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Eine unvorstellbare menschliche Katastrophe

16. März 2011

Nach dem Erdbeben fehlt es hunderttausenden Japanern am Nötigsten: Trinkwasser, Lebensmittel, Treibstoff. Und es droht ein Super-GAU: Im Atomkraftwerk Fukushima verschlechtert sich die Lage weiter.

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Schnee über Trümmern im nordjapanischen Sendai (Foto: Kyodo News/AP/dapd)
Schnee legt sich über die TrümmerlandschaftBild: Kyodo News/AP/dapd

Es sind Bilder einer unsäglichen menschlichen Katastrophe, die auch am fünften Tag nach dem schweren Erdbeben um die Welt gehen: Japaner klettern in den Trümmern ihrer Häuser, wühlen nach Überbleibseln, weinen um tote oder verschollene Verwandte. Andere drängen sich dicht an dicht in Notunterkünften. Am Mittwoch (16.03.2011) fiel dann auch noch Schnee. Eisige Temperaturen machen Betroffenen und Rettungskräften zu schaffen.

Schnee erschwert Rettungsaktionen

Menschen stehen für Gasrationen im nordjapanischen Kamaishi an (Foto: Asahi Shimbun, Naoko Kawamura/AP/dapd)
Lange Schlangen vor den Supermärkten und TankstellenBild: dapd

In den fast völlig zerstörten Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima sanken die Temperaturen fast bis zum Nullpunkt. Laut Wettervorhersagen sollen sie am Donnerstag sogar bis auf minus fünf Grad fallen.

Der Schnee raubt Rettungskräften die letzten Hoffnungen, noch Überlebende zu finden. Rund 80.000 Soldaten, Polizisten und Rettungskräfte sind am 5. Tag nach dem schweren Beben landesweit im Einsatz. Am Mittwoch kündigte die Regierung zudem die Entsendung von 6400 Reservisten an. Nach Angaben des Außenministeriums haben 112 Staaten sowie 23 internationale Organisationen ihre Hilfe angeboten.

Drohende radioaktive Verseuchung

Zwei Kinder sitzen auf den Zuggleisen in Ishinomaki in Nord-Japan (Foto: AP/Asahi Shimbun, Takaharu Yagi)
Kurze Rastpause auf dem Weg in NotunterkünfteBild: dapd

Im japanischen Krisengebiet fehlt es an allem: Unterkünfte, Trinkwasser, Lebensmittel, Treibstoff, Strom. Nach Angaben der japanischen Katastrophenschutzbehörde wurden 80.422 Gebäude beschädigt, 4.798 davon vollständig zerstört. 612.439 Haushalte haben zudem nach Angaben des Gesundheitsministeriums keinen Strom. Auch die Telefone funktionieren nicht. Weiterhin sind landesweit rund 1,6 Millionen Gebäude ohne Trinkwasser.

Infolge des Tsunamis und wegen der drohenden radioaktiven Verseuchung wurden 556.132 Menschen in Sicherheit gebracht. Im Umkreis von 20 Kilometern um das Atomkraftwerk Fukushima 1 mussten alle Menschen ihren Wohnort verlassen. Rund 2.700 Notunterkünfte wurden eingerichtet. Diese sind jedoch, wie auch die Krankenhäuser, völlig überfüllt. Vor allem alte Menschen haben hier Zuflucht gesucht.

Gefahr des Super-GAU immer größer

Der zerstörte Block 4 des Kernkraftwerks Fukushima (Foto: dapd)
Der zerstörte Block 4 des Kernkraftwerks FukushimaBild: AP

Unterdessen steuert Japan immer mehr auf einen atomaren Super-GAU zu. Die Lage im Kraftwerk Fukushima verschlechterte sich weiter. Die Betreiberfirma Tepco meldete Probleme in den bislang von der Katastrophe nicht betroffenen Reaktoren 5 und 6, in denen die Temperatur um das Doppelte angestiegen sei. Zudem droht der Konzern den Kampf um die schwerbeschädigten Reaktoren 3 und 4 zu verlieren. In einem verzweifelten Wettlauf mit der Zeit versuchten die wenigen verbliebenen Arbeiter das Schlimmste zu verhindern.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nannte die Lage in dem 240 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Komplex "sehr ernst". Behördenchef Yukiya Amano äußerte die Hoffnung, sich am Donnerstag an Ort und Stelle ein Bild machen zu können. Amano kritisierte aber deutlich die Informationspolitik aus Tokio, die umfassender und schneller werden müsse.

Autoren: Julia Hahn, Stephan Stickelmann (mit afp, dapd, dpa, rtr)

Redaktion: Dirk Eckert