer geringeren Überlebenschancen offiziell für beendet erklärt. Trotzdem konnte am Samstag (23.01.2010) noch ein junger Mann aus den Trümmern eines Hotels gerettet werden. Unter dem Applaus mehrerer hundert Schaulustiger wurde er auf einer Trage zu einer Krankenstation gebracht. Die Zahl der Geretteten erhöhte sich auf 133. Die Hilfskräfte konzentrierten sich jetzt vor allem darauf, die Bevölkerung zu versorgen, sagte eine UN-Sprecherin.

Erste Geschäfte und Banken öffnen

Inmitten der chaotischen Verhältnisse in Port-au-Prince mehren sich die Anzeichen, dass das wirtschaftliche Leben weiter in Gang kommt. Nach ersten Lebensmittelgeschäften öffneten auch einige Banken. Vor vielen Filialen bildeten sich lange Schlangen. Lebensmittel sind aber weiterhin knapp und ungewöhnlich teuer. Bestehen bleibt auch der Mangel an sauberem Wasser, und die internationalen Hilfsmaßnahmen gestalteten sich weiter äußerst schwierig.

Ruine der Kathedrale in Port-au-Prince (Foto: AP)
Die Reste der Kathedrale in Port-au-PrinceBild: AP

Von einer Normalisierung des Lebens in Haiti kann noch lange keine Rede sein. Durch das Erdbeben sind nicht nur bis zu 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Hunderttausende Haitianer sind teils schwer verletzt, bis zu drei Millionen haben ihr Dach über dem Kopf verloren.

Vor den Trümmern der eingestürzten Kathedrale von Port-au-Prince wohnten am Samstag zahlreiche Menschen der Beisetzung des katholischen Erzbischofs Joseph Serge Miot bei, der bei den Erdstößen am 12. Januar ums Leben gekommen war.

Bis zu vier Deutsche ums Leben gekommen

Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin kamen bei dem Erdbeben bis zu vier deutsche Staatsbürger ums Leben. Ein Todesfall sei bereits bestätigt worden, bei zwei weiteren Leichen handle es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls um Deutsche, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums. Allerdings sei die Identifizierung noch nicht ganz abgeschlossen. Zudem werde noch ein deutscher Staatsbürger vermisst.

Mädchen mit Wasserflasche (Foto: AP)
Mädchen vor provisorischem Zuhause: Einfache Dinge sind kostbarBild: AP

Angesichts der katastrophalen Bedingungen im Erdbebengebiet stockte die Bundesregierung ihre Haiti-Hilfe um fünf Millionen auf 15 Millionen Euro auf. Damit werde der bisherige Anteil an der deutschen Direkthilfe verdoppelt, erklärte eine Sprecherin des Bundesentwicklungsministeriums.

Das zusätzliche Geld soll in den Aufbau von Notunterkünften fließen. Die auch psychisch schwer in Mitleidenschaft gezogenen Menschen bräuchten dringend ein Dach über dem Kopf, um wieder ein Gefühl von etwas Stabilität und Sicherheit zu erhalten, sagte Entwicklungsminister Dirk Niebel der "Welt am Sonntag". Konkret sollten 1500 Notunterkünfte für Familien bis zu acht Personen errichtet werden. Die Notunterkünfte verfügten über Wasser und sanitäre Einrichtungen. Das Material werde über regionale Märkte beschafft. Nach Baubeginn könnten nach Absprache mit dem UN-Hilfswerk vor Ort pro Woche bis zu 160 Notunterkünfte gebaut werden. Hilfsorganisationen schätzen, dass ein Drittel der neun Millionen Haitianer dringend und auch für längere Zeit Unterstützung benötigen dürfte.

Autor: Herbert Peckmann
Redaktion: Bernhard Kuemmerling