1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Stadt rüstet sich für den Klimawandel

Johannes Beck1. November 2015

Mosambik gehört zu den Ländern, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Mit einem von Deutschland unterstützten Projekt möchte sich nun die Stadt Beira besser für den Klimawandel wappnen.

https://p.dw.com/p/1Gwnm
Rio Chiveve in Beira (Foto: Johannes Beck)
Bild: DW/J. Beck

Der Indische Ozean umschließt Beira. Er macht die Stadt zu dem, was sie ist: lange Sandstrände, breite Uferpromenaden und der Hafen, von dem aus über den Beira-Korridor viele Im- und Exporte Zentralmosambiks, Simbabwes und Malawis umgeschlagen werden.

Doch das Meer ist gleichzeitig auch eine Gefahr für die zweitgrößte Stadt Mosambiks: das Stadtgebiet ist flach wie eine Flunder, die meisten Siedlungen liegen nur knapp über dem Meeresspiegel und sind daher von Sturmfluten bedroht.

Eine weitere Gefahr geht von starken Regenfällen aus. "Es kommt zu Überschwemmungen, bei denen die Menschen ihre Viertel verlassen müssen. Dazu kommen Krankheiten wie Cholera und Malaria", zählt Bürgermeister Daviz Simango die größten Probleme auf. "Beira ist eine der verletzlichsten Städte, was den Klimawandel betrifft. Die Studien sagen, dass sie zu den fünf am stärksten bedrohten Städten Afrikas gehört."

Als Vorsitzender der zweitgrößten Oppositionspartei MDM gehört Simango zu den einflussreichsten Politikern des Landes. Doch auch er musste weitgehend ohnmächtig zusehen, wie 2013 große Teile Beiras nach Regenfällen wochenlang unter Wasser standen. Die Regenmassen konnten nur langsam abfließen, da natürliche Entwässerungskanäle wie der Chiveve-Fluss durch Müll verstopft waren.

Projekt der KfW will Beira besser auf den Klimawandel vorbereiten

Das soll sich nicht mehr wiederholen, verspricht ein Stadterneuerungsprojekt, das von der staatlichen deutschen Entwicklungsbank KfW mit 13 Millionen Euro gefördert wird. Die Stadt Beira gibt weitere 2,8 Millionen Euro dazu.

Rio Chiveve wird ausgebaggert (Foto: Johannes Beck)
Der Flusslauf des Rio Chiveve wird ausgebaggert, von Müll gesäubert und in einen innerstädtischen Park umgebautBild: DW/J. Beck

Mit dem Projekt soll Beira bis 2016 für den Klimawandel fit gemacht und gleichzeitig die Innenstadt durch ein neues Naherholungsgebiet aufgewertet werden. Bagger haben den Chiveve-Fluss bereits auf knapp vier Kilometern Länge ausgebaggert, Arbeiter haben den Müll entfernt und sind dabei, den Flusslauf neu zu begrünen. Außerdem wird ein Tor gebaut, das verhindern soll, dass Sturmfluten vom Meer über den Chiveve in die Innenstadt drücken. "Wenn beide Ereignisse, also Sturmflut und Starkregen, gleichzeitig auftreten, dann werden die Tore zugemacht. Das heißt, die Sturmflut kann nicht in die Stadt schwemmen und gleichzeitig sammelt der Chiveve die Wassermassen", erklärt KfW-Projektmanager Christof Griebenow die Funktionsweise. "Wenn dann bei der nächsten Ebbe der Meeresspiegel wieder absinkt, werden die Tore wieder aufgemacht und das Regenwasser kann ins Meer abfließen."

Das Wassermanagement ist für Beira extrem wichtig. Denn wenn der Grundwasserspiegel zu stark schwankt, könnten die tragenden Erdschichten in der Innenstadt brüchig werden und die grauen Häuserblocks in der Innenstadt Beiras absacken und instabil werden, fürchtet Bürgermeister Simango.

Grüne Parklandschaft als neue Attraktion für die graue Innenstadt

Das KfW-Projekt soll neben einer funktionierenden Entwässerung eine innenstädtische Parklandschaft um den Chiveve-Fluss schaffen. Das wäre für die ansonsten von grauen Häuserblöcken geprägte Innenstadt Beiras besonders wichtig: Der Chiveve ist die einzige Grünanlage im Zentrum der Stadt.

Müll im Rio Chiveve in Beira (Foto: Johannes Beck)
An einigen Stellen gleicht der Chiveve nach wie vor einer KloakeBild: DW/J. Beck

Überall entlang des Chiveve fallen Arbeiter in blaue Overalls mit dem Aufdruck "CHICO - China Henan International Cooperation Group" ins Auge. Diese staatliche chinesische Baufirma hat die Ausschreibung für die Arbeiten im Rahmen des Projektes gewonnen.

Han Chaojie leitet die mosambikanische Ländervertretung von CHICO. Er verwehrt sich gegen die in Afrika oft geäußerte Kritik, chinesische Firmen würden fast ausschließlich Arbeiter aus China beschäftigen: "Normalerweise arbeiten 20 bis 30 chinesische Ingenieure an einem Projekt. Die meisten Arbeitskräfte finden wir aber lokal."

Drängendes Abfallproblem in den informellen Siedlungen

Die Arbeiter haben den Fluss auf seinen letzten Kilometern inzwischen von Unrat gesäubert. Doch in seinem weiteren Verlauf durch das informelle Viertel Goto ist der Chiveve immer noch von Plastikmüll übersät. Zwischen den einfachen, dicht an dicht stehenden Wellblechhütten und einstöckigen unverputzten Häusern Gotos läuft weiterhin das Abwasser in schwarzen Rinnsalen direkt ungeklärt in den Fluss.

Die deutsche Entwicklungsorganisation GIZ möchte das zusammen mit der Stadt ändern. Mit Handkarren wird der Müll abgeholt. Die Bewohner sparen sich somit den Weg zu den Abfallcontainern am Rand des Viertels. Betonröhren sollen das Abwasser kanalisieren und verhindern, dass es sich mit dem Trinkwasser vermischt.

Aufklärungstheatergruppe Kasamuka in Beira (Foto: Johannes Beck)
Die Theatergruppe Kasamuka will auf das Müllproblem aufmerksam machenBild: DW/J. Beck

Außerdem versucht die lokale Theatergruppe "Kasamuka", die Bewohner Gotos und anderer Stadtteile auf Portugiesisch und in den beiden Lokalsprachen Ndau und Sena für das Müllproblem zu sensibilisieren. "Mit unseren Theaterstücken wollen wir die lokale Bevölkerung dazu bringen, dass sie keinen Müll mehr in die Abwassergräben oder anderswo hinwirft", schildert Fátima Isiquiel von Kasamuka die Arbeit der in orangefarbige T-Shirts gekleideten Schauspieler. "Unser Motto ist: Saubere Abwassergräben reduzieren Krankheiten und beugen Überschwemmungen vor."

Wenn das klappt, wenn der Müll nicht mehr einfach im Fluss landet und die Gezeitentore halten, dann könnte Beira in Zukunft deutlich besser für die Herausforderungen des Klimawandels gerüstet sein als bisher.

Hinweis: Der Autor reiste auf Einladung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der KfW.