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Rekordjahr für U17-Junioren

6. Mai 2011

Fußball statt Führerschein und Hoffen auf einen Profivertrag: Die deutschen U17-Junioren spielen derzeit bei der EM in Serbien und haben sich dort schon für die WM im Juni qualifiziert. Ein Rekordjahr für die Talente.

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U17-Trainer Steffen Freund und seine Spieler (Foto: Jan Huebner)
Will U17-Europameister werden: Trainer Steffen FreundBild: Jan Hübner

Mitchell Weiser ist gerade 17 Jahre alt geworden. Der Stürmer der B-Junioren-Bundesligamannschaft des 1. FC Köln hat schon ein turbulentes Jahr hinter sich: Den normalen Spielbetrieb in der Liga, die Reise zum Algarvecup und die erfolgreiche Qualifikation für die Europameisterschaft in Serbien. Im Moment ist der Sohn vom Kölner Ex-Profi Patrick dort bei der EM im Einsatz. Und im Juni steht bereits die WM in Mexiko an. "Das ist nicht normal", findet Mitchell. "Wir sind ja noch nicht ausgewachsen. Das ist schon eine enorme Belastung." Es sei schon anstrengend manchmal. Abends schläft er auch mal schneller ein als sonst, gibt er zu.

Vorbild Özil wünscht viel Glück

Bei der Qualifikationsrunde in Deutschland sicherte sich die junge Elf von Steffen Freund das Ticket für die EM unter den Augen von DFB-Präsident Theo Zwanziger und Nationalspieler Mesut Özil, der die Mannschaft anschließend in der Kabine besuchte. "Er hat uns gratuliert und uns allen viel Glück gewünscht", erzählt Mitchell, der den Mittelfeldstar von Real Madrid "sympathisch und ein bisschen schüchtern" in Erinnerung hat. Eine Riesen-Motivation für den damals noch 16-Jährigen.

Auf Mitchell und seinen Teamkollegen Fabian Schnellhardt prasselt in diesen Monaten ziemlich viel ein: Schule, Verein, Nationalmannschaft und die vielen Reisen. Dazu das erste große internationale Turnier. 2009 holte die deutsche U17 unter anderem mit Mario Götze den EM-Titel. "Der 92er-Jahrgang hat es vorgemacht, wie es geht, Europameister zu werden", sagt Fabian. "Wir sind auch ein guter Jahrgang. Deswegen ist unser Ziel auch ganz klar: Europameister."

Drei Titel möglich

Mitchell Weiser (1. FC Köln) im Nationaltrikot der deutschen U17-Junioren (Foto: 1. FC Köln)
Gerade 17 geworden: Mitchell WeiserBild: 1. FC Köln

Momentan sieht es für die beiden Kölner auch in der Liga nach einem Titel aus: Der 1. FC Köln ist Tabellenführer. "Ein Titel wäre schon ein Traum", sagt Mitchell. "Der realistischste ist der Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft mit dem FC", schätzt Fabian. Seine Eltern seien sehr stolz auf ihn. Sein Vater sogar ein richtiger "Fußballnarr".

Zwischen EM und WM sind Mitchell und Fabian auch noch bei den entscheidenden drei Ligaspielen dabei – mit einem speziellen Trainingsprogramm von Coach Boris Schommers. "Wir hier im Verein steuern das Programm so, dass sie die physische und psychische Belastung bei diesem Mammutprogramm bewältigen können." In der Zwischenzeit muss der FC-Trainer auf noch einen Spieler verzichten: Auch der Serbe Vojno Jesic ist mit seiner Nationalmannschaft als Gastgeber qualifiziert.

Kooperation zwischen Schule und Verein

Fabian Schnellhardt und Mitchell Weiser im Nationaltrikot der deutschen U17-Junioren (Foto: 1. FC Köln)
"Der Schulabschluss ist so wichtig wie die EM" - Fabian Schnellhardt (vorn), Weiser im HintergrundBild: 1. FC Köln

Und so verbringen die Spieler fast genauso viel Zeit bei der Nationalmannschaft wie im Verein, ihre Termine müssen gut koordiniert werden. Für Fabian steht im Sommer eigentlich der Realschulabschluss an. Seine Direktorin, die an einer Partnerschule des 1. FC Köln arbeitet, hat bereits beantragt, dass er die Prüfungen im September nachschreiben kann, falls er bei allen Turnieren dabei ist. So kann er sich voll auf den Fußball konzentrieren, muss allerdings nach der möglichen WM-Teilnahme für den Abschluss büffeln.

"Ich habe danach noch sechs Wochen Zeit, um mich darauf vorzubereiten", rechnet er vor und behauptet sogar, dass er sich darauf freue: "Man ist dann auch stolz, wenn man einen guten Abschluss geschafft hat." Er sei mittlerweile der Meinung, dass ein Schulabschluss genauso viel Wert sei wie eine EM, erklärt er und wirkt dabei ziemlich erwachsen. "Ist ja nicht gesagt, dass ich mal Profi werde oder damit mein Geld verdienen kann. Deswegen brauche ich noch ein zweites Standbein." Nur eines muss warten: Der Führerschein. Dafür ist wirklich keine Zeit mehr.

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Arnulf Boettcher