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Massenauto aus Jugoslawien

20. November 2008

Er galt als billiges Massenauto im Sozialismus. Bis heute hat er viele Fans. Nun wurde in Serbien der letzte „Yugo“ produziert. Vielleicht erlebt der Kleinwagen eine Wiederauferstehung in Afrika.

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Verkaufsschlager aus Jugoslawien: Der YugoBild: AP

Im serbischen Automobilwerk Zastava ist am 20. November der letzte „Yugo“ vom Band gerollt. Die Ära des „jugoslawischen Volkswagens“ geht damit zu Ende. Das Automobilwerk im zentralserbischen Kragujevac hat seit der Eröffnung 1953 bis heute über vier Millionen Fahrzeuge hergestellt. Generationen von Jugoslawen wuchsen mit verschieden Versionen dieses Massenfahrzeugs auf. Auch heute noch werden viele stolze Besitzer eines Yugos, das mancher von ihnen als „letztes sozialistisches Auto“ bezeichnet, sagen, mit dem ersten Wagen sei es wie mit der ersten Liebe – die vergisst man nie.

Ein sozialistisches Massenauto

Der Gründer des serbischen Yugo-Fan-Clubs, Dejan Veselinovic, bestätigt dies und sagt, „ich bin emotional an diese 'Zastavas' gebunden. Seit ich denken kann, fahre ich diese Modelle. Damals war ich Patriot und wollte keine ausländischen Fahrzeuge kaufen.“

Für die junge sozialistische Republik Jugoslawien waren es vor allem sozioökonomische Gründe, die die Produktion in Zastava beflügelte. Es war damals wichtig, ein günstiges Auto für das Volk, eben einen jugoslawischen Volkswagen, zu bauen. Das Preisargument spricht noch heute für den Yugo: „Für unseren Lebensstandard und unsere Löhne von 300 Euro monatlich gibt es keinen besseren Wagen als einen einheimischen Zastava. Instandhaltung und Ersatzteile sind günstig. Wunschdenken ist da die eine Sache, aber 300 Euro beschränken einen auf die reellen Möglichkeiten“, so Veselinovic.

Hollywood-Ruhm

Und als in den 80-er Jahren das unter galoppierender Inflation leidende Post-Tito Jugoslawien Devisen brauchte, verkaufte es den Yugo bis in die Vereinigten Staaten. In so manchem Hollywood-Streifen ist er noch heute zu bewundern. Allerdings fiel dem Yugo die Rolle eines unzuverlässigen, ständig kaputten oder auseinander fallenden Autos zu. Die „New York Times“ erklärte ihn 1985 sogar zum schlechtesten Auto in den USA. ,Für die Amerikaner war der Yugo außerdem viel zu klein", meint Veselinovic, „nach amerikanischen Maßstäben hatte er nicht einmal einen richtigen Motor. Für sie war das so, als ob er noch mit Pedalen betrieben würde.“

Kommt der Yugo künftig aus Afrika?

Demnach zu urteilen, wird man wohl kaum Amerikaner im „Yugo-Fan-Club“ finden, wohl aber fahren das Auto den Statistiken zufolge noch immer viele Briten, Polen und Griechen. Auch in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien ist er weiter zu bewundern. Es gibt auch Ankündigungen, dass mit der Technologie der Zastava-Modelle die Herstellung von Autos im Kongo oder in Algerien fortgesetzt werden könnte. Vielleicht hat der Yugo also doch noch nicht seine letzte Runde gedreht.

Marina Maksimovic