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Gesellschaft

Eine liberale Moscheegemeinde in Berlin

12. Juni 2017

Die neue Moscheegemeinde soll Anlaufstelle für moderate Muslime sein. Den Konservativen dürfe nicht die Deutungshoheit über den Islam überlassen werden, sagt die Initiatorin.

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Deutschland - Seyran Ates, Rechtsanwältin und Autorin türkisch-kurdischer Herkunft
Die Moscheegemeinde wird auf Initiative der Rechtsanwältin Seyran Ates gegründetBild: picture-alliance/dpa/K. Schindler

Die von der Islamkritikerin und Rechtsanwältin Seyran Ates (Artikelbild) initiierte Ibn Rushd-Goethe Moscheegemeinde trifft sich künftig in einem Raum der Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten in Berlin-Moabit. Dort findet in dieser Woche das erste Freitagsgebet statt. Ein entsprechender Mietvertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr war Mitte Mai unterzeichnet worden.

Männer und Frauen beten in einem Raum

In der liberalen Moscheegemeinde sollen künftig Frauen und Männer gemeinsam in einem Raum beten. Zudem werden auch Imaminnen das Freitagsgebet leiten.  In der Hauptstadt gibt es bereits eine Gemeinde des Liberal-Islamischen Bundes. Diese trifft sich regelmäßig in einem Raum des christlichen Refo-Konvents an der evangelischen Reformationskirche in Moabit. Die als gGmbH organisierte Gemeinde von Ates ist nicht Mitglied im Liberal-Islamischen Bund. Finanziert wird das Projekt über Spenden.

Ates äußerte in der "B.Z." (Montag) ihre Sorge, dass die konservativen Islamverbände die Deutungshoheit über den Islam an sich gezogen hätten. "Die liberalen, moderaten Muslime, die ihre Religion zeitgemäß leben, sind nicht organisiert und nicht sichtbar. Diese Moschee soll ihnen eine Heimat bieten", erklärte das frühere Mitglied der Deutschen Islamkonferenz.

Zur Eröffnung der Ibn Rushd-Goethe Moschee gibt es neben dem Mittagsgebet und der Predigt ein umfangreiches Programm mit Musik, Gedicht- und Koranrezitationen. Außerdem ist am Abend ein gemeinsames Fastenbrechen geplant. Am Samstag stehen unter anderem zwei Podiumsdiskussionen mit Islamwissenschaftlern auf dem Programm.

"Islam sehr wohl mit der Demokratie vereinbar"

In der Einladung zur Moscheeeröffnung heißt es, gerade in Zeiten, "in denen der Islam immer mehr mit Terror in Verbindung gebracht wird, sehen wir es als unsere Aufgabe an, aufzuzeigen, dass der Islam sehr wohl mit der Demokratie vereinbar ist". Deshalb hätten sich die Initiatoren entschieden, die Ibn Rushd-Goethe-Moschee "auf der Grundlage einer säkularen Gesellschaft und eines liberalen Islam" zu gründen.

Benannt ist die neue Gemeinde nach dem im andalusischen Cordoba geborenen arabischen Islamgelehrten, Philosophen und Arzt Ibn Rushd (1126-1198) und nach Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der unter anderem die Gedichtsammlung "West-östlicher Divan" verfasst hat. In Berlin gibt es Schätzungen zufolge rund 100 Moscheegemeinden verschiedener islamischer Strömungen.

 

cr/uh (epd, kna)