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Kriminalität

Festnahmen in bundesweitem Missbrauchsfall

6. Juni 2020

Ermittler, die schon vieles sehen mussten, zeigen sich schockiert über "unfassbare Bilder". Bei Razzien in mehreren Bundesländern fand die Polizei zahlreiche Datenträger, die hochprofessionell verschlüsselt waren.

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Oberstaatsanwalt Botzenhardt, Ermittlungsleiter Poll, Polizeipräsident Furth in Münster (Foto: picture-alliance/dpa/G. Kirchner)
Oberstaatsanwalt Botzenhardt, Ermittlungsleiter Poll, Polizeipräsident Furth in Münster (v. l. n. r.)Bild: picture-alliance/dpa/G. Kirchner

In einem Fall von schwerem sexuellem Kindesmissbrauch hat die Polizei in mehreren Bundesländern elf Verdächtige festgenommen. Sieben Beschuldigte befänden sich in Untersuchungshaft, teilten die Behörden mit. Darunter seien der Hauptverdächtige - ein 27-jähriger IT-Techniker aus Münster -, dessen Mutter sowie Männer aus Hannover, Kassel, Köln, Schorfheide in Brandenburg und Staufenberg bei Gießen. Einige Haftbefehle hätten bereits Mitte Mai vollstreckt werden können.

Drei Kinder im Alter von 5, 10 und 12 Jahren wurden denmach als Opfer identifiziert. Die beiden Jüngeren seien in einer Gartenlaube in Münster über Stunden hinweg von vier Männern wechselweise schwer sexuell missbraucht worden. Auf sichergestellten Datenträgern befänden sich "unfassbare" Bilder, sagte der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt und Polizeipräsident Rainer Furth im westfälischen Münster.

Blick auf die Hauptstraße in Finowfurt, einem Ortsteil der Gemeinde Schorfheide (Foto: picture-alliance/dpa/P. Zinken)
Blick auf die Hauptstraße in Finowfurt, einem Ortsteil der Gemeinde SchorfheideBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

In einem Keller der Universitätsstadt habe man einen komplett eingerichteten, klimatisierten Serverraum gefunden. Er sei dem 27-jährigen Tatverdächtigen zuzurechnen, der bereits zweimal wegen des Zugänglichmachens kinderpornographischer Schriften zu Bewährungsstrafen verurteilt worden sei. Die Fahnder hätten "hochprofessionell" verschlüsselte Datenträger mit einem Speichervolumen von mehr als 500 Terabyte beschlagnahmt. Bislang sei es nicht gelungen, alle Daten auszulesen, so Chefermittler Poll. Insgesamt habe man mehrere Hundert Asservate an IT-Technik entdeckt.
Videoaufnahmen der Taten hätten Experten auf einer bereits gelöschten Festplatte rekonstruieren können, die in einer Zwischendecke versteckt gewesen sei. Die Opfer sollen vor dem Missbrauch betäubt worden sein. Unmittelbare körperliche Verletzungen hätten die Jungen nicht davongetragen, sagte Poll mit Verweis auf rechtsmedizinische Untersuchungen. Inzwischen würden die Opfer von den zuständigen Jugendämtern betreut.

Ein Siegel des Polizeipräsidiums Münster klebt an einer Haustüre im brandenburgischen Schorfheide (Foto: picture-alliance/dpa/P. Zinken)
Ein Siegel des Polizeipräsidiums Münster klebt an einer Haustüre im brandenburgischen SchorfheideBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

In Nordrhein-Westfalen wurden seit Anfang 2019 Missbrauchsfälle aufgedeckt, die deutschlandweit für Aufsehen sorgten. Auf einem Campingplatz in Lügde im Kreis Lippe hatten mehrere Männer Kinder hundertfach über Jahre hinweg schwer sexuell missbraucht. Ermittlungen zu einem bundesweiten Kinderpornographie-Tauschring hatten im Oktober in Bergisch Gladbach bei Köln begonnen und erstrecken sich mittlerweile auf alle Bundesländer. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hatte das Thema Kindesmissbrauch zur Chefsache erklärt und verstärkte Ermittlungen angekündigt.

jj/sti (dpa, afp)