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Eishockey-WM im autoritären Lukaschenko-Staat

Galina Petrowskaja / Markian Ostaptschuk10. Mai 2014

Mit dem Sportereignis will der Präsident zeigen, dass Weißrussland "ein zivilisiertes europäisches Land" ist. Menschenrechtler dagegen erinnern an die politischen Gefangenen - und warnen vor einer Instrumentalisierung.

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Maskottchen der Eishockey-WM vor dem Hotel Minsk (Foto: DW)
Bild: DW/A. Timarov

Minsk sei bereit für die Eishockey-Weltmeisterschaft, heißt es seitens der weißrussischen Führung. Gut zwei Wochen dauert das internationale Turnier, das am Freitag (09.05.2014) startete. Präsident Alexander Lukaschenko teilte höchstpersönlich mit, er wolle die Besucher mit herzlicher Gastfreundschaft beeindrucken und das Image seines Landes verbessern.

Lukaschenko selbst spielt Eishockey

Eishockey ist die große Leidenschaft Lukaschenkos. Es gibt sogar ein eigenes Präsidenten-Team, dem die besten Sportler des Landes angehören; auch der Staatschef selbst spielt dort mit. Während seiner 20-jährigen Herrschaft wurden in Weißrussland rund drei Dutzend Eissporthallen gebaut - und sind seitdem zu Symbolen der Staatsmacht geworden. Alleine die beiden Eissporthallen in der Hauptstadt, die Minsk- und die Tschischowka-Arena, sollen 25.000 Besucher beherbergen können.

Alexander Lukaschenko spielt Eishockey (Foto: dpa)
Alexander Lukaschenko inszeniert sich gerne als leidenschaftlicher Eishockey-SpielerBild: picture-alliance/dpa

Bau und Instandhaltung der Anlagen kosten viel Geld, die Hallen nutzen können die Wenigsten. Doch Lukaschenko, der aus einer armen Bauernfamilie stammt, ist überzeugt, dass er so den Traum aller Jungen erfüllt, die gerne Sport treiben. Sein eigener Traum war schon lange eine Eishockey-WM in seiner Heimat.

Weltmeisterschaft als größter Traum

Mit dem Turnier will der Präsident der Welt zeigen, dass Weißrussland "ein zivilisiertes europäisches Land" ist. Zur Vorbereitung richtete Lukaschenko einen speziellen Stab ein und überwachte persönlich die Entwicklung.

An dem Turnier nehmen 16 Mannschaften teil, darunter auch das deutsche Team. Die Veranstalter erwarten 20.000 Gäste, für die renovierte Hotels und Studentenwohnheime bereit stehen. Die Heime sind notwendig geworden, weil nicht alle Hotels rechtzeitig fertig wurden.

Noch immer politische Gefangene

Weißrussland steht seit vielen Jahren wegen der Unterdrückung Oppositioneller und der Missachtung von Menschenrechten international in der Kritik. Es ist das einzige Land in Europa, in dem immer noch die Todesstrafe verhängt und auch vollstreckt wird.

Im Jahr 2009, als Minsk von der International Ice Hockey Federation (IIHF) den Zuschlag erhielt, besserte sich die Situation im Land ein wenig. Damals kamen politische Gefangene frei, die nach der Präsidentschaftswahl 2006 wegen Kritik am autoritären Lukaschenko-Regime im Gefängnis gelandet waren. Auch die Beziehungen zur Europäischen Union begannen sich zu entspannen.

Polizeieinsatz gegen Demonstranten in Minsk (Foto: Foto: Sergei Grits/AP/dapd)
Die Proteste gegen Wahlfälschung im Jahr 2010 wurden in Minsk brutal niederschlagenBild: dapd

Aber nach der im Jahr 2010 erneut manipulierten Präsidentschaftswahl verschärfte Lukaschenko wieder sein Vorgehen gegen Kritiker. Heute befinden sich laut Menschenrechtlern immer noch mindestens neun politische Häftlinge in belarussischen Gefängnissen. Im Vorfeld des Turniers soll außerdem landesweit eine "präventive Säuberung" durchgeführt und etwa zwei Dutzend Aktivisten der oppositionellen Jugendvereinigung "Junge Front" verhaftet worden sein. Von Gerichten werden sie nun nach und nach zu Haftstrafen von bis zu 20 Tagen verurteilt.

Vor Beginn der WM riefen elf internationale Menschenrechtsorganisationen - darunter das von den belarussischen Behörden geschlossene Menschenrechtszentrum "Wjasna", die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) , die Civil Rights Defenders (Schweden) und das norwegische Helsinki-Komitee - dazu auf, nicht zuzulassen, dass "die belarussische Regierung das Sportereignis als politische Plattform ausnutzt". Die politischen Gefangenen dürften nicht vergessen werden.