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Gegen Cyber-Kriminalität

Christoph Hasselbach28. März 2012

EU-Ermittler sollen gegen Kreditkartenbetrug, Hackerangriffe, aber auch gegen Kinderpornographie im Internet vorgehen. Ihre Arbeit soll ein neues Zentrum gegen Cyber-Kriminalität bündeln.

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Alphanumerische Zeichen füllen einen Bildschirm
Symbolbild Internet Hacker Sicherheit Computer www PasswortBild: Fotolia/Yong Hian Lim

Wer kennt sie nicht, die dubiosen E-mails, in denen wir zur Herausgabe unserer Bankkontendaten aufgefordert werden, damit wir als Gewinner eines Spiels eine Million Euro bekommen, oder in denen uns jemand angeblich helfen will, an Erbschaften heranzukommen oder die Steuer zu umgehen? EU-Kommissarin Cecilia Malmström zählte solche alltäglichen Fälle auf, bei denen man sich einfach dadurch schützen kann, dass man die E-mail ungeöffnet lässt. Doch das Gefährliche merkt man nicht, so Malmström. "Es dringt in unsere Computer, unsere Bankkonten und Finanztransaktionen ein. Internet-Verbrecher werden immer besser bei Kreditkartenbetrug oder Identitätsdiebstahl. Sie greifen unsere Online-Banking-Benutzernamen und –Passwörter ab, hacken in unsere smartphones und in die Profile der sozialen Netzwerke."

Misstrauen schadet dem Geschäft

Die Kommissarin nennt ein paar Zahlen: Täglich würden nicht weniger als eine Million Menschen Opfer von Internet-Straftaten (allerdings zählt sie auch schon spam-mails dazu), der jährliche Schaden belaufe sich auf 300 Milliarden Euro. Auf dem schwarzen Markt würden Kreditkartendaten für nur einen Euro pro Satz gehandelt. Doch der größte Schaden durch Internet-Kriminalität sei die Angst, sagt Malmström: "Angst, online einzukaufen, Angst, sozialen Netzwerken beizutreten, Angst vor unserer normalen Internet-Nutzung, dass wir es nicht wagen, dabei so frei zu sein, wie wir eigentlich sein wollen." Auch wegen dieses Misstrauens habe das Online-Einkaufen bisher in Europa nur einen sehr geringen Anteil am Gesamthandelsumsatz.

Malmström am Rednerpult, von schräg unten, im Hintergrund das Wort "Online" (Foto:AP)
EU-Innenkommissarin Malmström: "Die Verbrecher werden immer besser."Bild: dapd

Kampf gegen Cyber-Kriminalität europäisieren

Bei einem so immensen Schaden versuchen natürlich schon die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, etwas gegen die Cyber-Kriminalität zu tun. Doch mit sehr unterschiedlichem Einsatz und Erfolg, meint die Kommissarin. Der Kampf gegen Internet-Verbrechen müsse daher gesamteuropäisch geführt werden. "Bringen wir die klügsten Köpfe zusammen. Lassen wir sie Trends organisierter Internet-Kriminalität, ihre Netze und Haupttäter aufspüren." Deshalb schlage die Kommission vor, ein Einsatzzentrum gegen Internet-Verbrechen einzurichten. Es solle die Schaltstelle der EU bei der Bekämpfung der Internet-Kriminalität sein und die Mitgliedsstaaten unterstützen.

55 Ermittler für die gesamte EU

Das Einsatzzentrum soll einen Beitrag zur Bekämpfung von Kreditkartenbetrug und zum Schutz sozialer Netzwerke leisten, aber auch Hackerangriffe auf wichtige EU-Infrastrukturen und ihre Informationssysteme abwehren und die Verbreitung von Kinderpornographie im Internet bekämpfen. Nach Malmströms Vorschlag soll die Einheit der europäischen Polizeibehörde Europol angegliedert sein und Anfang 2013 ihre Arbeit aufnehmen. Insgesamt 55 Ermittler von Kommission, Mitgliedsstaaten und Europol sollen am Sitz in Den Haag zusammenarbeiten mit einem Jahresbudget von 3,6 Millionen Euro. Voraussetzung ist noch, dass die Führungsebene von Europol dem Projekt zustimmt. Mit einem Nein ist aber kaum zu rechnen.

Blick auf das ganz neue Gebäude von Europol ('Foto: EPA)
Die neue Einheit soll im Europol-Hauptquartier in Den Haag arbeitenBild: picture-alliance/dpa