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Die drei Mädels von Elaiza im Gespräch

Sonja Kaun17. April 2014

Deutschlands Hoffnung beim diesjährigen Eurovision Song Contest ist ein Poptrio mit folkloristischen Wurzeln. Den drei Mädels der Band fehlt es nicht an Selbstbewusstsein.

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Elaiza / ESC / Vorentscheid
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Wie hat sich euer Leben nach dem Vorentscheid verändert?

Yvonne Grünwald: Unsere Facebook-Fanzahl - die Leute, die sich für uns und für unsere Musik interessieren - sind von der Nacht, als wir in Köln gewonnen haben, von 2.000 auf 16.000 gestiegen. Aktuell sind wir sogar fast bei 22.000.

Elzbieta Steinmetz: Facebook erklärt das ganz gut, was da plötzlich passiert ist. Wir kriegen Fanpost. Es ist so schön und auch so ungewöhnlich für uns. Ganz krass ist, ist dass unsere Musik einfach so viel Aufmerksamkeit kriegt.

Wie leicht oder wie schwer ist es, sich plötzlich an diesen Medienrummel zu gewöhnen?

Grünwald: Wir geben ja schon einige Interviews, aber ein ganz krasser Medienrummel ist es jetzt nicht.

Natalie Plöger: Ich finde schon, aber man gewöhnt sich daran. Nur manchmal weiß man nicht so genau, was kommt. Aber ansonsten passt das schon.

Steinmetz: Ja, wenn wir etwas nicht wollen, dann deuten wir das schon ganz klar an.

Elaiza / ESC / popXport
Elaiza werden auch gute Chancen in Kopenhagen eingeräumtBild: Ben Wolf

Wie bereitet ihr euch jetzt auf den ESC vor?

Steinmetz: Ganz unterschiedlich. Also wir wissen jetzt ungefähr den Plan für die Woche und sind auch eine Woche vorher da. Was ansteht sind natürlich die Proben - darf man nicht vergessen, darum geht es ja. Dann werden wir auf Botschaftsempfängen sein. Wir dürfen die anderen Künstler kennenlernen. Uns wird immer gesagt: "Mädels, wenn Ihr da seid, das wird eine Riesenparty, ganz, ganz bunt." Was wir noch klären müssen, sind die Klamotten.

Grünwald: Und wir können erst vor Ort entscheiden, wie wir das mit der Bühne machen, weil die Bühne sehr groß ist: 17 Meter breit. Wir haben noch nie auf so einer großen Bühne gespielt, und dementsprechend können wir erst vor Ort schauen: Wie stellen wir uns hin? Wie machen wir das? Wie weit kann man nach vorne gehen? Wie kann man mit den Kameras interagieren? Dafür ist die Woche halt auch da.

Jetzt mal zum Album: Warum der Titel "Gallery“?

Steinmetz: Wir haben das Album "Gallery" genannt, weil jeder Song ein Bild ergibt, einen anderen Gestus hat. Ich schreibe die Songs, biete die Grundlage, und die Mädels sind dann für das Arrangement zuständig. Unsere Musik ist einfach bunt, und wir kommen auch aus unterschiedlichen Ecken. Unsere Musikrichtung wird gerne als Neo-Folklore bezeichnet, aber es ist ein bisschen mehr. Wenn man sich das Album anhört, stellt man das ganz schnell fest. Klar, wir verbinden osteuropäische Elemente, dieses slawische "Moll", auch mit vielen fetzigen Momenten, und eben mit unseren Instrumenten - Akkordeon und Kontrabass - aber es gibt sehr viele poppige Melodien, mal ein bisschen rockiger, mal mehr auf den Punkt.

Grünwald: Dementsprechend ist es halt, wie durch eine Galerie zu laufen. Jeder Song ist wie ein anderes Bild.

Die Band Elaiza posiert am 13.03.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen) nach der Fernsehshow "Unser Song für Dänemark" dem Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC). Foto: Henning Kaiser/dpa
Deutschland setzt diesmal auf drei ziemlich unbekümmerte junge FrauenBild: picture-alliance/dpa

(Fragen an Elzbieta Steinmetz): Was sind deine prägendsten Kindheitserinnerungen aus der Ukraine und aus Polen?

Steinmetz: Die musikalischen Prägungen. Meine Mama ist Polin und hat dort damals angefangen, Opern- und Jazzgesang zu studieren. Dann hat sie meinen leiblichen Vater kennengelernt. Er war Ukrainer und Gitarrist. Ich bin mit Musik groß geworden. Ich habe schon mit fünf Jahren auf der Bühne gestanden. Das sind ganz prägnante Erinnerungen. Umso schöner ist es jetzt, dass wir unsere Musik mit meinen Wurzeln verbinden können.

Glaubst du, dass die Krise in der Ukraine den ESC beeinflussen wird?

Steinmetz: Ich hoffe, dass der Eurovision Song Contest unpolitisch bleibt, was er eigentlich auch sein sollte. Im Endeffekt geht es beim ESC um Musik, die uns verbindet. Jedes Land präsentiert seinen Song für sein eigenes Land. Wir finden den Gedanken superschön und freuen uns jetzt, auch dabei zu sein. Wir hoffen wirklich, dass das jetzt nicht überschwappt, obwohl wir uns natürlich auch Sorgen um die Ukraine machen - ich persönlich, weil ich eine Verbindung zu dem Land habe. Wir haben Sorge, dass sich das Land spaltet. Gerade, was in der Ost-Ukraine abgeht, ist nicht so schön. Ich glaube, Diplomatie und Kommunikation wäre die friedlichste Lösung, aber das können wir uns nur wünschen.

Elaiza vertritt Deutschland beim Endentscheid des Eurovision Song Contest mit dem Finale am 10. Mai in Kopenhagen. Der Name der Band mit drei Musikerinnen aus Berlin ist eine Kurzform für den Vorname der Frontfrau Elżbieta Steinmetz, die ihre früheste Kindheit in der Ukraine und Polen verbrachte, mit acht Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen ist und deren Lieder vom Einfluss osteuropäischer Volksmusik geprägt sind.

Das Gespräch führte Sonja Kaun.