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EM als Corona-Beschleuniger

7. Juli 2021

Viele Menschen, dicht gedrängt, im Freudentaumel oder in Trauer. Das Coronavirus liebt die Fußball-EM. Das zeigen die aktuellen Infektionszahlen. Die hochansteckende Deltavariante ist weltweit auf dem Vormarsch.

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Public-Viewing in Rom (06.07.2021)
Public-Viewing in Rom: Corona-Verbreitung beim Spiel Italien gegen Spanien noch unklarBild: Andreas Solaro/Getty Images/AFP

Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat im Zusammenhang mit der Fußball-EM bislang mehr als 2500 Corona-Infektionen gezählt. In der dritten Turnierwoche der Europameisterschaft sei ein erheblicher Anstieg im Vergleich zur Woche davor zu verzeichnen gewesen, bestätigte die EU-Agentur auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Infektionsfälle in sieben Ländern ließen sich mit der EM in Verbindung bringen, sagte die zuständige Direktorin Vicky Lefevre. Schottland sei mit 1991 Fällen dabei am weitaus stärksten betroffen.

Die schottische Mannschaft trug ihre EM-Gruppenspiele in Glasgow und im Londoner Wembley-Stadion aus. In Großbritannien breitet sich die als ansteckender geltende Delta-Variante des Virus stark aus. 436 Fälle seien zuletzt in Finnland registriert worden, vor allem nachdem Finnlands Fußballer in St. Petersburg spielten und Fans offensichtlich das Virus aus Russland mitbrachten. Einige Fälle wurden auch aus Dänemark, Frankreich, Schweden, Kroatien und den Niederlanden gemeldet. In Deutschland sind demnach keine Corona-Infektionen direkt im EM-Zusammenhang festgestellt worden.

Zwei in den russischen Nationalfarben gekleidete Fans
Masken? Fehlanzeige... Russische Fans in der Fanszone beim Spiel Russland gegen Finnland in St. PetersburgBild: Peter Kovalev/TASS/picture alliance

Ansteckungsorte überall

Nicht sicher ist, wo sich die betroffenen Fans angesteckt haben. Dies könne sowohl in Stadien als auch in Fanzonen, bei der Reise wie auch bei privaten Treffen im Umfeld der Spiele passiert sein. Die Entwicklung sei angesichts der Corona-Lage "nicht unerwartet", sagte Lefevre. Großveranstaltungen mit Menschenmassen seien weiter mit Risiken behaftet.

Delta weltweit

Die australischen Behörden haben den Lockdown in Sidney wegen neuer Ansteckungsfälle mit der Delta-Variante des Coronavirus um eine weitere Woche verlängert. Dies sei die "beste Chance, um sicherzustellen, dass dies der einzige Lockdown bleibt, bis die große Mehrheit unserer Bürger geimpft ist", sagte die Regionalregierungschefin von New South Wales, Gladys Berejiklian. In der größten Stadt des Landes waren zuvor 27 neue Corona-Ansteckungen festgestellt worden. Seit zwei Wochen dürfen die Bewohner Sidneys ihr Haus nur aus triftigem Grund verlassen. Die Maßnahme wurde vorerst bis zum 16. Juli verlängert.

Ein einzelner Mensch an einem Bahngleis, im Hintergrund die Stadtsilhouette
Sydney weiter im LockdownBild: LOREN ELLIOTT/REUTERS

Indonesien hat den Lockdown inzwischen landesweit bis zum 20. Juli ausgeweitet. Das Land ist in der Region zu einem Hotspot geworden. Die Zahl der Corona-Toten hatte sich dort zuletzt in weniger als einem Monat versiebenfacht. Am Dienstag wurden mit rund 31.200 Ansteckungen und 728 Todesfällen binnen 24 Stunden neue Höchstwerte verzeichnet. Die Krankenhäuser mussten in den vergangenen Wochen viele Patienten aufnehmen, die unter anderem auch mit der Delta-Variante des Virus infiziert waren. 

Auch US-Präsident Joe Biden sorgt sich um die Ausbreitung der Delta-Variante. Er rief  die Amerikaner erneut eindringlich zum Impfen auf. Die potenziell gefährlichere Delta-Variante sei in manchen Teilen der Vereinigten Staaten bereits für die Hälfte aller Infektionen verantwortlich, sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. "Unser Kampf gegen dieses Virus ist nicht vorbei."

Biden kündigte neue Maßnahmen seiner Regierung an, um die Impfquote zu erhöhen. So sollen unter anderem Helfer in Gemeinden von Tür zu Tür gehen, um über Impfungen zu informieren. Auch mobile Kliniken sollen verstärkt zum Einsatz kommen. "Das Virus ist auf der Flucht, und Amerika kommt zurück, wir kommen gemeinsam zurück", sagte Biden. Dafür müsse aber jeder seinen Teil beitragen und sich impfen lassen.

Ein Schüler schaut seine Mutter an, während er geimpft wird.
Impfung als Eintrittskarte für den Abschlussball - Kalifornien schickt mobile Impfteams in die SchulenBild: Damian Dovarganes/dpa/AP/picture alliance

Bidens Corona-Berater Anthony Fauci hatte am vergangenen Sonntag im Sender NBC gesagt: "Wenn man sich die Zahl der Todesfälle ansieht, sind etwa 99,2 Prozent von ihnen ungeimpft und 0,8 Prozent geimpft." Kein Impfstoff sei perfekt, aber die meisten schweren oder tödlichen Krankheitsverläufe seien vermeidbar.

Mehr Infektionen, aber auf niedrigem Niveau

Auch in Deutschland ist die Delta-Variante weiter auf dem Vormarsch. Der Anteil der Ansteckungen mit der zuerst in Indien festgestellten Variante an allen Corona-Neuinfektionen verdoppelte sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) nach den vorerst aktuellsten Zahlen aus der dritten Juniwoche erneut auf nun 37 Prozent.

Die deutschlandweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut leicht gestiegen. Wie das RKI unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter am Mittwochmorgen mitteilte, lag die Inzidenz bei 5,1 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Am Wochenende war der Wert erstmals seit Langem unter fünf gesunken. Wie das RKI weiter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden insgesamt 985 Corona-Neuinfektionen registriert. Das sind 177 mehr als vor einer Woche. 48 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet.

fab/AR (dpa, afp, rtre)