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Politik

Empörung nach Massenparty in Frankreich

2. Januar 2021

Tausende Jugendliche haben gegen Corona-Auflagen verstoßen und zu Silvester tagelang zusammen gefeiert. Die Polizei war unfähig, das zu verhindern.

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Frankreich | Rennes | Silvesterparty trotz Ausgangssperre
Keine Masken, kein Abstand: Techno-Party in einer leerstehenden Lagerhalle Bild: Marc Ollivier/MAXPPP/dpa/picture alliance

Im Westen Frankreichs ist eine illegale Silvesterparty mit rund 2500 Teilnehmern völlig aus dem Ruder gelaufen. Trotz Corona-Auflagen und Ausgangssperre feierten Raver aus dem In- und Ausland von Donnerstag bis Samstag in einem kleinen Ort in der Bretagne. Als die Polizei die Party beenden wollte, wurden die Beamten angegriffen - und zunächst vertrieben. Erst am Samstagvormittag gelang es den Ordnungskräften, das Geschehen unter Kontrolle zu bringen.

Frankreich | Courbouton | Silvesterparty trotz Ausgangssperre
Im Lauf des Donnerstag waren die Teilnehmer der illegalen Party gut sichtbar angereistBild: Thomas Bregardis/MAXPPP/dpa/picture alliance

Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter von harten Sanktionen, die der Rave in dem Ort Lieuron südlich von Rennes nach sich ziehen soll. Der Präfektur Ille-et-Vilaine zufolge wurden fünf Menschen festgenommen und 1200 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen. Sie seien vor allem für Verstöße gegen die Maskenpflicht und die nächtliche Ausgangssperre sowie die illegale Teilnahme an einer Versammlung erteilt worden.

Schon am frühen Donnerstagabend wollte die Polizei die illegale Party in zwei leerstehenden Lagerhallen auflösen. Laut Präfektur stießen die Beamten aber auf "gewalttätige Feindseligkeit". Bei den Ausschreitungen sei ein Fahrzeug der Polizei angezündet und drei andere beschädigt worden. Es habe Flaschen- und Steinwürfe gegeben, Beamte seien leicht verletzt worden. Die Einsatzkräfte zogen sich zurück.

Frankreich | Rennes | Silvesterparty trotz Ausgangssperre
Auch an ein Feuerwerk hatten die Organisatoren der Massenparty gedachtBild: Marc Ollivier/MAXPPP/dpa/picture alliance

Am Folgetag war die Polizei an Kreuzungen in der Nähe der Party postiert und hielt neu ankommende Raver von der Zufahrt ab, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Diejenigen, die das Gelände verließen, wurden nach Angaben der Gendarmerie "systematisch" kontrolliert. Auch ein Hubschrauber kreiste über dem Gelände.

Viele der Techno-Fans bei der Party trugen keine Masken und hielten keinen Sicherheitsabstand ein. Helfer verteilten Desinfektionsgel und Masken, um die Gefahr einer Coronavirus-Ausbreitung einzudämmen. Der Abgeordnete Florian Bachelier aus der Region sprach von einer "Schande für unser Land".

Frankreich | Courbouton | Silvesterparty trotz Ausgangssperre
Polizeiposten am Zugang des Geländes - drinnen wird am Neujahrstag weiter gefeiertBild: Marc Ollivier/MAXPPP/dpa/picture alliance

Auch die Abgeordnete Aurore Bergé äußerte auf Twitter: "Es kann nicht sein, dass eine Handvoll Menschen uns für ihre Inkonsequenz bezahlen lassen" und forderte systematische Kontrollen und Verwarnungen. Neben der Entrüstung löste das Riesenevent auch Sorgen vor zahlreichen neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus aus. Deshalb wurde kurzerhand ein Schnelltest-Zentrum vor der Sporthalle von Lieuron eingerichtet.

Frankreich | Courbouton | Silvesterparty trotz Ausgangssperre
Nachdem die Party an diesem Samstag schließlich abgebrochen wurde, notierten Polizisten die Personalien von TeilnehmernBild: Jean-Francois Monier/AFP/dpa/picture alliance

Am Freitag lag die Zahl der Neuinfektionen binnen 24 Stunden erneut bei rund 20.000. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie in Frankreich knapp 64.800 Menschen an oder mit dem Virus gestorben; mehr als 2,6 Millionen Menschen haben sich infiziert.

Zur Eindämmung des Infektionsgeschehens gilt eine landesweite nächtliche Ausgangssperre in besonders betroffenen Gebieten bereits ab 18 Uhr, in allen anderen Regionen darf ab 20 Uhr niemand mehr aus dem Haus.

Auch in Spanien feierten Techno-Fans

Auf die Idee zu einer Marathon-Party kamen auch Jugendliche im Nachbarland Spanien. Dort löste die Polizei einen kleineren Lagerhaus-Rave in der Nähe von Barcelona auf - rund 36 Stunden nach den ersten Anrufen besorgter Anwohner, wie die Zeitung "La Vanguardia" berichtet. Etwa 200 Menschen nahmen an der Party in dem Dorf Llinars del Valles teil, zeitweilig sollen es aber über 1000 gewesen sein. Viele von ihnen feierten am Samstag weiter. Einige weigerten sich zu gehen und protestierten, als die Polizei eintraf.

Die drei Organisatoren der Veranstaltung wurden verhaftet, teilte die katalanische Polizei Mossos d'Esquadra mit und fügte hinzu, dass die drei und alle, die an der Party teilnahmen, angeklagt würden und mit Geldstrafen zwischen 3.000 und 600.000 Euro rechnen müssten. Die Regionalregierung kündigte eine Untersuchung an, warum erst so spät reagiert wurde. 

uh/ml  (dpa, afp)