1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Schmerztablette für Uruguay

Klaudia Prevezanos14. August 2002

Nach vier Tagen hat Uruguays Zentralbank die Schließung seiner Banken aufgehoben. Zuvor beschloss das Parlament das Einfrieren von Kundenkonten.

https://p.dw.com/p/2XCI
Argentinische Verhältnisse in Uruguays Hauptstadt MontevideoBild: AP

Damit schaffte das südamerikanische Land die Voraussetzung für Finanzhilfen aus dem Ausland. Die USA versprachen dem krisengeplagten Staat daraufhin einen Kredit von 1,5 Milliarden Dollar. Das Geld überbrücke eine zeitliche Lücke, bis der Internationale Währungsfonds (IWF) Finanzhilfen in gleicher Höhe beschließe, sagte der US-Botschafter in Uruguay, Martin Silverstein, am Wochenende. Das werde voraussichtlich am Mittwoch geschehen.

Die Banken waren vorübergehend geschlossen worden, um zu verhindern, dass Sparer aus Angst vor einem Bankenkollaps ihre Konten leer räumen und das Finanzsystem in den Zusammenbruch treiben. Auch zukünftig können Kunden der beiden staatlichen Banken, die 60 Prozent aller Sparguthaben verwalten, nicht ohne weiteres an ihr Erspartes. Bis zu drei Jahre müssen sie auf die Freigabe des Geldes warten. Kunden von Privatbanken haben weiterhin uneingeschränkt Zugriff auf ihr Guthaben.

"Der US-Kredit ist zwar gut, weil die Devisenreserve in Uruguay zuletzt unter einer Milliarde Dollar lag", sagt Matthias Krieger, Volkswirt für Wachstumsmärkte bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Er ist aber nur eine Schmerztablette. Solange die Kunden von Privatbanken weiterhin Geld vom Finanzmarkt abziehen können, bleibt das Grundproblem bestehen", stellt Krieger im Gespräch mit DW-WORLD fest.

Schlechte Nachbarn

Uruguays Wirtschaft galt lange als überaus stabil, weil es Kapital aus der Region anzog. Die jüngsten Probleme des Landes sind Folgen der Wirtschaftskrise im Nachbarland Argentinien. Der dortige Bankenkollaps Ende 2001 führte dazu, dass viele Argentinier, deren Konten im eigenen Land seit Monaten eingefroren sind, Guthaben von ihren Konten in Uruguay abhoben. Dadurch verloren die Geldinstitute des Landes allein im ersten Halbjahr 33 Prozent ihrer Einlagen.

Auch nach Meinung von Volkswirt Krieger ist Uruguay vor allem Opfer der Krisen seiner großen Nachbarn. Um die Lage in der Region insgesamt zu verbessern, brauche es mehr als einen Kredit: "Brasilien muss vor allem seine politischen Probleme in den Griff kriegen", sagt Krieger. Der unklare Ausgang der Parlamentswahlen im Oktober habe zu politischer Unsicherheit geführt. Argentinien hat hingegen Finanzdisziplin nötig und müsse ein Haushaltspaket schnüren, das vom IWF akzeptiert wird, so der LBBW-Volkswirt. Auch brauche das Land eine regierungsunabhängige Zentralbank, die die Geldmenge bestimmt. "Bisher drucken die Provinzen soviel Geld, wie sie brauchen", sagt Krieger. Solange diese Probleme nicht gelöst seien, erhalte Argentinien auch keinen Kredit.

IWF will keine Eskalation

In die Gespräche über die Bankenkrise in Uruguay geht der IWF nach den Worten eines Sprechers mit dem Wissen um die Dringlichkeit. Obwohl der Währungsfonds zunächst signalisiert hatte, dass ein Kredit nicht zu erwarten sei, konnte die uruguayische Regierung von Präsident Jorge Batlle nun offenbar das Vertrauen der USA gewinnen: Die Vereinigten Staaten verfügen über den größten Stimmenanteil im IWF. Landesbank-Mann Krieger, der auch die südamerikanischen Wachstumsmärkte beobachtet, zeigt sich bezüglich des Kredits für Uruguay ebenfalls zuversichtlich, weil der IWF die Lage im Land nicht eskalieren lassen wolle.

Auch die anderen Länder der lateinamerikanischen Freihandelszone Mercosur (Mercado Común del Sur) setzen nun Hoffnungen auf den Besuch von US-Finanzminister Paul O'Neill, der seit Montag Argentinien, Brasilien und Uruguay besucht. Mit weiteren Kreditzusagen rechnet Krieger jedoch nicht: "O’Neill wird vor allem versuchen, die Politiker der Länder zu überzeugen, was sie als nächstes tun müssen."