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Kriminalität

Brandanschlag auf Haus von jüdischem Ehepaar

20. Mai 2019

Unbekannte hatten vor der Haustür der Eheleute Feuer gelegt. Mit dem Angriff nahe Hannover hat der Antisemitismus nach Ansicht des Zentralrats der Juden in Deutschland "im negativen Sinne eine neue Qualität erreicht".

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Deutschland Antisemitische Schmierereien in Niedersachsen
Auf die Eingangstür des Hauses in Hemmingen wurde das Wort "Jude" gesprühtBild: picture-alliance/dpa

Zentralratspräsident Josef Schuster betonte, es sei "in besonderem Maße erschreckend", wenn sich Juden in Deutschland in ihren Wohnhäusern nicht mehr sicher fühlen könnten. Das Feuer und die zusätzlichen Wandschmierereien riefen schreckliche Erinnerungen wach. "Dieser antisemitische Vorfall macht deutlich, wohin das derzeitige politische Klima führt. Wir müssen der Aggressivität Einhalt gebieten", verlangte Schuster.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover war in der Nacht zum Samstag eine Fußmatte vor der Haustür des Ehepaars angezündet worden. Zudem wurde mit roter Farbe im  Eingangsbereich das Wort "Jude" aufgesprüht. Der Staatsschutz ermittelt.

Keine öffentlichen Ämter

Laut Presseberichten lebten die Eheleute zurückgezogen und hatten in der jüdischen Gemeinde kein Amt inne. Sie bemerkten die Überreste des Feuers am frühen Morgen. Die Flammen waren eigenständig erloschen.

Auch der evangelische Landesbischof Ralf Meister und andere Repräsentanten aus Kirche und Politik reagierten entsetzt. Meister sagte in Hannover: "Ich bin erschüttert über den Hass, der in diesem Brandanschlag offen zutage tritt. Wir sind mit dem jüdischen Volk verbunden und verurteilen jede Form von Judenfeindlichkeit."

Politiker fordern Meldestelle

Auch Vertreter von SPD, CDU und Grünen äußerten sich bestürzt. Der niedersächsische CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer sprach von einem "feigen Anschlag auf uns alle und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung". Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler forderte die niedersächsische Landesregierung auf, einen Antisemitismus-Beauftragten einzusetzen und eine Meldestelle für judenfeindliche Vorfälle einzurichten.

Im vergangenen Jahr war in Niedersachsen die Zahl der antisemitischen Straftaten laut Innenministerium von 128 auf 99 gesunken. Bundesweit hatte ihre Zahl dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent zugenommen. 2018 wurden 1644 antisemitische Straftaten erfasst.

uh/stu (dpa, epd, afp)