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Einheitliche Standards für ausländische Ärzte

Anna Peters26. Juni 2013

Die Gesundheitsminister der Länder wollen ein identisches Niveau für die Qualifikation ausländischer Ärzte. Sorge bereitet den Ressortchefs vor allem das Sprachniveau einiger Mediziner.

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Indischer Arzt im Gespräch mit Patientin (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/ZB

In Deutschland herrscht Ärztemangel. Immer mehr Stellen in Krankenhäusern bleiben unbesetzt. In ländlichen Gebieten gibt es heute schon zu wenige Hausärzte. Durch den demografischen Wandel wird sich das Problem in Zukunft noch weiter verschärfen. Umso mehr ist Deutschland auf den Zuzug ausländischer Mediziner angewiesen.

Die meisten der zugewanderten Ärzte kommen aus EU-Staaten wie Rumänien, Griechenland und Österreich, einige tausend Mediziner stammen aus Iran und Syrien. Seit dem Jahr 2000 ist die bundesweite Zahl ausländischer Mediziner von knapp 15.000 bis auf rund 33.000 im Jahr 2012 gestiegen. "Deshalb ist es so, dass wir in vielen Krankenhäusern inzwischen froh sind, wenn ausländische Ärzte kommen und uns verstärken. Wir heißen sie willkommen und sind froh, dass sie da sind", erklärt Gesundheitsminister Alexander Schweitzer (SPD) aus Rheinland-Pfalz im DW-Interview.

Alexander Schweitzer (Foto: dpa)
Alexander SchweitzerBild: picture-alliance/dpa

Mediziner sollen fortgeschrittenes Sprachniveau haben

Vor dem Hintergrund einer wachsenden Zahl ausländischer Mediziner wollen die Gesundheitsminister der Länder nun einheitliche Standards für deren Qualifikation festlegen. Wie konkret die Standards aussehen werden, ist noch unklar. Klar ist aber schon jetzt, dass das Sprachniveau der zugezogenen Fachkräfte bundesweit vereinheitlicht wird.

"Wir haben in Westeuropa - auch in Deutschland - eine Fachkräfteproblematik, was unser medizinisches Personal angeht", sagt Schweitzer. "Aber natürlich ist es wichtig, dass man nicht nur was von seinem Fach versteht, sondern dass man sich als Arzt oder Ärztin auch vermitteln und ein gutes Gespräch mit dem Patienten führen kann."

In Potsdam beschlossen die Ressortchefs auf der Gesundheitsministerkonferenz am Donnerstag (27.06.2013) die Einführung von einheitlichen Deutschtests für ausländische Ärzte. Die Bundesärztekammer forderte bereits im März die Vereinheitlichung der sprachlichen Standards.

Arzt mit Schutzhandschuh (Foto: Fotolia)
Die Zahl ausländischer Mediziner hat sich in den letzten 12 Jahren mehr als verdoppeltBild: fotolia/cirquedesprit

Folgenreiche Kommunikationsprobleme

Wie wichtig entsprechende Sprachkenntisse bei der Behandlung des Patienten sind, weiß Prof. Dr. Erhard Kiffner aus eigener Erfahrung. Der medizinische Direktor der Praxisklinik Baden-Baden ist seit 1972 als Chirurg tätig. "Die richtige Anamnese - also die Befragung des Patienten - führt in der Regel zu 80 Prozent zur richtigen Diagnose. Und wenn die sprachliche Kommunikation erschwert oder gestört ist, mündet das in Missverständnissen, im schlechtesten Fall. Im günstigsten Fall nur zu einer ausführlicheren, apparativen Diagnostik und somit zu vermehrten Kosten." Kiffner kann im Gespräch mit der DW nachvollziehen, warum die Gesundheitsminister nun deutschlandweite Standards einführen wollen: "Um die qualitative Versorgung auf gleichmäßigem Niveau zu gewährleisten."

Nach Ansicht der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sind gute Deutschkenntnisse für ausländische Ärzte an deutschen Kliniken besonders wichtig. Kammerpräsident Frieder Hessenauer stellt im Ärzteblatt dazu fest: "Unsere Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass bei einem hohen Anteil der ausländischen Ärzte die deutschen Sprachkenntnisse unzureichend sind."

Ähnlich sieht es die niedersächsische Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD). "Es muss einfach sicher gestellt sein, dass die Kommunikation mit den Patienten reibungslos klappt", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Dies sei schon für Muttersprachler nicht einfach, da viele Patienten häufig selbst nicht sicher benennen könnten, was mit ihnen los sei. "Ansonsten besteht die Gefahr, dass ein Patient Zahnschmerzen hat, bei dem Arzt aber etwas ganz anderes ankommt."

Gute Erfahrungen mit ausländischen Kollegen

Wie viele der rund 33.000 ausländischen Mediziner jedoch tatsächlich über zu wenige Deutschkenntnisse verfügen, ist nicht bekannt. Gesundheitsminister Schweitzer erklärt: "Statistisch werden diese Fälle nicht erfasst, insofern ist das nur ein allgemeines Vermuten." Schweitzer fügt hinzu: "Aber ich denke, schon einer mit schlechten Deutschkenntnissen ist einer zuviel."

Der langjährige Chirurg Kiffner erinnert sich in seiner Laufbahn an keinen ausländischen Kollegen, der mit schlechtem Deutsch aufgefallen ist: "Wir haben eigentlich gute Erfahrungen mit ausländischen Kollegen gemacht. Allerdings waren die in der deutschen Sprache sehr weit vorgebildet."

Bisher war die Anerkennung der beruflichen Qualifikation ausländischer Ärzte Sache der Länder. Auch die Anforderungen an das Sprachniveau der Fachkräfte sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Rheinland-Pfalz hatte es lange Zeit gereicht, ein Sprachzertifikat vorzulegen, um ausreichend Deutschkenntnisse nachzuweisen. Seit einem knappen Jahr sieht das anders aus. "Wir haben bei unserem zuständigen Landesamt eingeführt, dass es noch einen weiteren - einen fachspezifischen - Sprachtest gibt, der unter anderem auch die Simulation eines Arzt-Patienten-Gesprächs beinhaltet", erklärt Minister Schweitzer und fügt hinzu: "Und das ist eine sehr viel intensivere Auseinandersetzung mit den Sprachfähigkeiten des Bewerbers. Das führt auch zu viel mehr Vertrauen in dieses Verfahren."