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England und Frankreich weiter

Jens Krepela / Joscha Weber19. Juni 2012

England wirft die Ukraine mit einem Sieg aus dem Turnier, womit nun beiden EM-Gastgebern nur noch die Zuschauerrolle bleibt. Frankreich zittert sich weiter und bekommt es nun mit Spanien zu tun.

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England's Wayne Rooney, left, and Ukraine's Yevhen Khacheridi go for a header during the Euro 2012 soccer championship Group D match between England and Ukraine in Donetsk, Ukraine, Tuesday, June 19, 2012. (Foto:Matthias Schrader/AP/dapd)
Bild: dapd

Ein Tor des Rückkehrers Wayne Rooney hat England den Sieg in Gruppe D beschert: Das 1:0 (0:0) im Spiel gegen die Co-Gastgeber aus der Ukraine war aber schmeichelhaft, denn der Mannschaft von Oleg Blochin wurde ein reguläres Tor nicht anerkannt. Noch glücklicher waren die Franzosen, die schwer enttäuschten und trotz einer verdienten 0:2 (0:0)-Pleite gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden im Viertelfinale stehen. Die zuvor hoch gehandelten Starkicker aus Frankreich sind damit ihre Rolle als Geheimfavorit erst einmal los.

Ukraine verabschiedet sich

Wayne Rooney – seine Rückkehr ins englische Team nach abgesessener Rotsperre hatte die Diskussionen und die Schlagzeilen der Tage vor diesem Match bestimmt. Englands Coach Roy Hodgson ließ aber nie Zweifel aufkommen und brachte seinen Weltstar von Beginn an. Allerdings konnte Rooney zunächst kaum Akzente setzen, ihm fehlte sichtlich die Spielpraxis in diesem Turnier. Ohnehin zeigten sich die "Three Lions“ sehr passiv. Die Ukraine ergriff wie erwartet von Beginn an die Initiative. Vor allem mit Distanzschüssen waren die Gastgeber gefährlich. Yehven Konoplyanka zog von der Strafraumgrenze ab, seinen vielversprechenden Schuss konnte John Terry gerade noch abblocken (18.). Der Versuch von Oleh Gusyev aus 18 Metern strich nur knapp über die Latte (22). Nach einer knappen halben Stunde tauchte dann Rooney für England zum ersten Mal gefährlich vor dem Tor auf. Sein missglückter Kopfball ging rechts vorbei (28.).

Rooneys Treffer zählt, Devics Tor nicht

Englands Wayne Rooney trifft ins Tor der Ukraine (Foto: Reuters)
Rooney is back: Das englische Enfant terrible ist zurück auf dem Feld und trifft – zum Tor des Tages für EnlandBild: Reuters

Die zweite Spielhälfte begann mit einem Paukenschlag. Rooney rechtfertigte seinen Einsatz und erzielte das 1:0 für England. Steven Gerrard hatte den Ball von rechts scharf in den Strafraum gebracht. Der ukrainische Torhüter Andriy Pyatov konnte ihn nicht festhalten. Rooney war am langen Pfosten zur Stelle und köpfte den Ball locker ins Tor (48.). Danach starteten die Gastgeber wütende Angriffe, die zunächst wenig einbrachten. Dann aber gab es Aufreger im Minutentakt: Zunächst kam Artem Milevskiy nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball, setzte das Leder aber knapp drüber (60.). Dann fuhren die Ukrainer einen tollen Konter. Marko Devic überwand mit seinem Schuss Englands Keeper Joe Hart. Aber John Terry rauschte heran und grätschte den Ball aus dem Tor, allerdings hatte das Leder die Torlinie überquert (62.). Ein Fehlurteil des ansonsten guten Schiedsrichtergespanns aus Ungarn, auch der von der UEFA eigens neu eingeführte Torrichter lag bei dieser Entscheidung daneben. Sie sorgte für Empörung unter den vielen ukrainischen Fans unter den 48.000 Zuschauern in Donezk.

In dieser hitzigen Phase verpasste Ashley Cole die Entscheidung für England, Pyatov parierte seinen Schuss glänzend (68.). Kurz darauf konnte Pyatov auch Rooneys Kopfball aus acht Metern noch entschärfen (75.). Die Ukrainer versuchten mit viel Leidenschaft noch die Wende zu schaffen. Trainer Oleg Blochin brachte auch noch den Fußball-Helden des Landes, Andrej Schewtschenko, ins Spiel, doch die Angriffe der Ukrainer waren zu hastig und letztlich zu ungenau. Es blieb beim 1:0. Die englischen Fans feierten den Einzug ihres Teams ins Viertelfinale mit lauten Gesängen. Die große Mehrheit, die gelb und blau gekleideten ukrainischen Anhänger, gingen enttäuscht nach Hause.

Frankreich trotz blamabler Leistung weiter

Im zweiten Spiel der Gruppe D zwischen Schweden und Frankreich waren die Vorzeichen klar: Für die bereits vor der Partie ausgeschiednen Schweden ging es lediglich darum, sich würdig aus dem Turnier zu verabschieden. Für Frankreich spielte dagegen um den Gruppensieg, um ein Aufeinandertreffen mit Weltmeister Spanien im Viertelfinale zu vermeiden. Umso überraschender war, dass die Schweden das Spiel von Beginn an bestimmten. Während Frankreichs Stars um Ribéry, Nasri und Benzema wahlweise gehemmt oder nervös wirkten, sorgten die Schweden für Gefahr: Ola Toivonen umkurvte in der 10. Minute Keeper Hugo Lloris, traf aber aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten.

Franck Ribéry scheitert an Andreas Isaksson. (Foto: Reuters)
Kein Durchkommen: Franck Ribéry scheitert an Andreas Isaksson.Bild: Reuters

Die auffällige Passivität der Franzosen rührte offensichtlich von der Gewissheit, sich sogar eine knappe Niederlage leisten zu können. Fehlpässe und Unkonzentriertheiten prägten den diesmal holprigen Spielaufbau der “Bleus“, während die Schweden konsequent verteidigten und zur Freude ihrer knapp 20.000 stimmgewaltigen Fans angriffslustig blieben. Die "Équipe Tricolore" wirkte ideenlos und zunehmend frustriert von der Abwehrarbeit der dicht gestaffelten schwedischen Defensive: Selbst bei Starstürmer Karim Benzema von Real Madrid reichte es nur zu einem verkorksten Fernschuss weit neben das Tor (42.) und auch Franck Ribéry machte es bei seinem Schussversuch kurz darauf nicht besser (45.). Bezeichnend: Gerade einmal zwei von zehn französischen Schüssen kamen in der ersten Halbzeit auf das schwedische Tor.

Ibrahimovic' Taekwondo-Künste

Nach der Pause spielte Frankreich etwas motivierter, kam durch Benzemas Schlenzer zu so etwas wie einer Torchance (51.), blieb aber kurz darauf nur in der Rolle des staunenden Beobachters: Nach einer perfekten Flanke von Sebastian Larsson in den Strafraum knallte Schwedens Starstürmer Zlatan Ibrahimovic das Spielgerät per Seitfallzieher ins Tor zum 1:0 (54.). Die artistische Aktion von Ibrahimovic, der in seiner Jugend Taekwondo-Kämpfer war, war eines der schönsten Tore der EM. Zugleich leitete er eine Angriffswelle der Schweden ein: Mehrmals bewahrte Frankreichs Torhüter Lloris sein Team nun mit Glanzparaden vor einem noch höheren Rückstand. Den besorgte in der Nachspielzeit dann Sebastian Larsson mit einem Abstaubertor zum 2:0 (90+1.), das allerdings für Frankreich keine Folgen hatte. Insgesamt blieb Frankreich sehr viel schuldig, zeigte die mit Abstand schlechteste EM-Leistung und steht nach dem 0:2 nur mit viel Glück als Gruppenzweiter im Viertelfinale. Dort wartet Spanien auf die Franzosen, während es England mit Italien zu tun bekommt.

Das EM-Viertelfinale im Überblick:

Tschechien – Portugal (21.6.)

Deutschland – Griechenland (22.6.)

Spanien – Frankreich (23.6.)

England – Italien (24.6.)