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GesellschaftEuropa

Einfach mal Europa entdecken

Anna Rumpf
11. Juli 2020

Seit fast 50 Jahren können Europäer mit der Zugfahrkarte Interrail ihren Kontinent bereisen - auch zu Coronazeiten ein beliebtes Mittel, um das Fernweh zu stillen. Die 18-jährige Lea aus Deutschland hat es ausprobiert.

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Der neue ICE 4
Bild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

"Europa für mich entdecken" - mit dieser Einstellung kauft sich die frischgebackene Abiturientin Lea Knipp aus Koblenz 2018 einen Interrail-Zugpass. Zuvor hatte sie versucht, das Ticket bei einer Verlosung zu gewinnen, hatte aber kein Glück. Der 500 Euro teure Pass erlaubt ihr nun für vier Wochen, jeden Zug in 33 europäischen Staaten zu nutzen und auf diese Weise Europa kennenzulernen.

Sechs Monate Planung liegen hinter ihr und ihren beiden Schulfreunden, als sie sich Mitte Juli 2019 auf den Weg zum Frankfurter Flughafen machen, um von dort aus ihre Reise anzutreten. Neben ihren Rucksäcken haben alle drei Neugierde und Abenteuerlust im Gepäck.

Interrail wird seit 1972 von etwa 300.000 Europäern pro Jahr genutzt. Mit dem Pass können Interrailer aller Altersklassen große Teile des Schienennetzes in Europa für einen bestimmten Zeitraum unbegrenzt nutzen. Mit der Reisezeit von fünf Tagen bis zu drei Monaten variiert auch der Preis von 185 bis knapp 700 Euro. Um jungen Europäern ihren Heimatkontinent und dessen Vielfalt näher zu bringen, verlost die EU seit 2018 mehrere tausend Gratis-Pässe an 18-jährige EU Bürger. Die Aktion DiscoverEU gilt auch für das von der Corona-Krise überschattete Jahr 2020.

Seit dem Projektstart erzielte DiscoverEU seine Wirkung: Junge Europäer werden wieder auf Interrail aufmerksam. Auch das Interesse von Lea und ihren beiden Freunden an einer Reise durch Europa wurde dadurch geweckt.

Italien/Slowenien: Interrail

Der erste Schritt in Richtung Freiheit

Ein Flugzeug bringt Lea und ihre Freunde nach Lissabon in Portugal, den Startpunkt ihrer Reise durch Europas Süden. "Die tolle Altstadt und der Charme der Stadt haben mich richtig begeistert." Lissabon ist für die drei Freunde ein gelungener Auftakt der Reise. 

Danach geht es für vier Wochen ausschließlich mit dem Zug weiter. Das Trio hat Glück: Ihre Züge sind alle klimatisiert, modern und nicht überfüllt. Die zwei bis vierstündige Fahrt durch den heißen Sommer Spaniens und Italiens ist daher sehr angenehm. Doch dieser Komfort hat auch seinen Preis. In fast allen Zügen sind Reservierungen obligatorisch. Diese erfordern nicht nur Planung, sondern auch zusätzlich Geld, fünf bis 20 Euro pro Reservierung. Die Einschränkung ihrer Freiheit ist für die jungen Erwachsenen das größte Problem. Um diese wiederzugewinnen, bleiben ihnen nur die deutlich langsameren Regionalbahnen.

Trotz dieses Hindernisses lassen sich die drei Freunde nicht den Spaß am Reisen nehmen. "Am coolsten ist der Moment, wenn man aus dem Bahnhof rauskommt", meint Lea. Aus der Gleichheit der Züge und Bahnhöfe Europas heraus, geht es rein in eine andere Kultur mit anderen Spezialitäten und einer anderen Sprache. "Das Neue jedes Mal" sei das, was Interrail einzigartig macht.

Aus dem Zug raus und in die Fremde hinein

Nach dem Sprung ins kalte Wasser, beziehungsweise aus dem Zug raus, nimmt sich das Trio zwei bis vier Tage Zeit die neue Stadt in Ruhe zu erkunden. Die Hauptziele sind der Strand, die Sehenswürdigkeiten und die ein oder andere Bar. Durch die salzige Meeresluft und die sommerliche Hitze ist das Urlaubsgefühl ein stetiger Begleiter der Drei. Von Lissabon aus geht es nach Madrid in Spanien , weiter nach Sevilla und über Barcelona schließlich weiter nach Nizza in Frankreich.

Mittelmeerküste von Nizza
Die besondere Küste von Nizza lockt jährliche viele Interrailer Bild: DW/L. von Richthofen

Meistens sind Hostels die Anlaufstelle für die Nacht. Entgegen Leas Vorurteilen sind diese nicht "ranzig", sondern "tolle Unterkünfte" und der optimale Ort, um sowohl andere Reisende, als auch Einheimische kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen.

Doch die Mehrbettzimmer haben nicht nur Vorteile. Das wird den Dreien unangenehm bewusst, als sie in ihrem Hostel in Nizza über Nacht von einem ihrer Zimmer-Genossen beklaut werden. Zum Glück handelt es sich nur um je 30 Euro Bargeld. Trotz des Zwischenfalls punktet Nizza durch seine "wunderschöne Mittelmeerküste".

 Nach einem kurzen Zwischenstopp im Marseille, geht es weiter nach Italien. Mailand und Venedig sind die letzten Reiseziele, die das Trio mit dem Zug ansteuert. Denn von Venedig geht es weiter mit dem Bus. In Europa gibt es schließlich noch deutlich mehr zu entdecken.

Mit mehr Offenheit in die Zukunft

Im Nachhinein ist Lea sehr froh die Reise angetreten zu haben. Ihr Fazit: "Man konnte innerhalb von wenigen Tagen ganz viel Neues entdecken. Du hast mit Interrail die Möglichkeit, so viele Länder, wie du willst, innerhalb von vier Wochen zu entdecken. Das ist echt ein cooles Prinzip". Neben den kulturellen Eindrücken nimmt Lea auch mehr Offenheit und viele Instagram Kontakte aus ihrer vier wöchigen Entdeckungsreise durch Europa mit.

Die Corona Pandemie muss nicht der Grund sein, warum junge Europäer, wie Lea und ihre Freunde, nicht ihren eigenen Schritt in die Freiheit wagen sollten. Mit Interrail können auch innerhalb der Grenzen Europas einzigartige Erfahrungen gesammelt werden.