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Reise

Endlich kinderfrei: Urlaub im Erwachsenen-Hotel

23. November 2018

Adults Only Hotels liegen im Trend. Hier darf nur rein, wer mindestens 16 oder 18 Jahre alt ist. Doch wie ist ein Urlaub in einem solchen Hotel? DW-Reporterin Christina Deicke hat auf Gran Canaria eingecheckt.

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Gran Canaria Sandstrand am Playa Anfi del Mar
Bild: Imago/robertharding

Diese unheimliche Stille: Der Pool plätschert, Palmenblätter rascheln - das ist alles. "Hier ist es immer so ruhig. Ich mag das", sagt Rezeptions-Trainee Yolanda, als sie mich zu meinem Zimmer bringt. Yolanda ist leidgeprüft: Sie war Flugbegleiterin. "Die Kinder rannten in den engen Gängen herum und waren laut. Das hat mich gestresst." Nun hat die 25-Jährige im Adults Only Hotel "Atlantic View" auf Gran Canaria angeheuert. Keine Kinder mehr. Das gilt die nächsten Tage auch für mich, zweifache Mutter auf Urlaub im Erwachsenenhotel.

Solche Hotels werden immer beliebter. Die Gäste müssen mindestens 16, in den meisten Häusern 18 Jahre alt sein. Von 182 Hotels des Tourismuskonzerns Thomas Cook sind inzwischen 41 nur für Erwachsene. Der europäische Marktführer TUI hat 400 Adults Only Hotels im Programm, 2014 waren es noch 65 - die meisten in Fernzielen wie der Karibik. Doch auch in Europa gibt es inzwischen jede Menge - und es werden immer mehr.

Kein Handtuch-Krieg unter Erwachsenen

Mein Apartment hat eine Sonnenterrasse, am Horizont leuchtet der Atlantik. Hausschlappen, Badetuch und Bademantel liegen bereit. Die totale Entspannung kann losgehen. Auf dem Tisch Obst, Wein und ein Kärtchen: Bitte keine Liegestühle reservieren! Die "besondere Wohlfühl-Atmosphäre" der Erwachsenen-Hotels von Thomas Cook soll also nicht durch Querulanten gestört werden, die schon vor Tau und Tag ihre Handtücher platzieren.  

"Die Zielgruppe sind Gäste zwischen 35 und 55 Jahren. Die Interessen: Ruhe, Erholung, Strand, Wellness, Sport und Essen", sagt Thomas Cook-Manager Sascha Büsseler. Die meisten Adults Only Hotels sind gehobene Vier-Sterne-Häuser.

Gran Canaria Adults Only-Hotels | Hotel Sunprime Atlantik View von Thomas Cook
Stille am Pool: Weit und breit kein Kind in SichtBild: DW/C. Deicke

Pool ohne Arschbomben-Alarm

Ich schnappe mir das flauschige Badetuch. Am Pool werden Zeitungen gelesen, Sudokus gelöst, Smartphones gecheckt. Nur selten steigt jemand in den Pool und schwimmt eine Runde. Je länger die Sonne herunterbrennt, desto regloser werden die Gäste: Gegen Mittag hängen alle schlaff im Liegestuhl und dösen vor sich hin.

Ich erinnere mich, wie mein 9-Jähriger im letzten Urlaub am Pool aufdrehte: Erst rannte er wild um das Becken, dann legte er eine krachende Arschbombe hin und fing schließlich laut an zu singen. Ja, denke ich, das ist witzig - wenn man nicht zuständig ist. Ich aber musste ermahnen, diskutieren, verbieten. Kinder und Entspannung gehen leider oft nicht zusammen. Dabei soll Urlaub Erholung sein - auch für Eltern.

Jetzt schreibe ich seelenruhig eine Postkarte nach Hause. Dann fange ich ein Buch an. Nach zehn Minuten unterbreche ich mich selbst beim Lesen - aus Gewohnheit. Eigentlich müsste jetzt jemand fragen, ob ich ihm den Zauberwürfel verdrehen kann. Für mich ist das hier Hardcore-Relaxen.

Gran Canaria Adults Only-Hotels | Hotel Sunprime Atlantik View von Thomas Cook
Pantoffeln und Palmen – Urlaub kann so schön sein Bild: DW/C. Deicke

Muss auch mal sein: Ferien mit Freundinnen

Im Sommer brach in Deutschland eine Debatte los. Ein Restaurant auf der Ferieninsel Rügen bediente ab 17 Uhr keine Kinder mehr. Andere zogen nach, die Empörung war groß: "Kinderfeindlich" sei das.

Was bei Restaurants eher neu ist, gibt es bei Hotels schon lange. Bereits um die Jahrtausendwende eröffnete Thomas Cook das erste Erwachsenenhotel - auf der Familieninsel Mallorca. 

Mag auch der eine oder andere Gast im "Atlantic View" nichts mit Kindern am Hut haben - die Mehrheit hat selbst welche: "Wir haben ganz bewusst ein Erwachsenen-Hotel gebucht", sagt etwa Sabine aus Nordrhein-Westfalen.

Sie ist mit drei Freundinnen hier, alle um die 50, alle haben Kinder. Auch sie findet es "extrem ruhig" im Hotel. "Aber ein paar Tage kann man das gut aushalten. Der Wahnsinn geht ja früh genug wieder los." Fröhlich reicht sie den Freundinnen frisch gefüllte Sangria-Becher in den Pool.

Gran Canaria Strand von Maspalomas
Gran Canaria: Strand von MaspalomasBild: DW/C. Deicke

Jubel und Trubel am Familienstrand

Schon nach einem Tag im Erwachsenen-Hotel freue ich mich übertrieben über die Kinder im Bus zum Strand: Wie sie ihre kleinen Finger Richtung Meer ausstrecken und fragen: "Wie weit noch?" Am wuseligen Strand von Maspalomas patschen sie durchs Wasser, buddeln Löcher: pure Lebensfreude! Ein Paar hat gleich vier Kinder dabei - alles Jungs, alle mit der gleichen Badehose - niedlich!

Ich wandere sechs Kilometer bis zur Promenade im Touristenort Playa del Ingles: Souvenirshops, Restaurants, Hektik. Durch eine Betonwüste schlage ich mich zurück Richtung Hotel. Der Süden Gran Canarias ist gezeichnet vom Massentourismus. Ein Hotel reiht sich ans andere. Froh tauche ich wieder ein in die Stille des "Atlantic View".

"Staycation" - neues Wort für "Nichts machen"  

Beim Frühstück sieht ein junges Paar eng umschlungen dabei zu, wie der Kaffee in die Tassen rinnt. Die beiden scheinen ihren Urlaub zu zweit sehr zu genießen. Ich bin der einzige Single, umgeben von Paaren, die meisten etwa Mitte 50. Doch auch einige Twens und Senioren sind hier, ebenso Familien mit erwachsenen Kindern, viele aus Skandinavien.

Wie die 28-jährige Johanna Heikkila, schlank, blond, in Sportklamotten. Die Schwedin macht mit ihren Eltern eine Woche Hotelurlaub. Sie sind Stammgäste, kommen jedes Jahr hierher und finden das Kinderfrei-Konzept gut.  "Ich liebe Kinder, aber im Urlaub bevorzuge ich auf jeden Fall Hotels ohne", sagt Johanna. Die Juristin arbeitet in Stockholm in einem Finanzunternehmen: "Das ist stressig genug. Im Urlaub mag ich meine Ruhe." Sie und ihre Eltern haben das Hotel kaum verlassen. 

 "Das Hotel an sich wird immer wichtiger, fast schon wichtiger als der Ort, an den ich reise", betont auch Manager Sascha Büsseler. Das passe gut zu einem Trend, der sich Staycation nennt. "Darunter versteht man Urlaub wie zu Hause mit allem Komfort, in stylischer Umgebung, mit gutem Essen und passenden Sport- und Wellnessangeboten. Also: sich fühlen wie zu Hause. Und wenn man zur angesprochenen Zielgruppe gehört, auch gerne ohne Kinder in einem Adults Only Hotel.“

Gran Canaria Adults Only-Hotels | Hotel Sunprime Atlantik View von Thomas Cook
Lobby des "Atlantic View“ mit skandinavisch inspirierter Einrichtung Bild: DW/C. Deicke

Endlich in Ruhe Sporteln

Zeit für eine Stunde Easy Yoga mit Hotel-Trainerin Lotta. Der Gymnastikraum ist voll, 15 Sportbegeisterte folgen konzentriert den Anweisungen der Schwedin. Hier im Hotel gibt es eine Palette kostenloser Angebote: Yoga, Wasser-Aerobic, Zirkel-und Core-Training, dazu Fitnessraum und Tennisplatz. Ein Wellness-Bereich gehört ebenfalls zum Hotel.

Wir meditieren, dehnen, spannen an. Eine Stunde Sport - ungestört! Zu Hause reicht es gerade für eine zehnminütige Fitness-App, wobei meine Übungen ausführlich von den Söhnen kommentiert werden.

Dezente Romantik und Drinks inklusive

Das Buffet beim Abendessen ist abwechslungsreich und hübsch dekoriert. Ich esse Gambas, grünen Spargel mit Schinken, gegrilltes Rinderfilet, Meeresfrüchte, Papaya. Kerzen brennen auf den Tischen, dezente Beleuchtung und im Preis enthaltene Getränke nonstop sollen die Paare in Stimmung bringen.

Gran Canaria Adults Only-Hotels | Hotel Sunprime Atlantik View von Thomas Cook
Im Hotelshop prominent platziert: Schnaps statt SchokoladeBild: DW/C. Deicke

Lange hatte ich nicht mehr so viel Ruhe - zum Lesen, Schreiben, mit Freunden zu telefonieren. Allerdings lacht hier auch selten jemand laut, ist übermütig und wild, wie es eben nur Kinder sein können. Dafür schreit und streitet auch niemand. An diesen seltsamen Zustand musste ich als Familienmensch mich erst gewöhnen, doch ich finde: Urlaub ohne Kinder kann sehr erholsam sein.

Hinweis: Der Beitrag entstand im Rahmen einer individuellen Pressereise mit Unterstützung von Thomas Cook.