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Eintracht verkauft Haller: Nicht ohne Risiko

Sarah Wiertz
17. Juli 2019

Bundesligist Eintracht Frankfurt verliert mit Sébastien Haller den zweiten Spieler des in der vergangen Saison so erfolgreichen Offensivtrios. Finanziell ist der Transfer lukrativ, aber zahlt er sich langfristig aus?

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Deutschland Sebastian Haller wechselt zu West Ham United
Bild: picture-alliance/SVENSIMON/E. Kremser

Alles eine Frage des Geldes. Das ist ein Gesetz des modernen Fußballs und es greift auch im Fall von Eintracht Frankfurt. "Für uns gibt es natürlich finanzielle Schmerzgrenzen", sagt Eintrachts Sportvorstand Fredi Bobic. Und die ist in diesem Sommer nun zum zweiten Mal erreicht: Luka Jovic durfte für mehr als 60 Millionen gen Real Madrid ziehen. Und nun wechselt Sébastien Haller für rund 50 Millionen zu West Ham United. Rund 110 Millionen Euro hat der Traditionsverein aus dem Verkauf von nur zwei Spielern in diesem Sommer erzielt. Viel Geld für die Eintracht, aber ist es auch sportlich sinnvoll, die beiden gehen zu lassen?

Vom magischen Offensivtrio, dass ganz Europa in der vergangenen Saison begeistert hat, bleibt damit nur noch ein einziger Stürmer übrig: Ante Rebic. Und selbst der Kroate liebäugelt nun mit einem Wechsel, am wahrscheinlichsten ist ein Transfer zu Inter Mailand. Auch Atletico Madrid soll interessiert sein. 40 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum.

Ehemalige Klubs kassieren mit

Für die SGE, die in der Vereinsgeschichte bisher viermal abgestiegen ist, ist das eine sehr verlockende Perspektive. Denn über solche Einnahmen konnte sich der Verein noch nie freuen. Wobei hinzugefügt werden muss, dass bei den Mega-Ablösen nicht alles in der Finanzmetropole bleibt. Beim Jovic-Verkauf verdient sein Ex-Klub Benfica Lissabon ordentlich mit. Und der FC Utrecht freut sich über mehrere Millionen durch den Weiter-Verkauf seines ehemaligen Spielers Haller. Und auch wenn Rebic gehen sollte, müsste Geld an seinen vorherigen Verein AC Florenz gezahlt werden.

Fussball 1 Bundesliga | VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt
Er war eine feste Größe im Eintracht-Team: Sébastien Haller (links)Bild: imago/J. Huebner

Letztlich ist der Gewinn also gar nicht so hoch, wie er die Zahlen auf den ersten Blick erscheinen lassen. Und unterm Strich wird er noch kleiner, wenn in Zukunft die sportlichen Erfolge ausbleiben sollten. Denn ob die Eintracht das viele Geld wieder so gut reinvestieren kann und wird, so dass der Europa-League-Halbfinalist der Vorsaison erneut international konkurrenzfähig ist, ist sehr fraglich. Denn viele Transfergeschäfte sind auf dem internationalen Markt bereits abgeschlossen oder kurz davor, die Suche nach Nachfolgern dürfte schwieriger werden. 

Haller: Keine Ausstiegsklausel im Vertrag

Für die Offensive hat Frankfurt bisher lediglich den 21-jährigen Serben Dejan Jovelijc für vier Millionen von Roter Stern Belgrad verpflichtet. 47 Pflichtspieltore hat alleine das Duo Jovic/Haller in der vergangenen Spielzeit erzielt und war somit ein wichtiger Bestandteil dafür, dass die Eintracht als einziger deutscher Klub noch bis in den Mai hinein international vertreten war und auch in der kommenden Saison wieder in der Europa League spielen wird.

Die SGE hat sich in der vergangenen Spielzeit nicht nur in die Herzen viele Fans in ganz Europa gespielt, sie hat sich auch international wieder einen Namen gemacht. Für die Zukunft muss das Ziel sein, diesen zu etablieren, das heißt: weiterhin international spielen und möglichst lange im Wettbewerb bleiben.

Die Frage ist, warum Frankfurt nach Jovic nun auch Haller hat ziehen lassen. Der 25-jährige Franzose hatte keine Ausstiegsklausel im Vertrag, der Kontrakt lief noch zwei Jahre. Zwei - womöglich sogar drei Spieler - der begeisternden Eintracht-Offensive auf einmal ziehen zu lassen, ist riskant - und könnte sich als Fehler erweisen.

 

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online