1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Eklat nach Sophie-Scholl-Vergleich

22. November 2020

Mit Empörung hat Außenminister Maas auf den Vergleich einer Gegnerin der Corona-Maßnahmen mit der von den Nazis ermordeten Widerstandskämpferin Sophie Scholl reagiert. Auch andere Politiker und Bürger sind entsetzt.

https://p.dw.com/p/3lgGs
Deutschland Hannover | Coronavirus | Protest gegen Maßnehmen (Hauke-Christian Dittrich/dpa/picture alliance)
Bei diesem Protest auf dem Opernplatz in Hannover zieht "Jana aus Kassel" ihren historisch absurden VergleichBild: Hauke-Christian Dittrich/dpa/picture alliance

Für blankes Entsetzen und Empörung sorgt eine Äußerung einer jungen Gegnerin der Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern. Sie vergleicht sich bei einer Demonstration in Hannover mit der von den Nationalsozialisten 1943 ermordeten Widerstandskämpferin Sophie Scholl, da sie "seit Monaten aktiv im Widerstand ist". 

Der deutsche Außenminister Heiko Maas reagiert promt. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schreibt er:

    

Sophie Scholl und ihr Bruder Hans gehörten zur Gruppe "Weiße Rose", die ab Juni 1942 mit Flugblättern zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aufrief. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden sie entdeckt und zusammen mit ihrem Kommilitonen Christoph Probst zum Tode verurteilt.

Maas betonte, wer sich heute mit Sophie Scholl oder auch mit dem durch seine Tagebücher bekannt gewordenen und 1945 im NS-Konzentrationslager Bergen-Belsen verstorbenen jüdischen Mädchen Anne Frank vergleiche, "verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen".

Die Vorsitzende der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Johanne Modder, sagte: "Wenn die Geschwister Scholl oder auch Anne Frank für die Neonazi-Rhetorik einiger Teilnehmer herhalten müssen, ist dies grauenvoll." Die vermehrten Holocaust-Vergleiche von Corona-Leugnern dürften nicht unwidersprochen hingenommen werden. Die demokratischen Kräfte müssten "rote Linien ziehen und im Kern zusammenhalten".

"Jana aus Kassel"

In der niedersächsischen Landeshauptstadt hatte sich am Samstag eine junge Frau auf einer Bühne der sogenannten Querdenken-Bewegung als "Jana aus Kassel" vorgestellt und dann ihren fatalen Vergleich gezogen. Von ihren Äußerungen gibt es einen Mitschnitt der bei Twitter heftige Reaktionen auslöste.

Twitter-Kommentatoren zeigten sich erschüttert und empört und sprachen von Geschichtsvergessenheit oder nicht zu überbietender Naivität.

Zu sehen ist in dem Video auch, dass ein Mann der Rednerin eine orangefarbene Weste überreicht und sagt, dass er für "so einen Schwachsinn" kein Ordner mehr sein wolle. Er wirft der Rednerin eine "Verharmlosung des Holocaust" vor.

Doch die junge Frau versteht nicht den Zusammenhang. Nach dem Zwischenfall kommt sie nochmals auf die Bühne und vergleicht sich auch erneut mit Sophie Scholl.

Zur Protestaktion der Initiative "Querdenken 511" auf dem Opernplatz hatten sich laut Polizei rund 650 Menschen versammelt. Bei den "Querdenken"-Demos protestieren seit Monaten bundesweit Menschen gegen die Corona-Auflagen von Bund und Ländern. Unter die Demonstranten mischen sich Verschwörungstheoretiker, Rechtsextremisten und sogenannte Reichsbürger.

se/uh (afp, epd, dpa)